Den Arztpraxen mangelt es vor allem an Personal, wie Dr. Beate de Ruiter im Interview schildert. Foto: Augenzentrum-Bayenthal.de

Köln | Die oft dramatischen Verhältnisse und Notstände in den Krankenhäusern waren und sind in der Pandemie stets Thema. Doch wie schaut der medizinische Alltag in der Praxis einer niedergelassenen Ärztin im Veedel aus?

Wir haben Augenärztin Dr. Beate de Ruiter aus Köln-Bayenthal zu ihrer Sicht der Dinge und nach ihren Erfahrungen in der Corona-Krise gefragt.

Wie erleben Sie im Vergleich zur „Vor-Corona-Zeit“ den Alltag in Ihrer Praxis ?

de Ruiter: Bei wesentlich höherer Arbeitsbelastung – viele Patienten sind 2 1/2 Jahre nicht gekommen und hieraus ergibt sich teilweise notfallmäßig Handlungsbedarf – bereitet die gravierende Personalkrise in Praxis und Krankenhaus die größten Sorgen.

Während andere mit Milliarden € gestützt werden, sind die operierenden Augenärzte im OP-Honorar drastisch gekürzt worden. Die Krankenschwestern und -pfleger werden ebenso vernachlässigt. Eine große Kündigungswelle durchzieht den Krankenhaus OP und die Praxis. Die anfallende und wichtige Arbeit ist kaum mehr zu bewältigen.

Dr. Beate de Ruiter

Wie bewerten Sie persönlich die Arbeit von Prof. Dr. Karl Lauterbach als Gesundheitsminister?

de Ruiter: Gar nicht so schlecht im Hinblick auf das Corona-Management. Die Bearbeitung der Arbeitsbedingungen MEINER Situation -Praxis und Krankenhaus-: katastrophal!!

Was sind die größten Probleme, denen Sie sich stellen müssen derzeit?

de Ruiter: Die Personalkrise.

Der einzige Vorteil von Corona ist, dass sich Online-Webinare durchgesetzt haben

Augenärztin Dr. Beate der Ruiter

Wird zu viel über die Situation in Kliniken und zu wenig über die bei niedergelassenen Ärzten gesprochen?

de Ruiter: Beides wäre wichtig zu besprechen und v.a. die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Das bleibt völlig aus oder ist bei mir GAR NICHT spürbar.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach warnt wegen Corona vor einem schwierigen Herbst. Foto: Bopp

Haben Sie genug Zeit, um Fortbildungen selbst zu machen?

de Ruiter: Nur online. Das aber intensiv und regelmäßig. Der einzige Vorteil von Corona ist, dass sich Online-Webinare durchgesetzt haben. Fachlich-inhaltlich gut, keine Ansteckungsgefahr, keine CO2 Verschwendung durch Reiserei – eine gute Neuerung. Wird von mir oft und gerne genutzt.

Haben sich die Patienten verändert ?

de Ruiter: Es gibt zum Beispiel auffällig viele kompliziertere Operationen, da viele Patienten von Stadium her sehr spät zur OP kommen. Corona-bedingt.