Peter Bialobrzeskis „Habiat“ umfasst die 2008 entstandene Serie „Case Study Houses“ (Manila), die 2009 erstellte Studie „Informal Arrangements“ (Johannesburg) und die kürzlich realisierte Arbeit „Nail Houses“ (Shanghai), die im Forum für Fotografie erstmals in Auszügen der Öffentlichkeit präsentiert wird. In „Case Study Houses“ porträtiert Bialobrzeski die ärmlichen Behausungen des unmittelbar am Strand von Baseco, nahe dem Hafen Manilas zwischen zwei Containerterminals entstandenen "shantytown". Gezeigt werden aus Zivilisationsmüll und Strandgut zusammengeschusterte Hütten, die trotz ihrer offenkundigen Ärmlichkeit von einem ‚menschlichen’ Gestaltungswillen zeugen.

Politisch hat sich etwas getan, ökonomisch nicht
Die 2009 entstandene Serie „Informal Arrangements“ widmet sich dagegen den Innenräumen der Slumhütten von Kliptown bei Johannesburg, eine Siedlung in unmittelbarer Nähe des für die WM 2010 errichteten Fußballstadions. An diesem Ort beschloss 1955 der „Volkskongress“ die Freiheitscharta („Freedom Charter“), die Demokratie, Gleichberechtigung und Menschenrechte forderte. Diese Charta der Anti-Apartheid-Bewegung gehört bis heute zu den politischen Basisdokumenten des Afrikanischen Nationalkongresses. Bialobrzeskis Fotografien wollen deutlich machen, dass sich zwar politisch etwas getan hat, ökonomisch jedoch nur sehr wenig.

Bis zuletzt den Abriss zu verhindern suchen
Schließlich zeigt Bialobrzeski in seiner neuesten Serie „Nail Houses“ Aufnahmen von  baufälligen Häusern in China, die zum Abriss freigegeben sind. Die scheinbaren Ruinen, schaut man sie nach Einbruch der Dunkelheit an, weisen durch ein Licht im Fenster oder einen Lichtreflex unter der Tür darauf hin, dass sie noch bewohnt sind. Als "Nail Houses" bezeichnet man in China Häuser, deren Bewohner bis zum letztmöglichen Zeitpunkt den Abriss ihres Heims zu verhindern suchen.

Peter Bioalobrzeski wurde 1961 in Wolfsburg geboren. Er studierte zunächst Soziologie und Politik in Braunschweig, anschließend von 1988 von 1993 an der Folkwangschule Essen Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Fotografie sowie von 1991 bis 1992 am London College of Printing. Seit 1994 ist er Mitglied der unabhängigen Bildagentur „laif“ in Köln, seit 1997 Mitglied der Deutschen Fotografischen Akademie.  Neben journalistischen Arbeiten verwirklichte er  mehrere eigene Projekte. International bekannt wurde er durch die Ausstellung und das Fotobuch „Neon Tigers“; für dieses Projekt erhielt er 2003 den World Press Photo Award in der Rubrik “Kunst”. Bioalobrzeski arbeitet unter anderem für GEO, die New York Times und Spiegel. Seit 2002 ist er Professor für Fotografie an der Hochschule für Künste in Bremen. Peter Bioalobrzeski lebt in Hamburg.

Infobox:
Peter Bialobrzeski: Habitat
14. Januar – 11. März 2012
Forum für Fotografie,
Schönhauser Straße 8, Köln

Öffnungszeiten:
Mi bis Fr: 14:00 bis 18:00 Uhr
Sa: 12:00 bis 18:00 Uhr
So: 12:00 bis 16:00 Uhr

Eintritt: 2 Euro, Kinder: 1 Euro