Das Rautenstrauch-Joest-Museum bietet seinen Besuchern eine spannende Reise zu den Kulturen der Welt. Foto: Eppinger

Köln | Prominent in unmittelbarer Nähe zum Neumarkt gelegen, bietet das Rautenstrauch-Joest-Museum seinen Besuchern eine spannende Reise zu den Kulturen der Welt. Schon der große indonesische Reisspeicher im Foyer beeindruckt die Gäste im modern gestalteten Haus. Er stammt von der Insel Sulawesi und ist ein elf Meter langer Pfahlbau aus Holz, Bambus und Rotang.

Das einzige städtische ethnologische Museum in NRW befindet sich seit 2010 im neu gebauten Kulturquartier, zu dem auch das Museum Schnütgen mit seiner mittelalterlichen Kunstsammlung und der Veranstaltungssaal der Volkshochschule gehört. Die heute 65.000 Objekte aus Ozeanien, Afrika, Asien und Amerika umfassende Sammlung des Rautenstrauch-Joest-Museums gehört zu den zehn größten und bedeutendsten in Deutschland und wird auf einer Fläche von 3600 Quadratmetern präsentiert.

Erweitert wurde diese durch den Erwerb der Sammlung des Künstlers Klaus Clausmeyer mit ozeanischer und afrikanischer Kunst. Zuletzt sorgte das Museum durch die Rückgabe der Benin-Bronzen an Nigeria und die Sonderausstellung „Resist! Die Kunst des Widerstands“ für positive Schlagzeilen. Seine Direktorin Nanette Snoep wurde gerade mit dem Kenneth-Hudson-Award, einem bedeutenden Museumspreis, ausgezeichnet.

Rautenstrauch-Joest-Museum geht auf zwei Kölner Familien zurück

Zurück geht das heutige Museum auf zwei Kölner Familien. Die Rautenstrauchs stammten ursprünglich aus Straßburg. Ludwig Theodor Rautenstrauch war Wildhäute-Importeur. Sein Sohn Eugen übernahm als Kommerzienrat das Geschäft. Verheiratet war er mit Adele Joest (1850-1903), Tochter des Zuckerfabrikanten Eduard Joest. Adeles jüngerer Bruder Wilhelm Joest unternahm als Geograf zahlreiche Weltreisen und baute so seine ethnologische Sammlung mit mehr als 3400 Exponaten auf, die seine Schwester nach dessen frühen Tod erbte und nach Köln bringen ließ.

1899 schenkte Adele Rautenstrauch der Stadt die außergewöhnliche Sammlung. Nach dem Tod ihres Mannes stiftete die Mäzenin zudem das Kapital zum Bau eines neuen Völkerkundemuseums am Ubierring, das 1906 eröffnet wurde. Das Familiengrab befindet sich an der Mittelachse des Melatenfriedhofs.

Bis zur Eröffnung des Kulturquartiers mit seinen beiden Museen mussten die Kölner allerdings lange warten. Der Gebäudekomplex an der Cäcilienstraße wurde 2010 nach achtjähriger Bauzeit auf dem Gelände der ehemaligen Josef-Haubrich-Kunsthalle eröffnet. Schon im ersten Jahr kamen mehr als 300.000 Besucher in die beiden neugestalteten Museen.

Allerdings gab es auch immer wieder Probleme im großen Gebäudekomplex. Das Museum Schnütgen geht übrigens ebenfalls auf einen Kunstsammler und Stifter zurück – auf den Kölner Theologen Alexander Schnütgen (1843-1918), der seine 6500 Stücke umfassende Kunstsammlung 1906 der Stadt vermachte.

In der nächsten Folge unserer Köpfe-Serie blicken wir auf ein Kölner Original – den Gastronomen Hans „Lommi“ Lommerzheim und seine Deutzer Gaststätte.