Die Ausstellung widmet sich dem Werk des Fotografen. Foto: Bopp

Köln | Unter seinem Künstlernamen Chargesheimer wurde der Kölner Fotograf Karl-Heinz Hargesheimer weit über die Kölner Stadtgrenzen hinaus bekannt. Eine Ausstellung des Rheinischen Bildarchivs unter dem Titel „Chargesheimer fotografiert Jazz“ zeigt den Blick auf ein spannendes Kapitel Kölner Musikgeschichte.

Zu einer gewissen Berühmtheit schafften es seine Fotobücher, in denen er den Alltag der Kölner genauso festhielt wie Blicke auf die Stadt in den 50er und 60er Jahre, die so heute nicht mehr möglich sind.

Seine ikonischen Porträtaufnahmen werden bis heute bewundert und anerkannt. Mit einem bissigen Porträt des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer auf dem Titelblatt des Spiegels sorgte der Kölner bundesweit für Schlagzeilen.

„Chargesheimer fotografiert Jazz“ zeigt neue Seite des Fotografen

Eine Ausstellung des Rheinischen Bildarchivs im neuen Archivgebäude am Eifelwall zeigt nun eine neue, unbekannte Seite des Fotografen. Unter dem Titel „Chargesheimer fotografiert Jazz“ öffnet die Schau den Blick auf ein spannendes Kapitel Kölner Musikgeschichte. Vom Cool Jazz der 50er Jahre bis zur Musik der großen Kölner Jazz-Big-Bands der 60er Jahre reicht das Spektrum.

Das Interesse von Chargsheimer für den Jazz wurde vor allem durch die Begegnung mit dem Kölner Jazz-Enthusiasten und -Produzenten Gigi Campi geweckt. Er hielt in seinen Fotografien Proben und Konzerte genauso fest, wie er Vorlagen für Plattencover schuf. Zu seinen Motiven zählen dabei junge Kölner Jazzmusiker genauso wie die internationalen Stars der Szene wie Louis Amstrong, Chet Baker, Sidney Bechet, Duke Ellington, Ella Fitzgerald oder Billie Holiday, denen Chargesheimer bei deren Gastspielen in Köln begegnete.

Gefunden wurden die Aufnahmen im umfangreichen Nachlass von Chargesheimer, den die Stadt im Jahr 1978 angekauft hat. Dazu zählen 2640 Positive und mehr als 40.000 Negative im Mittelformat, die zum Bestand des Rheinischen Bildarchives gehören. Ihre Erschließung erweist sich als echte Herausforderung. Gelagert wurden die Filme von Chargesheimer in Schuhkartons, welche der Fotograf eher intuitiv sortiert hat und die nur marginal beschriftet worden sind.

Dabei gibt es für die Mitarbeiter des Rheinischen Bildarchivs immer wieder Überraschung, die wie im aktuellen Fall auch eine komplette Sonderausstellung hervorbringen können. Spannend ist dabei vor allem der Kontrast zwischen dem Negativ und dem Bild als Vintageprint, das durch die Bearbeitung durch den Fotografen in der Dunkelkammer entstanden ist.

Von einem Foto des Künstlers Chargesheimer wurde auch ein Puzzle für Kinder hergestellt. Foto: Bopp

Die aktuelle Schau war ursprünglich schon für das vergangene Jahr im Lichthof des Spanischen Baus des Rathauses zum Start der ersten Kölner Jazzweek geplant. „Mein Ausgangspunkt waren im Jahr 2020 148 Negative auf 16 Filmen, die Künstler des Cool Jazz in den 50er Jahren zeigen. Das erschien mir als zu wenig Material, um daraus eine Ausstellung in einem so großen Raum zu machen. Deshalb habe ich nach weiteren Negativen in unserem Bestand gesucht. 613 zum Thema Jazz habe ich gefunden. Sie reichen bis in die späten 60er Jahre“, erinnert sich Kuratorin Evelyn Bertram-Neunzig an ihre aufwendige Arbeit für die Ausstellung, bei der sie auch immer wieder auf die Unterstützung von Zeitzeugen angewiesen war, um Musiker und die Orte der Aufnahmen zu identifizieren.

Spannend ist dabei auch der Blick auf die großen Kölner Big Bands der 60er Jahre, von denen sich zwei in der Schau wiederfinden. Das waren zum einen die Musiker der Kenny Clarke – Franky Boland Big Band, die Chargesheimer auch für einen Tag bei ihrer Arbeit im Rhenus-Studio begleiten konnte. Zu sehen ist außerdem die Kurt Edelhagen Big Band zum Beispiel bei einer Probe im Hamburger Funkhaus. Der Blick fällt zudem auf berühmte Gastmusiker wie Caterina Valente, die der Fotograf auf seinen Aufnahmen festhielt.

Bei Chargesheimer gab es auch den Plan, ein Fotobuch zum Jazz zu veröffentlichen, in dem er die Ästhetik und den Sound in seinen Bildern widerspiegeln wollte. Dazu ist es allerdings durch den Tod im Jahr 1971 nicht mehr gekommen. Dafür ist jetzt anlässlich der Sonderausstellung ein besonderer Bildband im Emons-Verlag erschienen. Er enthält weitere 100 Bilder, die in der Ausstellung nicht zu sehen sind, sowie Texte, die Hintergrundinformationen zur Kölner Jazzkultur liefern. Alle der rund 800 neu entdeckten Aufnahmen stehen in der digitalen Bilddatenbank des Rheinischen Bildarchivs zur Verfügung.

Von links: Britta Schmitz Dr. Johanna Gummlich, Dr. Evelyn Bertram-Neunzig

„Chargesheimer fotografiert Jazz“ kooperiert mit Kölner Jazzweek

Zur Ausstellung, die mit der Kölner Jazzweek kooperiert, gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Kuratorenführungen, Kinderführungen sowie Führungen zu verschiedenen Themen. Auch während der Jazzweek, die vom 18. bis 20. August in Köln stattfindet, sind Kurzführungen geplant. Zur Ausstellung gibt es außerdem eine Playlist, bei der man mittels QR-Codes die passende Musik beim Rundgang für den Kopfhörer abrufen kann. Für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren werden zudem Archivboxen mit einem Foto-Memory, mit Puzzles sowie einem Quiz zur Ausleihe während des Ausstellungsbesuchs zur Verfügung gestellt.

Service: Die Ausstellung „Chargesheimer fotografiert Jazz“ läuft noch bis zum 4. September im Rheinischen Bildarchiv (Historisches Archiv) am Eifelwall 4. Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag, Freitag 9 bis 16.30 Uhr sowie mittwochs 9 bis 19.30 Uhr. Das Buch zur Ausstellung: Evelyn Bertram-Neunzig: Chargesheimer fotografiert Jazz – Köln 1950-1970, Emons-Verlag, 220 Seiten, 35 Euro. www.rbakoeln.de