Köln | Medizinforscher haben an der Kölner Universitätsklinik weitere Erkenntnisse über die genetischen Ursachen von Brust- und Eierstockkrebs gewinnen können. Die Ergebnisse sind bereits in die Routinediagnostik überführt.

Wie das nordrhein-westfälische Ministerium für Kultur und Wissenschaft am heutigen Montag berichtete, sind die Forschungen am Kölner Landesklinikum bahnbrechend und ein „weiterer Durchbruch in der Krebsforschung“.

Gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam haben die Kölner Forscher neue genetische Risikofaktoren für den erblichen Brust- und Eierstockkrebs entdeckt. Diese können nun genutzt werden, um gesunden Frauen eine maßgeschneiderte und ihrem persönlichen Risiko angepasste Vorsorge und Früherkennung anzubieten.

Etwa 30 Prozent aller familiären Brustkrebserkrankungen sind auf Veränderungen in bestimmten vererbbaren Genen zurückzuführen. 20 Jahre nach der Entdeckung der bisher bekannten Risikogene BRCA1 und BRCA2 haben die Forscherinnen und Forscher nun neue Risikogene entdeckt. Zusätzlich wurden 313 weitere genetische Faktoren identifiziert, die Einfluss auf Erkrankungswahrscheinlichkeit haben.

Erkenntnisse sind bereits in der Umsetzung

Die Überführung der Erkenntnisse in die medizinische Versorgung hat bereits begonnen. So ist das BRIP1, das als Hochrisikogen für den erblichen Eierstockkrebs identifiziert wurde, bereits als Kerngen in die Routinediagnostik aufgenommen worden. „Durch die Kenntnis der erblichen Ursachen von Brustkrebs ist es möglich, gezielt präventive Medikamente zur Verhinderung des Ausbruchs der Erkrankung zu identifizieren.

So bietet das Kölner Zentrum zum Beispiel ab Herbst 2018 eine erste medikamentöse Prävention für Trägerinnen einer BRCA1-Mutation an und leitet diese weltweite Studie in Deutschland“, sagt Prof. Dr. Rita Schmutzler, Direktorin des Zentrums Brust- und Eierstockkrebs an der Uniklinik Köln und Koordinatorin des Deutschen Konsortiums Familiärer Brust- und Eierstockkrebs.

Hoffnung für die Betroffenen

„Die Erkenntnisse der Kölner Forscherinnen und Forscher bringen die Krebsmedizin einen großen Schritt voran. Sie liefern eine verbesserte Risikovorhersage für alle Frauen und helfen, Erkrankungen durch eine individuelle Vorsorge früh zu erkennen – oder sogar zu verhindern. Zugleich unterstreichen sie die Forschungsstärke der Uniklinik Köln in der Gendiagnostik und in der Personalisierten Medizin“, sagte Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen.

Brustkrebs ist in Deutschland die häufigste Krebsart – jährlich erkranken daran bundesweit über 70.000 Frauen, über 17.000 sterben daran. Gleichzeitig ist Brustkrebs die Krebserkrankung, die in den meisten Fällen heilbar ist, wenn sie rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft unterstützt die gesamte Spannbreite der krebsmedizinischen Forschung in Prävention, Diagnostik und Therapie. Hierzu gehört auch die Etablierung des Cancer Centers Cologne Essen (CCCE) und der Aufbau des Exzellenz-Netzwerks Krebsmedizin NRW.

Das Landesministerium hat das Projekt zur Identifizierung neuer Risikogene für Brust- und Eierstockkrebs mit rund 400.000 Euro gefördert. Durchgeführt wurde es vom Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs der Uniklinik Köln.

Autor: bfl
Foto: An der Kölner Uniklinik wird weiter nach den Ursachen und Zusammenhängen von Krebserkrankungen geforscht. Nun deutet sich ein weiterer Durchbruch an.