Die Zeit rennt weg
Das Projekt, ehemalige Zwangsarbeiter einzuladen, die zwischen 1933 und 1945 in Köln waren, gibt es bereits seit 1989. Zunächst wurde jährlich eine Gruppe eingeladen, seit 2001 zweimal jährlich, 24 Gruppen waren bereits in Köln. "Uns rennt die Zeit weg," sagt der ehemalige Lehrer Christian Welke von der Projektgruppe. Sie besteht aus 20 engagierten Kölnern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Kölner Zwangsarbeiter dem Vergessen zu entreißen, ihnen eine Würdigung zukommen zu lassen und wenn möglich bei Ansprüchen auf Zwangsarbeiterentschädigung zu helfen. 499 Anfragen konnte man bereits positiv beantworten und eine entsprechende Bescheinigung ausstellen, die notwendig für den die Entschädigung ist. Vor kurzem erst schrieb die Projektgruppe einen offenen Brief an die Fraktionen im Deutschen Bundestag, dass Zwangsarbeit nicht verjähre und deshalb der Endtermin 31.12.2006 für Entschädigungsanträge aufgehoben werden solle.

Projekt für die Nachwelt
Gemeinsam mit dem Kölner NS-Dokumentationszentrum, Verein EL-DE-Haus e.V., recherchiert die Projektgruppe aus einer 24.000 Namen umfassenden bundesweiten Datenbank die ehemaligen Zwangsarbeiter und gestaltet für den 14. bis 22. Mai 2006 ein Programm für die 16 polnischen Gäste, das von der Stadt Köln unterstützt wird. Ob die Mittel auch für 2007 zur Verfügung stehen, ist noch nicht klar. Der Haushaltsbeschluss steht noch aus. "Wir hoffen, dass es nur noch eine Formsache ist", so Welke. Immerhin könne man auf eine reichhaltige Arbeit zurückblicken. Ohne das Projekt wüsste man in Köln nichts über Zwangsarbeit. Im Rahmen des Pionierprojektes wird nicht nur eingeladen sondern auch interviewt, Bilder werden ausgetauscht und alte Haft- und Arbeitsstätten besucht, auch ein Schulbesuch mit Diskussion steht an. Alles wird minutiös in einer Datenbank für die Nachwelt festgehalten.

Irgendwann wird das Projekt in seiner Form auslaufen. "Das biologische Ende ist in Sicht. Aber die Leute, die in persönlichen Gesprächen mit den Zwangsarbeitern viel erfahren haben, werden als ihr Gedächtnis funktionieren", so Welke. So ist auch die Zukunft der Erinnerung gesichert – wenn auch in neuen Formen.

Björn Troll für report-K.de / Kölns Internetzeitung