Alle Athletinnen und Athleten der im Dezember letzten Jahres gegründeten LG ASV Deutsche Sporthochschule lud alle Athletinnen , Athleten, Trainer und Eltern zum 1. Anti-Doping-Workshop ein. Wie wichtig dieser Dialog ist zeigte schon die Fragerunde nach einem Vortrag von Doping-Experte Prof. Dr. G. Treutlein. Eine Mutter erzählte aus dem Alltag. Als ihr Sohn ein Leistungsportler krank wurde, druckte die Familie zwar die aktuellen Listen der Antidoping-Agentur aus dem Internet aus, aber der betreuende Hausarzt war schlichtweg überfordert die Familie und den jungen Leistungssportler richtig zu beraten.

Acht Schmerztabletten vor dem Start
Die Ursachen warum Sportler dopen sind vielfältig, das zeigte Prof. Treutlein deutlich auf. Es ist die Gesellschaft, die Druck ausübt, es ist aber auch die eigene Psyche, die Sportkollegen. Oftmals ist es auch Unwissenheit, so sind etwa in 20 Prozent vieler Nahrungsergänzungmittel für Sportler Dopingmittel enthalten. Diese Kontamination würde zu einer positiven Dopingprobe führen. Lifestyle, Fitnessdrogen, aber auch Schmerzmittel werden heute einfach konsumiert. Besonders erschreckend auch Auszüge aus Formularen, die Sportler bei Dopingproben abgeben. Zwar waren diese Sportler Dopingfrei, aber einer nahm 38 andere Mittel. Bei Muskelkater oder Schmerzen werden gerne einmal hohe Dosen Schmerzmittel, so etwa acht Aspirin vor einem Marathon genommen. Alle die am Workshop teilnehmen lehnen diese Praxis ab. Eine französische Studie aus dem Jahr 2006 wies rund 500 tote Sportler aus. Treutlein forderte auch eine Studie für Deutschland. In kommerziellen Fitness-Studios scheint Doping besonders schlimm zu sein. Bei einer Untersuchung stellte man fest das teilweise 50 Prozent der Sportler dopen.

Mündige Athleten gefordert
Treutlein fordert den "mündigen Athlet" und "Prävention ohne pädagogisch erhobenen Zeigefinger". Doping ist Betrug, gesundheitsschädlich, ein klarer Verstoß gegen die Chancengleichheit und habe eine Selbstzerstörungstendenz für den einzelnen Sportler, aber auch für den Sport als Ganzes, so Treutlein. Der Professor forderte auch die Politik auf für sauberen und glaubwürdigen Sport einzutreten, denn die Selbstreinigungskräfte des Sports werden nicht ausreichen.

Der wettkampf soll wieder im Vordergrund stehen
Jürgen Roters, von Köln-Marathon hinterfragte in der Podiumsdiskussion auch die Rahmenbedingungen in denen Sport stattfindet. So würden Olympianormen immer mehr nach oben geschraubt, die man dann nur noch unter dem Einsatz von Doping erreichen kann. Anstatt über einen tollen Wettkampf meinen wir uns nur noch über Rekorde freuen zu können. Harald Rösch, ASV Sportdirektor brachte das Beispiel Marathon: Kaum jemand von uns könne einem Top-Athleten folgen, der einen Marathon in 2:11 läuft, aber wir sind enttäuscht, wenn ein Marathon nicht die Rekordmarke 2:10 unterböte. Rösch forderte wieder mehr Freude am Wettkampf von Mann gegen Mann, oder Frau gegen Frau. Michael Sauer machte den jungen Sportlern klar, dass Spitzensport auch besondere Verantwortung bedeutet: "Der Freizeitsportler darf am Samstag kiffen und am Sonntag kicken, der Profi nicht". Thema bei den jungen Sportlern war auch der richtige Umgang mit den Medien, zum Beispiel wenn man einen plötzlichen Leistungssprung verzeichnet. Das Podium machte deutlich, dass man als Sportler auch lernen muss richtig zu argumentieren. Rösch sieht im Kampf gegen Doping aber auch die Medien in der Pflicht nicht immer Rekorden hinterherzujagen.

Wenn man die hoffnungsvollen Ansätze sieht und die Sporthochschule Richtung Aachener Straße verläßt ist man allerdings ein wenig irritiert. In Sichtweite zur Sporthochschule leuchtet einem die Anzeigentafel eines Gastronomiebetriebes entgegen: "Doping-Sportsbar". Witzig ist das mittlerweile nicht mehr…

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung