700 Kinder und Jugendliche brauchten schnelle Hilfe
Im Jahr laufen etwa 18.000 Meldungen bei dem Kölner Jugendamt über gefährdete Kinder und Jugendlich ein. In rund 2.000 Fällen werden die Mitarbeiter tatsächlich tätig. Dabei werden an jedem Tag etwa zwei Kinder oder Jugendliche von ihren Familien getrennt. Dies gab heute das Jugendamt in Köln bekannt. Insgesamt mussten im vergangenen Jahr knapp 700 Kinder und Jugendliche kurzfristig aufgenommen werden. Ist ein Kind direkt gefährdet, greift das Jugendamt noch am selben Tag ein. Bis zu 48 Stunden können die Kinder zu ihrem Schutz ohne gerichtlichen Beschluss von ihren Eltern getrennt werden. Meistens stimmten Eltern und Kinder der befristeten Trennung jedoch zu. So wären 2010 nur 197 Anträge auf Entzug der elterlichen Sorge gestellt worden. Noch viel häufiger würden die Familien bei ihren Problemen Zuhause betreut und unterstützt. Inzwischen melden sich rund 60 Prozent der Betroffenen von sich aus beim Jugendamt, weitere Meldungen kommen von Nachbarn, Schulen und Kindergärten.

Neben direkten Schutzmaßnahmen führt das Jugendamt eine Vielzahl an Beratungsangeboten durch. So können Familien sich Hilfe bei Schwierigkeiten zwischen Eltern und Kindern, bei Problemen rund um die Trennung oder Scheidung der Eltern oder auch bei einem Streit um das Sorgerecht der Kinder Hilfe holen. Unterstützung erfahren Familien auch bei schulischen Problemen der Kinder, bei Gewalterfahrungen, Abhängigkeiten von Suchtmitteln, finanziellen Problemen, Vernachlässigung oder sexuellem Missbrauch. „Ziel ist es immer, Eltern und Kinder zu unterstützen“, betonte heute Kölns Jugenddezernentin Agnes Klein.

Steigende Fallzahlen dank mehr Aufmerksamkeit
Insgesamt half das Kölner Jugendamt 2010 6.043 Familien. Damit stieg die Zahl der Fälle seit 2003 deutlich an. Vor sieben Jahren vermeldete das Amt nur 4.970 Fälle. „Das bedeutet jedoch nicht, dass die Situation in den Kölner Familien problematischer geworden ist“, betonte heute Klein. Vielmehr ging sie davon aus, dass Betroffene, aber auch Nachbarn und Schulen deutlich häufiger als noch vor ein paar Jahren das Amt alarmierten. „Die öffentliche Aufmerksamkeit ist deutlich angestiegen“, so Klein. Das läge auch daran, dass inzwischen jeder Kindergarten und jede Schule einen eigenen Ansprechpartner für derartige Fälle habe. Dagegen sei die Dunkelziffer, so die Hoffnung, wohl weiter gesunken.

Wird das Jugendamt angerufen, erstellen Sozialpädagogen im Amt zunächst mit den betroffenen Familien einen so genannten „Hilfeplan“ mit ganz persönlichen Zielen. Mit der Betreuung der Familie wird anschließend ein freier Träger betraut. Je nach Fall treffen sich Betreuer, die Familie und das Jugendamt dann einmal in der Woche, im Monat oder im Jahr. Festgestellt wird in diesen Gesprächen, was erreicht werden konnte und welche Hilfeleistungen weiter nötig sind. Durchschnittlich werden Familien etwa zweieinhalb Jahre unterstützt. Je nach Situation kann die Unterstützung auch nur wenige Monate oder aber fünf bis sechs Jahre dauern. Alle Fälle werden dabei im Jugendamt und beim freien Träger von mehreren Mitarbeitern geprüft. So soll verhindert werden, dass ein Gefährdungsrisiko falsch eingeschätzt wird.

129 Millionen Euro für Hilfe und Prävention
Insgesamt hat das Jugendamt im vergangenen Jahr 129 Millionen Euro für Hilfeleistungen und Präventionsmaßnahmen ausgegeben – etwa 26 Prozent mehr als noch 2033. Gerne würde Klein noch mehr Gelder für Präventionsmaßnahmen investieren, um die Zahl der Hilfeleistungen langfristig reduzieren zu können. „Allerdings handelt es sich dabei nicht um Pflichtaufgaben des Amtes“, so Klein. Gerade in finanziell schwierigen Zeiten bliebe daher für Prävention kaum Geld. Die Maßnahmen zur Erziehungshilfe und zum Schutz von Kindern und Jugendlichen sind für das Amt eine Pflichtaufgabe. Dabei unterstützt das Jugendamt Familien im gesamten Stadtgebiet. Betroffen seien dabei arme, reiche, bildungsnahe und bildungsferne Schichten gleichermaßen.

Rund um die Uhr schnelle Hilfe für gefährdete Kinder finden Betroffene oder Dritte unter den folgenden Nummern:
Innenstadt: 0221/ 221-91999
Rodenkirchen: 0221/ 221-92999
Lindenthal: 0221/ 221-93999
Ehrenfeld: 0221/ 221-94999
Nippes: 0221/ 221-95999
Chorweilter: 0221/ 221-96999
Porz: 0221/ 221-97999
Kalk: 0221/ 221-98999
Mülheim: 0221/ 221-99999

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung