"Die Koelnmesse ist wieder auf Wachstumskurs", betonte heute Herbert Marner, Geschäftsführer der Koelnmesse. Für das vergangenen Jahr belaufe sich der Konzernumsatz auf 237 Millionen Euro. Damit konnte der Rekord aus dem Jahr 2009 mit 229 Millionen Euro noch einmal verbessert werden. Möglich wurde dies, so erklärte heute Gerald Böse, vor allem durch die Expo in Shanghai. Denn dort organisierte die Koelnmesse den deutschen Pavillon. Dabei erlebte die Messe nicht nur bezüglich ihres Umsatzes 2010 ein Rekordjahr. Im vergangenen Jahr organisierte das Unternehmen mit 86 Messen so viele wie nie zuvor. Darunter waren 13 Premieren und 25 Gastveranstaltungen in Köln. Mit 33 Messen und Ausstellungen im Ausland konnte die Koelnmesse zudem ihr Auslandsgeschäft weiter stärken. Insgesamt besuchten rund 1,85 Millionen Menschen eine der Messen in Köln oder weltweit.

Mieten sorgen für Verlust
Insgesamt lag der Bilanzverlust der Messe dennoch bei 12,8 Millionen Euro. 2009 belief er sich noch auf 19,9 Millionen Euro. Schuld daran, dass die Messe trotz ihrer guten Umsätze weiterhin rote Zahlen schreibt, sind laut Marner die Finanzkrise und die hohen Mietzahlungen. Allein für die Nordhallen und das Congress-Centrum Nord zahlt die Koelnmesse eine Miete in Höhe von 22,7 Millionen Euro an die Oppenheim-Esch-Fonds. Derzeit wird über die Höhe dieser Miete vor dem Landgericht Köln verhandelt. In dem Prozess geht es um die Frage, ob der zwischen der Stadt Köln und dem Esch-Fonds über die vier neuen Messehallen vereinbarte Mietvertrag von Anfang an nichtig war oder jedenfalls von einer der beiden Parteien wirksam gekündigt wurde.

Ein Urteil des Gerichts, ob diese Miete zu hoch ist, steht weiterhin aus. Wie Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters berichtete, hat sich die Stadt im Juni 2011 mit Esch-Fonds auf eine Interimslösung bis zum Gerichtsurteil geeinigt. Danach muss die Stadt bis 2014 nur noch 72 Prozent der Miete – also rund 16,3 Millionen Euro – zahlen. Éin Gutachten, das von der Stadt in Auftrag gegeben wurde, bewerte diese Summe zudem als marktnah. Würden die Richter zugunsten der Stadt Köln entscheiden, würde sich die Bilanz der Koelnmesse maßgeblich verbessern. Wie Roters heute erklärte, rechne er fest mit einem positiven Ergebnis vor Gericht. So hätten die Richter signalisiert, dass man die Verträge nicht so bewerten könne, wie es der Vermieter täte.


Gerald
Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Koelnmesse


2013 erstmals wieder schwarze Zahlen
Für dieses Jahr erwartet Böse gute Umsatzzahlen. Allerdings werde das Ergebnis nicht ganz so hoch wie in 2010 ausfallen. Böse rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatz in Höhe von 220 Millionen Euro. Dabei plant die Koelnmesse derzeit mit insgesamt 88 Messen und Ausstellungen, 25 davon im Ausland. Auch im kommenden Jahr wird die Messe laut Böse weiterhin rote Zahlen schreiben. Erst ab 2013 könnten wieder Gewinne erzielt werden, prognostizierte Böse heute. Bis dahin sollen alle Verluste der Koelnmesse aus dem Eigenkapital ausgeglichen werden. Das betrüge auch nach dem Verlustausgleich für 2010 noch über 40 Prozent. Finanzielle Unterstützung durch die Gesellschafter – Stadt Köln und Land – seien auch künftig nicht notwendig.

Mehr Effizienz ohne Personalabbau
Um die Bilanz der Koelnmesse künftig weiter zu verbessern, hat die Koelnmesse Anfang des Jahres ein Effizienz-Programm beschlossen. Das sieht neben einer Veränderung der Organisationsstruktur auch Einsparungen jährlich in Höhe von 10 Millionen Euro vor [mehr zu dem Programm finden Sie hier >>>]. Gespart werden soll dabei allein an Sachkosten, die nicht die Messen selbst betreffen – also etwa an Verwaltungskosten oder dergleichen. Personal soll abgesehen von dem bereits 2009 beschlossenen Stellenabbau von 80 Stellen nicht weiter abgebaut werden. Insgesamt beschäftigte die Koelnmesse 2010 rund 650 Mitarbeiter. Im Rahmen der Umstrukturierung wurde eine neue Zuteilung der drei Geschäftsführer vorgenommen. Der Bereich des operativen Messegeschäft für das Inland  war nach dem Ausscheiden von Oliver P. Kurth vakant. In dieser Woche gab Böse nun die Nachfolgerin bekannt. Ab Oktober 2011 wird Katharina C. Hamma (45) die Geschäftsführer-Stelle übernehmen.

Art Fair künftig in der Koelnmesse?
"Die Koelnmesse wird auf Effizienz getrimmt", betonte Roters heute. Dazu gehöre auch eine Neuorientierung der Messe selbst. So will sich die Messe künftig auf ihre Schwerpunktthemen wie Möbel, Ernährung und Umwelttechnologien konzentrieren. Denn die Messen in Köln hätten 2010 ihre Stärke noch einmal bewiesen. So hätten viele Messen wie etwa die didacta, gamescom, dmexco, photokina oder Art Cologne über Plan gelegen. "Unsere Messen laufen derzeit sehr gut", zeigte sich Böse zufrieden. Investieren will Böse jedoch auch in innovative Märkte. 2010 fand etwa erstmals die elektro:mobilia in Köln statt.

Und auch 2011 feiern über zehn Messen in der Domstadt Premiere. So konnte die Koelnmesse etwa die FIBO, die weltweit größte Messe für Fitness, Wellness und Gesundheit, von dem hiesigen Standort überzeugen. Und auch die UrbanTec wird ab 2012 in Köln stattfinden. Möglich sei es auch, dass die Art Fair künftig in der Koelnmesse eine neue Heimat findet. Da das Staatenhaus künftig als Musicalstandort fungieren wird, müssen die dortigen Veranstaltungen umziehen. Eine Anfrage der Veranstalter läge der Koelnmesse bereits vor, verkündete Böse heute. Nun läge es allein an den Veranstaltern, ob sie den Konditionen der Messe zustimmten.

Stadt und Messe rücken zusammen
Wichtig ist der Koelnmesse dabei auch, dass die besondere Nähe der Messe zur Stadt künftig mehr betont wird. So sollen in der Stadt selbst mehr Festivals im rahmen von Messen stattfinden. So soll etwa auch in diesem Sommer zeitgleich zur gamescom ein Computerspiel- und Musikfestival auf den Kölner Ringen Besucher nach Köln locken. Während der Ernährungsmesse Anuga soll etwa ein Restaurant-Festival der internationalen Küche Stadt und Messe bereichern. Schließlich verstehe sich die Koelnmesse, so Böse, auch als Impulsgeber für den Wirtschaftsstandort Köln. Laut Roters sorge die Messe allein in der Stadt für Umsätze in Höhe von über einer Milliarde Euro pro Jahr. Daran könnte auch die Bettensteuer nichts ändern. Sie habe, so Kölns Oberbürgermeister, sich entgegen mancher Warnung nicht negativ auf die Übernachtungszahlen in Köln ausgewirkt.

Auslandsgeschäft soll gestärkt werden
Noch mehr Ausbauen will Böse außerdem das Auslandsgeschäft der Messe. Bislang macht dies nur fünf bis sechs Prozent des gesamten Umsatzes aus. Gesteigert werden soll der Anteil der Auslandsmessen auf 10 bis 15 Prozent. Dazu strebt Böse verschiedene Kooperationen mit anderen deutschen Messen an. So will die Koelnmesse etwa auf den Märkten in Russland, Indien oder auch Südamerika investieren. Auch die Stadt Köln will dieses Vorhaben unterstützen. So soll die Koelnmesse etwa bei den Vorbereitungen zu einer Städtepartnerschaft mit Rio de Janeiro, die Köln im September beschließen will, einbinden.

Cornelia Schlößer für report-k.de | Kölns Internetzeitung