Köln | Wer das Lommerzheim nicht kennt und zum ersten Mal an der Kneipe an der Siegesstraße 18 in Deutz vorbeikommt, hat nicht den besten Eindruck. Der Zahn der Zeit hat deutlich an der Fassade mit ihren Holzsprossenfenstern seine Spuren hinterlassen. Auch grün-rote Schild mit der Aufschrift „Dortmunder Actien-Bier – Gaststätte Lommerzheim“ hat wohl bessere Zeiten gehabt.
Trotzdem ist dieser Ort eine echte Institution und sein Wirt Hans „Lommi“ Lommerzheim (1930-2005) war es auch. Gerne wird die Geschichte erzählt, dass der damalige US-Präsident Bill Clinton im Rahmen eines Köln-Besuchs seine Begleiter gebeten hat, ihm einen Platz in der authentischen Kölner Traditionskneipe unweit seiner edlen Residenz im Hyatt zu reservieren.
Die Antwort von Lommi lautete „Nä, dat jeit nit!“, weil er befürchtete, dass seine Stammgäste wegen der hohen Sicherheitsanforderungen hätten draußen bleiben müssen.
Hans Lommerzheim war ein wortkarger Wirt
Auch sonst war der Wirt bei seinen Gästen ziemlich eigen. Er galt stets als überaus wortkarg und konsequent. Er machte keine Unterschiede zwischen Präsidenten, Managern und Arbeitern. 45 Jahre lang, von 1959 bis Silvester 2004 führte er mit seiner Frau Annemie das Lokal, in dem seine Eltern bereits seit 1945 in dem Haus ohne Dachstuhl eine Gastwirtschaft betrieben hatten.
Neben den Eigenheiten des Chefs hatten seine extradicken XXL-Koteletts Kultstatus. Donnerstags und freitags gab es zudem Hämmchen. Das Dortmunder Actien-Bier hat es unter Lommi übrigens nie gegeben, er setzte auf das leckere Kölsch seiner Heimatstadt.
Lommi arbeitete früher als Köbes im Päffgen
Auch wenn die Fassade in die Jahre gekommen war, die fast schon museale Gemütlichkeit im Innern überzeugte nicht nur Stammgäste. Dass nach mehrjährigem Leerstand heute das Kölsch wieder aus den Zapfhähnen fließt, in der Brauerei Päffgen zu verdanken, wo Lommi einst als Köbes gearbeitet hat. 2008 wurde das Lokal in Anlehnung an die Einrichtung der alten Gaststätte renoviert und für die Gäste wieder zugänglich gemacht.
