Köln | Das Kölnische Stadtmuseum zeigt in einer Sonderausstellung in seinem „Kubus“ auf der ersten Etage eine sogenannten Kranbalken in Form eines sich würgenden Mannes aus dem 18. Jahrhundert, der über einem Gasthaus in der ehemaligen Hahnengasse in Köln prangte und über Umwege durch Süddeutschland in den Besitz des Museums gelangt war. Durch Spenden von Mitgliedern der Freunde des Kölnischen Stadtmuseums konnte die Figur, die gleichzeitig die Funktion eines Lastenaufzugs hatte, nun restauriert werden und ist vom 13. März bis 11. Mai 2014 ausgestellt.

Aus fast jedem Haus in der Kölner Altstadt ragte seit dem 16. Jahrhundert ein sogenannter Kranbalken, ein massiver Holzbalken, meist aus Eichenholz gefertigt, der wie eine Art Flaschenzug dazu benutzt wurde, um schwere Lasten in den Speicher unter dem Dach eines Hauses zu transportieren. Zu den besonders prächtigen zählt das große Exemplar von einem Wirtshaus an der Hahnenstraße, das nun im Stadtmuseum ausgestellt wird. Es entstand Anfang des 18. Jahrhunderts – in der rätselhaften Gestalt eines sich selbst würgenden Mannes mit malerisch wehendem Mantel. Im Zuge der 1939 angelegten Ost-West-Achse fielen zwischen Hahnentor und Neumarkt zahlreiche alte Gebäude dem Abbruch zum Opfer, so auch das Haus mit der Nummer 43.

Bevor dessen Kranbalken 2001 in die Sammlung des Kölnischen Stadtmuseums kam, befand er sich zwischen 1940 und 1963 in einer Kölner Gaststätte am Rudolfplatz. In der Folgezeit zierte er den Außenbereich der Fassade eines Wohnhauses in Süddeutschland. Dort allerdings mit der Rückseite an die Wand angebracht und nicht, wie ursprünglich horziontal von einem Dachfirst abstehend. Das auf der Rückseite der Figur eingearbeitete Rad, über das ursprünglich ein starkes Seil oder Tau geführt wurde, war mit einem Eisennagel unterhalb er Figur angebracht und mit der Aufschrift „Anno 1308“ versehen worden. In die Mundhöhle des sich würgenden Mannes, durch die ursprünglich das Seil nach unten geführt worden war, hatte man – wohl ebenfalls in den 60er Jahren – eine aus Plastilin geformte Zunge angebracht, die die Figur dem Betrachter entgegenstreckte. Ebenfalls war, so Andrea Habel-Schablitzky, leitende Restauratorin des Stadtmuseums, eine nicht mehr vorhandene Nasenspitze der Figur aus Plastilin nachgeformt worden.

Da der Kranbalken über lange Zeit in Gebrauch war, sei er mehrmals überstrichen worden, so die Restauratorin weiter. Deshalb könne man nicht mit Gewissheit sagen, wie die Figur ursprünglich bemalt gewesen sei. Wie die Figur nach Süddeutschland gelangt war, ist nicht bekannt. Sie war dem Museum im Jahre 2001 zum Kauf angeboten worden. Ebenfalls ein Rätsel gibt die Darstellung des sich selbst würgenden Mannes auf. Die Kuratorin und Leiterin der Grafischen Sammlung, Rita Wagner vermutet im Zusammenhang mit der Darstellung des Mannes mit seinem ausgeprägten Schnurrbart und der orientalisch anmutenden Kleidung eine Verbindung zu den Janitscharen, einer Eliteeinheit im osmanischen Heer, das sich seit der Niederlage bei Wien im Jahre 1683 auf dem Rückzug befand.

[infobox]Sonderausstellung
„Der geheimnisvolle Kranbalken. Aus der Restaurierungswerkstatt des Kölnischen Stadtmuseums“
13. März bis 11. Mai 2014
Kölnisches Stadtmuseum
Zeughausstraße 1 – 3

Das Kölnische Stadtmuseum ist ein Städtisches Museum, das sich mit der Historie der Stadt auseinandersetzt.

[/infobox]

Autor: dd
Foto: Andrea Habel-Schablitzky, leitende Restauratorin des Stadtmuseums mit dem Kranbalken im „Kubus“.