Das Graffiti erinnert an die Protestnacht des 3.März 1933. Foto: Bopp

Köln | Wenn man in der Südstadt durch die Elsass-Straße unweit des Chlodwigplatzes spaziert, fällt dem Betrachter eine besondere Wandmalerei auf.

Und erst recht am heutigen 3. März. Denn dieses Datum, eine „Schnapszahl“, erinnert fürs Veedel an dieser Stelle an einen beherzten Protest mutiger Kölner gegen das Nazi-Regime. Er gilt als der letzte der Kölner Arbeiterklasse gegen die Hitler-Diktatur.

Kölner Südstadt: Gedenktafel erinnert an Auseinandersetzung mit der SA

Es kam zu Tumulten, als die Nazis ihre Macht demonstrieren wollten und wenige Wochen nach der Machtergreifung in Berlin und unmittelbar vor der nächsten Reichstagswahl mit einem Marsch auch hier, in der Hochburg der Arbeiterklasse, krakeelend durch die Straße zogen.

Die Herren in Braun wurden aus den oberen Etagen u.a. mit Mülltonnen, Blumentöpfen, gefüllten Nachttöpfen und Flaschen beschmissen. Dazu setzte es eine Schlägerei und es gab Prügel für die SA-Schergen.

Die Gedenktafel an der Wand erinnert an den Aufstand gegen die SA am 3.3.1933.

Doch das Ganze hatte ein Nachspiel: Die herbeigerufene „Schutzpolizei“ sperrte die Straße ab, schoss in die Fenster. Bei anschließenden Hausstürmungen wurden 70 Bewohner festgenommen, einige misshandelt.

Der damals sechsjährige Franz Lottner hielt die „Schlacht“ in Erinnerungen später fest: „Ich kam mit meiner Mutter aus dem Kolonialwarenladen, da hörten wir Marschmusik in unserer Straße. Dann begann auch schon die Schlacht. Als alles vorbei war und die Polizei mit SS-Männern die Kontrolle übernommen hatte, wurde unsere Wohnungstür aufgebrochen. Ein SS-Mann mit Pistole kam herein und warf den Schrank um, in dem wir auch unser Geschirr aufbewahrten. Vieles zerbrach. Alle Bewohner der Elsaßstraße erhielten drei Tage Hausarrest. Die Kinder durften nicht zur Schule gehen. Wer nichts zu essen im Haus hatte, der hatte Pech gehabt und musste auf die Hilfsbereitschaft der Nachbarn hoffen.“

Der Aachener Künstler Klaus Paier hat das Wandbild, das inzwischen ein eingetragenes Denkmal ist, 1990 geschaffen.

Heute heißt es auf der Gedenktafel dazu: „Der Aufstand in der Elsass-Straße mahnt uns zur Wachsamkeit und Einigkeit im Widerstand.“