Köln | Das Museum Schnütgen kann ab heute die acht Propheten in ihrer Dauerausstellung begrüßen. Ursprünglich im Hansasaal des historischen Rathauses zu Hause, können Besucher die Holzfiguren, die den Ratsherren der Stadt bereits im Mittelalter Hinweise für ihre Regierungsführung gaben, im Museum bewundern. Im Rahmen der Reihe „Museum Schnütgen IM FOKUS“ sollen auch in Zukunft Ausstellungsstücke der Dauerstellung in den Mittelpunkt gerückt werden. Doch vorerst stehen die acht Propheten im Mittelpunkt, die den Westflügel der Cäcilienkirche schmücken.
„Nimm langsam Rat, dann eil zur Tat“
Die acht Holzfiguren verhalten sich anders als andere Skulpturen, die eher geradlinig und starre Gesichtszüge und Positionen zeigen. „Die Besucher können die Bewegtheit der Figuren erleben“, so Iris Metje des Museums Schnütgen. „Es wirkt fast, als würden die Figuren miteinander kommunizieren oder als wollten sie etwas kommunizieren“, so Moritz Woelk, Direktor des Museums. Seit 1448 sollten die acht Propheten genau dies tun und die Ratsherren der Stadt Hinweise für ihre Regierungsführung geben. Mit Sätzen wie „Nimm langsam Rat, dann eil zur Tat“ und „Das gemeinsame Beste ist dem persönlichen immer vorzuziehen“ hielten sie den Bürgervertretern ihre Verantwortung vor Augen.
„Die Propheten waren in einem schlechten Zustand“
Lange Zeit schmückten die imposanten Propheten nun den Hansasaal des Historischen Archivs. „Aufgrund der klimatischen Verhältnisse und der Tatsache, dass es sich um einen öffentlichen Raum handelt, befinden sich die Holzfiguren in einem schlechten Zustand“, so Moritz Woelf. Unter anderem um die Holzfiguren entsprechend der erforderlichen Bedingungen lagern zu können, wurden die Propheten als Dauerleihgabe an das Museum Schnütgen übergeben. Die Lücke im Hansasaal wird demnach durch Replike gefüllt. Im Museum finden sie eine neue Präsentationsform – Nicht nebeneinander aufgereiht, sondern vermeintlich in einem Gesprächskreis, kann der Betrachter sich frei zwischen den Figuren bewegen und somit die Bewegtheit der Figuren erleben.
Verbundbrief aus dem Historischen Archiv
Neben den Prophetenfiguren werden stellt die Präsentation Hauptwerke der Skulpturen um 1400 zusammen und zeigt erste Wiederherstellungen des Historischen Archivs. Darunter der Verbundbrief von 1396, in dem die neue politische Ordnung festgehalten ist, die bis zum 18. Jahrhundert das Stadtbild prägte. Erst diese Stadtverfassung führte letztendlich zur Erneuerung des Rathauses und zur Entstehung der Prophetenfiguren. „Ich freue mich, dass wir nach dem Einsturz des Archivs endlich wieder die eigentliche Arbeit eines Archivs übernehmen können, Museen auszustatten“ so Bettina Schmidt-Czaia, Leiterin des Historischen Archivs. Neben dem Verbundbrief werden weitere Textdokumente des Historischen Archivs zu sehen sein. Aufgrund des empfindlichen Materials, die eine Lichteinstrahlung von maximal vier Wochen zulässt, wird die Präsentation jedoch zeitlich begrenzt sein.
Aus der eignen Sammlung zeigt das Museum darüber hinaus die berühmte Palerbürste und den Wilden Mann, eine kleine Skulptur aus der Abschlusswange eines mittelalterlichen Chorgestühls. Leihgaben aus dem Kölern Dom und dem KOLUMBA Kunstmuseum des Erzbistum Köln runden die Ausstellung ab.
Infobox
Museum Schnütgen, Studiensammlung
Cäcilienstraße 29-33
„Museum Schnütgen IM FOKUS“
Autor: Henriette Hohm