Köln | Wie ein mächtiger Palast wirkt das Kaufhaus im Herzen der Kölner Innenstadt – es liegt genau an dem Ort, an dem mit der Schildergasse und der Hohe Straße zwei der meist frequentierten Einkaufsstraßen Deutschlands und Europas aufeinandertreffen.
Nach den Lockdowns und der strengen 2G-Regelung ist dort inzwischen wieder etwas mehr Leben eingekehrt. Entspannt schlendern die Kunden durch die Etagen der heutigen „Galeria“. Ihr Ursprung liegt bei einem umtriebigen Kölner Unternehmer, der an diesem Ort einst sein Stammhaus hatte, das nach dem Kriegsende Kaufhof wurde.
Ein Unternehmer mit Weitblick
Dessen Name Leonhard Tietz ist heute fast komplett aus dem Stadtbild verschwunden. Er wurde 1849 in der Provinz Posen geboren. 1879 eröffnete er in Stralsund sein erstes, 25 Quadratmeter großes Textilgeschäft. 1882 folgte ein ähnliches Geschäft in Elberfeld, wo eine Vielzahl der Lieferanten von Tietz ihre Heimat hatten.
Nur drei Jahre später ging der Unternehmer im aus Elberfeld und Barmen entstandenen Wuppertal mit einem Mehrsparten-Warenhaus nach französischen Vorbild an den Start, weil ihm sein ursprüngliches Ladenlokal deutlich zu klein geworden war. Tietz. An der Herzogstraße wurde auch die Zentrale des Unternehmens angesiedelt, das inzwischen über mehrere Filialen verfügte.
Die Basis von Tietz großen unternehmerischen Erfolgs, war die von ihm im deutschen Einzelhandel eingeführte Praxis, hochwertige Produkte zu festen Preisen bei Barzahlung zu verkaufen. Zudem räumte er den Kunden ein Umtauschrecht ein. In seiner späteren Wahlheimat Köln entstand 1891 ein 180 Quadratmeter großes Warenhaus an der Hohe Straße.
Ein weiteres Warenhaus folgte in Aachen. Seit 1893 befand sich der Sitz des Unternehmens in der Domstadt. Es erhielt 1905 die Rechtsform einer Aktiengesellschaft. Ein Neubau an der Hohe Straße wurde ab 1914 zum Stammhaus des Konzerns, der Anfang der 1930er Jahre 15.000 Mitarbeiter an 43 Standorten beschäftigte. Die Unternehmensleitung hatte inzwischen Tietz Sohn Alfred Leonhard Tietz übernommen.
Das Ende der Wirtschaftsdynastie Tietz besiegelten die Nationalsozialisten, die auf die sogenannte „Arisierung“ der jüdischen Kaufhäuser drängten. Aus der Leonhard Tietz AG wurde die Westdeutsche Kaufhof AG. Die jüdische Familie musste ihre Anteile unter Wert an Banken abgeben.
Ähnlich erging es auch den Hertie-Eigentümern, die ebenfalls zur Familie Tietz gehörten. Die Familie selbst musste emigrieren. An den Gründer erinnert bis heute die Leonhard-Tietz-Straße unweit des Neumarkts, wo sich lange die Kaufhof-Hauptverwaltung befand. Nach der Verschmelzung von Kaufhof und Karstadt im Jahr 2019 laufen die Geschäfte heute unter dem Markennamen „Galeria“.
DIE SERIE „KÖLNER KÖPFE UND ORTE“
In der Serie „Kölner Köpfe und Orte“ blicken wir auf Persönlichkeiten in der langen Geschichte der Domstadt. Diese hat Feldherren und Politiker genauso hervorgebracht wie herausragende Wirtschaftsführer und Sportler oder bekannte Künstler und Kulturschaffende.
In der ersten Folge drehte sich alles um einen Reitergeneral, der zur Legende wurde: https://www.report-k.de/der-reitergeneral-und-die-hochnaesige-magd/
In der zweiten Folge wird ein Mann beleuchtet, der die Kölner Museenlandschaft nachhaltig prägte: Der Kunstsammler und Gelehrte Ferdinand Franz Wallraf
https://www.report-k.de/koelner-namen-und-orte-der-kunstsammler-und-gelehrte-ferdinand-franz-wallraf/
Ein Kölner Komponist erlangt Weltruhm Jacques Offenbach: https://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-ein-koelner-komponist-mit-weltruhm/
Der Kölner Bundeskanzler – Konrad Adenauer: https://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-konrad-adenauer/
Kölns Stadtgründerin Agrippina: https://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-die-koelsche-stadtgruenderin-am-rathausturm/
Der Mann mit dem Denkmal vor der Universität zu Köln – Albertus Magnus: https://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-albertus-magnus/
Wer war Edith Stein? https://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-edith-stein/
Die große Trude Herr: https://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-trude-herr/
