Köln | Die Handwerkskammer zu Köln will ihren rund 33.000 Mitgliedsbetrieben die Notwendigkeit zur Digitalisierung der Handwerkswirtschaft deutlich machen. Workshops sollen dafür sorgen, dass der digitale Anschluss nicht verpasst wird. Gleichzeitig fordert die Kammer von Kommunen und Netzbetreibern, den Ausbau der Internet-Infrastruktur in Gewerbegebieten voranzutreiben.

Statt der Fixierung auf „Industrie 4.0“ muss die gesamte mittelständische Wirtschaft erreicht werden, so die Handwerkskammer. Man benötige eine „Handwerkswirtschaft 4.0“. Um Handwerksbetriebe bei der Erstellung ihrer Homepage und bei der Nutzung der social media zu unterstützen, hat die Kölner Handwerkskammer ihre Unternehmensberatung ausgebaut.  Diplom-Kaufmann Andreas Gerdau, Unternehmensberater bei der Kammer, ist auf Kommunikation, social media und Werbung spezialisiert. 31 Seminare zu den neuen Informations- und Kommunikationstechniken hat die Unternehmensberatung der Kammer in den vergangenen drei Jahren angeboten, auf diese Weise seien mehr als 500 Handwerker geschult werden. Dieses Angebot will die Kammer im Laufe des laufenden Jahres noch ausbauen, für 2015 sind 20 Work-shops und Seminare zu den digitalen Medien geplant. Die Stelle des Unternehmensberaters Gerdau wird von der „Zu-kunftsinitiative Handwerk“ des Landes Nordrhein-Westfalen mitfinanziert.

Gleichzeitig kritisiert Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Kammer, die nordrhein-westfälische Landesregierung, die für den Ausbau des schnellen Internets bis zum Jahr 2020 nur 70 Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung stellen will. Hingegen beabsichtige Bayern, den Breitbandausbau bis 2018 mit zwei Milliarden Euro zu fördern, so Weltrich.

Nach Weltrichs Überzeugung sind bei diesem Thema auch die Kommunen gefordert. Daher hat die Handwerkskammer die drei Oberbürgermeister der Region und die Bürgermeister der 50 kreisangehörigen Städte und Gemeinden angeschrieben, mit dem Appell, „möglichst schnell eine flächendeckende, lückenlose Versorgung der Gewerbebetriebe mit leistungsfähigen Datenleitungen sicherzustellen“. Hierzu schlägt die Handwerkskammer vor, dass sich Kommunen bei Verhandlungen mit Internet-Anbietern über den Breitbandausbau zusammenschließen: Den Netzbetreibern sollten die dichter besiedelten und daher von ihnen gewünschten Gebiete nur dann überlassen werden, wenn sie sich gleichzeitig zur Herstellung schneller Internetverbindungen in den weniger dicht besiedelten Gebieten verpflichten. Die Handwerkskammer regt in einem „10-Punkte-Katalog zur Digitalisierung der Handwerkswirtschaft“ zudem an, dass sich die von einer unzureichenden Breitbandversorgung betroffenen Gewerbetreibenden vor Ort zu Aktionsbündnissen zusammenschließen sollten, um Druck auf die Netzbetreiber auszuüben.

Auch was verwaltungstechnische Abläufe anbelangt, will man seitens der Kammer stärker auf Digitalisierung bauen, so etwa durch Teilnahme an dem Projekt „eGewerbe NRW“, das die Online-Übermittlung von Gewerbemeldedaten vorsieht. „Die Mitwirkung an diesem Pilotprojekt zum elektronischen Austausch der Gewerbemeldedaten ist uns leider versagt worden, weil unser kommunaler Counterpart – das ist, weil unser Hauptsitz in Köln ist, die Stadt Köln – nicht mitzog“. so Weltrich. Auch hinsichtlich des elektronischen Austauschs von Gewerbemeldedaten hat sich die Handwerkskammer an alle 53 Städte und Gemeinden in ihrem Bezirk gewandt und sie um eine Forcierung der elektronischen Kommunikation gebeten.

Autor: dd | Foto: Falko Matte/Fotolia
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