Man kann nicht durch Köln laufen, ohne früher oder später auf ein Gebäude zu stoßen, das von Wilhelm Riphahn entworfen wurde. Wohl kein anderer Architekt hat das heutige (Nachkriegs-)Stadtbild von Köln so stark geprägt. Zu seinen Hinterlassenschaften gehört auch das Französische Kulturinstitut am Sachsenring. Das lädt am Tag des Offenen Denkmals (So 08.09.2024) Architekturinteressierte zum Besuch ein.
Von Christoph Mohr
Die Oper und das Schauspielhaus, die Bastei und das Britische Kulturinstitut („Die Brücke“), die Wohnsiedlung die „Weiße Stadt“ in Köln-Buchfort (1929-1932) und die Hahnenstraße, fast ein halbes Jahrhundert lang hat der gebürtige Kölner Wilhelm Riphahn (1889 – 1963) seine Heimatstadt mit seinen architektonischen Ideen geprägt.
Dabei ließ der 1889, also mitten im Wilhelminischen Kaiserreich geborene Baumeister die Architektur, mit der er aufgewachsen war, weit hinter sich. Nichts an seinen Bauten erinnert an Gründerzeit-Architektur. Stattdessen orientierte sich der junge Architekt an der niederländischen Gruppe De Stijl. Eine Neue Architektur, das Neue Bauen, sollte her, funktional an den Bedürfnissen der Bewohner ausgerichtet, formal eine in ihrer Funktionsweise lesbare Architektur. In den 1920er Jahren findet der junge Riphahn zu seiner Bauweise. Als sein Durchbruch gelten die 1923 eröffneten Straßenbahnwerkstätten in Köln-Weidenpesch, ein ganz an seine Funktionalität ausgerichteter Industriebau. Fast zeitgleich folgt die Bastei am Rheinufer, ein auch technisch kühner Bau, der deutschlandweit Aufmerksamkeit erregte.
Da sich Riphahn weigerte, Mitglied der NSDAP zu werden, bekam Riphahn während der Nazi-Jahre keine städtischen oder öffentlichen Aufträge mehr. Seine zweite große Stunde schlägt dann in den Nachkriegsjahren, in dem es gilt, das kriegszerstörte Köln wieder aufzubauen.
So ist Wilhelm Riphahn auch die Neugestaltung (ab 1947) der Hahnenstraße zu verdanken, die Neumarkt und Ring verbindet. Die Idee, eine Ost-West-Achse durch die südliche Altstadt zu brechen, hatten bereits die Nazis. Sie wollten eine siebzig Meter breite Prachtstraße, perfekt für Aufmärsche etc. Dies wurde zuerst von dem damaligen Oberbürgermeister Konrad Adenauer verhindert, dann fehlte während der Kriegsjahre das Geld. In den Trümmern des stark kriegszerstörten Kölns schaffte Riphahn dann etwas für Deutschland völlig Neues: eine Flaniermeile mit ein- oder zweigeschossigen Ladenlokalen.
An der Hahnenstraße (Nr 6) liegt auch ein weiterer wichtiger Riphahn-Bau: das Britische Kulturinstitut („Die Brücke“), in dem heute der Kölnische Kunstverein beheimatet ist. Dem Vorbild dieses Gebäudes folgt Riphahns Entwurf für das Französische Kulturinstitut am Sachsenring. Das Grundstück gehörte der Stadt Köln, Bauherr war die Universität Köln und Finanzier des Hausbaus der französische Staat. Seit seiner Fertigstellung im Januar 1953 wird das Gebäude vom Institut français genutzt.
Das Französische Kulturinstitut bietet am Tag des Offenen Denkmals (So 08.09.2024) zwei Führungen (13h und 15h) mit der Architektin Elke Beccard an, im Hauptberuf Geschäftsführerin des BDA (Bund Deutscher Architektinnen und Architekten) Köln. (Anmeldung erforderlich)
Im Anschluss (16 Uhr) lädt das Französische Kulturinstitut zu einer kleinen Riphan-Veranstaltung: Jörg Beste, Geschäftsführer des Architekturforums Rheinland, und der Kölner Stadtkonservator Dr. Thomas Werner sprechen über: „Wilhelm Riphahn Erbe in Köln: das Beispiel des Institut français Köln“.
Es ist eine schöne Geste des Französischen Kulturinstituts, sich auf diese Weise am Tag des Offenen Denkmals zu beteiligen. Man hätte sich das auch von anderen heutigen Nutzern von Riphahn-Gebäuden in Köln gewünscht. Insgesamt gibt am Tag des Offenen Denkmals, der deutschlandweit einmal im Jahr stattfindet, in Köln nicht weniger als 129 Angebote zum Besuch, darunter auch viele öffentliche Gebäude (31), die man oft zwar von außen kennt, aber nie wirklich besuchen kann. So auch das Französische Kulturinstitut.
An „normalen“ Tagen bietet das Französische Kulturinstitut Frankreich-Interessierten Sprachkurse und Veranstaltungen, eine Mediathek mit Büchern, Zeitungen und Zeitschriften, CDs und DVDs etc.
Köln | Institut français d’Allemagne (institutfrancais.de)
Hausherr ist gegenwärtig Etienne Sur, in Personalunion französischer Generalkonsul für Nordrhein-Westfalen mit Dienstsitz in Düsseldorf, Leiter des Französischen Kulturinstituts in Düsseldorf und Leiter des Französischen Kulturinstituts in Köln. Man fragt sich, wie der Mann das alles schafft.
Institut français Köln/Französisches Kulturinstitut
Sachsenring 77
50677 Köln
So 08.09.2024
Zwei Führungen (13h und 15h) mit der Architektin Elke Beccard
Anmeldung unter:
info.koeln@institutfrancais.de
Tel. : + 49 221 9318770
Gesprächsrunde „Wilhelm Riphahn Erbe in Köln: Das Beispiel des Institut français Köln“ mit Jörg Beste, Geschäftsführer des Architekturforums Rheinland und Stadtkonservator Dr. Thomas Werner.
16 Uhr, Eintritt frei
Tag des Offenen Denkmals (So 08.09.2024)
Nicht weniger als 129 Gebäude in Köln laden zum Besuch.
Die gesamte Liste finden Sie hier:
Denkmale in Köln (tag-des-offenen-denkmals.de)
Wer mehr wissen will
Britta Funck (Bearb.): Wilhelm Riphahn
Architekt in Köln. Eine Bestandsaufnahme.
(Katalog zur Ausstellung Wilhelm Riphahn – Architekt in Köln im Museum für Angewandte Kunst Köln vom 18. September 2004 bis 2. Februar 2005).
Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2004
(2. Auflage: 2012, ISBN 978-3-88375-881-7).
Wolfram Hagspiel
Der Kölner Architekt Wilhelm Riphahn. Sein Lebenswerk von 1913 bis 1945.
Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 1982
(zugleich Dissertation, Universität zu Köln, 1981).
ISBN 3-88375-017-4