v.l.: Kölner Polizeipräsident Falk Schnabel, Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer, Leiter der Ermittlungsgruppe Markus Weber und Seckins Bruder, Basri Caglar. Sie sind auf der Suche nach dem Mörder der 16-jährigen Seckin Caglar. Cold Case Ermittler rollten den Fall 2023 nochmals auf. | Foto: Grümer.

Köln | Nach 31 Jahren haben Cold Case Ermittler den Mord an der 16-jährigen Seckin Caglar in Köln-Poll neu aufgerollt. Die Polizei Köln und die Staatsanwaltschaft sucht nun nach Zeugen des Vorfalls und nach dem Mörder der 16-Jährigen. Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer, Leiter der Ermittlungen, Markus Weber, Polizeipräsident von Köln, Falk Schnabel und der Bruder des Opfers, Basri Caglar versammelten sich heute an der Haltestelle „Salmstraße“ an der vor 31 Jahren die Tat passierte und wandten sich an die Öffentlichkeit.

Was passierte am 16. Oktober 1991 in Köln Poll?

Die damals 16-jährige Seckin Caglar machte sich am Abend des 16. Oktober 1991 auf den Heimweg und verließ ihre Ausbildungsstätte auf der Siegburger Straße in Köln-Poll. Gegen 18.40 Uhr stieg sie an der Haltestelle “ Salmstraße“ in die Stadtbahn Linie 7. Nur zwei Minuten später verließ das Mädchen die Bahn an der Station “ Poll-Autobahn“, wo sie üblicherweise ein Familienmitglied abholte. Seckins Vater verpasste an dem Abend seine Tochter um wenige Minuten und wartete vergebens. Erst am nächsten Morgen fand man wenige Meter von dem Ort, wo sie die Bahn verlassen hatte, Seckins Leiche, entblößt und erdrosselt hinter einem Gebüsch auf dem Heimweg.

Die Polizei und Staatsanwaltschaft suchen Seckins Mörder

Mit Hängeflyern in der KVB-Stadtbahnlinie 7 sucht die Polizei Köln nach Informationen zum Cold-Case Fall Seckin Caglar in Köln-Poll. | Foto: Grümer

Seit dem 8. März ruft die Polizei Köln die Bevölkerung mit weiteren Aktionen mit Plakaten und Flyern zur Mithilfe auf. In den vergangenen Tagen waren zudem uniformierte und zivile Beamt:innen in einer Plakat-Aktion in Köln Poll unterwegs. Zeitgleich befinden sich in den Stadtbahnen der KVB-Linie 7 Hängeflyer mit einem QR-Code, um so auch Stadtbesucher und Berufspendler zu erreichen.

Die Sache muss angeschoben werden, so Markus Weber, Leiter der Ermittlungsgruppe. Es sei wichtig, jetzt Druck aufzubauen und Werbung zu machen, um den Mörder der 16-jährigen Seckin zu finden. Er bittet zudem Bürger:innen, die Hinweise haben, sich bei dem Ermittlerteam zu melden. Man müsse jetzt den Druck auf den Täter ausüben. „Wir lehnen uns nicht zurück. Wir sind ihm auf den Fersen.“, sagte Weber heute.

„Wenn ein Mädchen schreit, dann muss jemand etwas gehört haben.“

Basri Caglar, Bruder von Seckin, war heute zudem anwesend. Mit trübem Blick schaute er die meiste Zeit auf den Boden. “Der Fall nimmt mich immer noch mit,” erklärte er. So etwas könne man nicht vergessen. “Es war ein Tag, an dem meine Kindheit zerstört wurde.”  Er erzählte, dass er damals auf sich allein gestellt war, da er seine Eltern nicht auf die Tat ansprechen konnte. Sie seien am Boden zerstört gewesen.

Caglar sei froh, dass die Polizei und Staatsanwaltschaft Köln den Fall erneut aufrollen. Zudem wandte er sich an die Bürger und Anwohner aus Köln-Poll: “ Es ist eine ruhige Gegend um die Haltestelle herum. Wenn ein Mädchen schreit, dann muss jemand etwas gehört haben. Ich bitte euch, schweigt nicht, sondern meldet euch bei der Polizei.”

Der Cold Case von Köln Poll: 355 Männer zur Speichelprobe

Zudem setzen das Kriminalisten-Team, rund um Leiter Markus Weber, zusammen mit der Staatsanwaltschaft Köln auf eine DNA-Reihenuntersuchung. Diese soll Aufschluss über den Täter geben und neue Erkenntnisse zu dem Verbrechen liefern. Grundlage für den Massengentest ist ein vom Amtsgericht Köln erlassener Beschluss.

In den Fokus der Kriminalbeamten rückten nun als erstes 355 Männer, die zum Tatzeitpunkt zwischen 14 – 75 Jahre alt waren und einen Bezug zum Stadtteil Poll hatten. Dieser Personenkreis wurde mit einem persönlich adressierten Einladungsschreiben aufgefordert, eine Speichelprobe abzugeben. Die Termine finden am 18.und am 26. März ab 10 Uhr statt.

„Dass ihr Mörder seit mehr als 31 Jahren nicht ermittelt wurde, ist bis heute eine große Belastung für die Familie. Ein Anspruch also an uns, weiterzumachen und neuen Spuren nachzugehen. Aufgeben ist keine Option“, so Weber in einem schriftlichen Statement. Weber verdeutlichte heute: „Wir lehnen uns nicht zurück, wir sind dem Täter auf den Fersen!“ Er erklärte zudem, dass die Ermittler durch Aktionen wie die Flyer in der KVB-Stadtbahn-Linie 7 Druck auf den Täter aufbauen wollen. Er sagte ausdrücklich: „Bitte meldet Hinweise, auch wenn es noch so aussichtslos scheint.“

Bremer erklärte, dass die Technik in der heutigen Zeit die DNA-Reihenuntersuchung ermögliche. Die Speichelproben seien freiwillig, doch er betonte, dass Leute die sich weigern, eine DNA-Untersuchung durchführen zu lassen, zwar nicht gleich Verdächtige seien, doch diese Personen genauer ins Visier der Ermittler geraten könnten.

Zu dem genauen Täterprofil konnte Weber nicht viel sagen. Es sei auf Daten aus der damaligen zeit zurückgegriffen worden. Menschen, die damals im engeren Umkreis des Tatorts gewohnt haben, Bauarbeiter, die zu der zeit dort gearbeitet haben und auch Verstorbene werden genauer unter die Lupe genommen. Die Ermittler gehen von einem Mann aus, der zur damaligen Tatzeit jünger gewesen sein könne. Eine genaue Altersspanne könnten die Ermittler noch nicht einschätzen.

rs, agr