Köln | Das Kölnische Stadtmuseum benötigt ein Interim. Dazu traf der Rat der Stadt Köln im Dezember 2018 eine Entscheidung, dass das ehemalige Kaufhaus Franz Sauer anzumieten sei. Eigentlich sollte das Kölnische Stadtmuseum dort schon 2019 einziehen. Aber davon ist es weit entfernt. Die Kölner FDP kritisiert und titelt „Ein Interim ohne Interim“. Die Stadtverwaltung versucht aufzuklären.

Die Stadtverwaltung geht aktuell davon aus, dass Ende 2021 das Interim des Kölnischen Stadtmuseums bezogen werden kann und damit auch zu diesem Zeitpunkt erst Besuche im Interim möglich wären. Der Ideenwettbewerb wie die Dauerausstellung am neuen Ort aussehen könne, sei Ende Januar 2020 abgeschlossen worden. Ausgewählt wurde „Neo.Studio Neumann Schneider Architekten“ aus Berlin.

Nach dem Ratsbeschluss habe die Stadt Ende April 2019 mit dem Eigentümer des Kaufhauses Sauer den Mietvertrag abgeschlossen. Dieser habe im Spätsommer 2019 einen Bauantrag bei der Stadt Köln eingereicht. Die Stadt rechnet mit einer Baugenehmigung im Oktober 2020 und spricht von komplexen brandschutztechnischen Fragestellungen und Problemen bei der Herstellung der Barrierefreiheit. Allerdings gebe es bereits Baubesprechungen zwischen den maßgeblich Beteiligten.

Der Eigentümer so die Stadt, plane mit einer Bauzeit von mindestens einem halben Jahr, wobei sich dies durch die Corona-Pandemie noch einmal verlängern könne. Derzeit sei geplant die Arbeiten im Juni 2021 abzuschließen. Die Stadt habe aber erst dann Mietzahlungen zu leisten, wenn sie die Immobilie beziehe.

Dass noch nicht einmal mit dem Umbau begonnen worden sei kritisiert die Kölner FDP. In einer Mitteilung heißt es, dass auch die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs noch nicht vorgestellt worden seien. Lorenz Deutsch MdL, Mitglied im Kulturausschuss des Rates erklärt schriftlich dazu: „Wir erleben ein Interim ohne Interim, aber mit hohen Interimskosten! Die Stadt hat das ehemaligen Kaufhaus Sauer vor über einem Jahr angemietet. Entgegen mehreren Ankündigungen wird dieses Gebäude noch nicht hergerichtet oder gar genutzt. Bezahlt wird es aber schon. Das ist ein Skandal! Warum dauert selbst eine solche – letztlich überschaubare – Maßnahme wieder viel länger als gedacht und angekündigt? Es wird jetzt wirklich Zeit, dass das Kölnische Stadtmuseum die Aufmerksamkeit erfährt, die die Kölner Stadtgeschichte erfordert. Oberbürgermeisterin und Kulturdezernentin müssen sich persönlich einbringen und für Tempo sorgen!“

Zu den Kosten schreibt die Stadt: „Die Kostenschätzungen des Jahres 2018 sind nicht mehr für alle konsumtiven Leistungen außerhalb des Bereichs der Dauerausstellung aktuell. Zum einen muss man von einer Preissteigerung im Rahmen des Bauindexes von 2018 zu 2021 ausgehen, zum anderen gab es im Bereich der museumspezifischen Nutzungen (Restaurierungswerkstätten, Graphische Sammlung, versch. Arbeitsbereiche) dringend erforderliche Zusätze, die 2018 noch nicht absehbar waren bzw. erst im Laufe der Bauuntersuchungen zu Tage traten. Hierzu zählt vor allem das Thema der Klimatisierung, auch und gerade im Bereich der Dauerausstellung. Das Haus Sauer verfügt lediglich über eine, dazu nicht funktionstüchtige, Lüftungsanlage und über keinerlei Klimatisierung und auch nicht über eine Alarmtechnik, wie sie für den musealen Betrieb Vorschrift ist. Auch bei den Themen Barrierefreiheit, Brandschutz und Fluchtwege musste in den Planungen erheblich nachgebessert werden. Manche dieser zusätzlichen Maßnahmen sind vom Eigentümer zu bezahlen, ein kleinerer Teil vom Stadtmuseum, da es sich um rein museumspezifische Belange handelt.“ Die zusätzlichen Kosten könnten aber aus dem Budget des Stadtmuseums kompensiert werden, sagt die Stadtverwaltung.

Autor: dts
Foto: Hier war das Stadtmuseum jahrzehntelang untergebracht