Symbolbild Streitgespräch

Köln | Die Meldestelle für antisemitische Vorfälle im NS-Dokumentationszentrum hat im Jahr 2022 83 antisemitische Vorfälle in Köln dokumentiert. Im Vergleich zum Vorjahr, mit 55 Vorfälle, entspricht dies einem Anstieg von 50 Prozent. Die Stadt führt die steigenden Zahlen zumindest teilweise auf den wachsenden Bekanntheitsgrad der Meldestelle innerhalb der Stadtgesellschaft zurück.

Daniel Vymyslicky, Mitarbeiter der Meldestelle, erläutert: „Nicht nur wurden zahlenmäßig deutlich mehr Vorfälle als im Vorjahr gemeldet, die verzeichneten Formen des Antisemitismus waren außerdem deutlich gewalttätiger.“

In diesem Zusammenhang ist insbesondere der Brandanschlag auf das Friedhofsgebäude der Synagogen-Gemeinde Köln am 11. Mai 2022 zu nennen, der einen Vorfall „extremer Gewalt“ darstellt. Darüber hinaus wurden 2022 insgesamt drei Angriffe, zwei Bedrohungen, acht gezielte Sachbeschädigungen, vier Massenzuschriften und 65 Vorfälle der Kategorie „Verletzendes Verhalten“ dokumentiert. Ob in Form von verbalen Anfeindungen oder körperlichen Übergriffen: In Köln sind im vergangenen Jahr in insgesamt 30 Fällen Einzelpersonen antisemitisch angegangen worden. Dabei waren die Betroffenen in 27 von 30 Fällen jüdisch oder als solche adressiert (90 Prozent). Antisemitische Vorfälle gegenüber Einrichtungen wurden in 20 Fällen dokumentiert.

 Wo passieren solche Vorfälle

Die meisten Vorfälle, 24 Stück, ereigneten sich im vergangenen Jahr Vorfälle mitten auf der Straße. Zudem wurden an Erinnerungsorten zahlreiche antisemitische Vorfälle dokumentiert: Die Meldestelle registrierte hier einen deutlichen Anstieg – von sechs im Jahr 2021 auf 15 antisemitische Vorfälle im Jahr 2022.

Klassifiziert werden die Vorfälle auch nach deren inhaltlicher Erscheinungsform. Am häufigsten wiesen die dokumentierten Vorfälle Bezüge zum sogenannten „Othering“ (40 Vorfälle) auf, gefolgt vom Post-Schoa-Antisemitismus (30 Vorfälle), dem israelbezogenen Antisemitismus (28 Vorfälle) und dem modernen Antisemitismus (19 Vorfälle). Im Durchschnitt wurden 2022 sieben antisemitische Vorfälle im Monat gemeldet (2021: 4,5 Vorfälle im Monat).

Meiste Vorfälle in Kölner Innenstadt

Das Ergebnis der Meldestelle zeigt: Zwei von drei Vorfällen der dokumentierten Vorfälle passieren im Stadtbezirk Innenstadt. Ein Beispiel: Ein junger Mann wurde am 28. Oktober 2022 in der Schildergasse körperlich angegriffen – weil er eine Kippa trug. Im Interview mit der Meldestelle schilderte er seine persönliche Perspektive auf die erlittene Gewalttat.

Weitere Vorfälle ereigneten sich etwa in Ehrenfeld, Porz und Lindenthal.

Die Meldestelle für antisemitistische Angriffe in Köln: http://www.antisemitismus-melden.koeln/aktuelles

rs