Oberbürgermeister Jürgen Roters würdigte die Lebensleistung der Kunstmäzenin. „Mit dem Tod von Irene Ludwig verlieren Köln und die internationale Kunstwelt eine einzigartige Persönlichkeit der Kunstförderung und des bürgerschaftlichen Engagements. Irene Ludwig hat nicht erst nach dem Tode Ihres Gatten Peter Ludwig in einzigartiger und beispielgebender Weise die Kunstwelt gefördert und immer dafür Sorge getragen, dass Kunst zum festen Bestandteil des Gemeinwesens wurde. Das Museum Ludwig und die
großen Schenkungen bilden die Grundlage für die Spitzenstellung Kölns in der internationalen Museumslandschaft der modernen Künste. Ihr menschliches Wesen, ihre Bescheidenheit im öffentlichen Auftritt und ihr großes Herz für die Menschen und die Kunst werden in Köln nie vergessen werden.“

In einem Kondolenzschreiben an die Stiftung Ludwig betonte Oberbürgermeister Roters: „Köln verliert mit Irene Ludwig eine hochgeschätzte Ehrenbürgerin. Wir haben ihr unendlich viel zu verdanken. Ihr Wirken hat nachhaltig das kulturelle Leben unserer Stadt mitgeprägt. Gemeinsam mit ihrem Mann, aber auch später alleine, hat sie durch ihre Stiftungen das Ansehen Kölns als Metropole der modernen Kunst begründet und gemehrt. Ihr bürgerschaftliches Engagement zeigt, welche große Bedeutung Mäzene für die kulturelle Identität einer Stadt haben. Die Verantwortung, die sie uns mit ihren Bildern und Kunstwerken übertragen hat, werden wir in ehrenvollem Gedenken weitertragen. Köln trauert um Irene Ludwig. Wir verneigen uns vor ihrem Lebenswerk."

Peter und Irene Ludwig unterzeichneten beide am 5. Februar 1976 den Schenkungsvertrag mit der Stadt Köln zur Gründung des Museums Ludwig. Der Vertrag beinhaltete, dass das Ehepaar 350 Werke moderner Kunst stifteten und die Stadt Köln im Gegenzug
ein eigenes „Museum Ludwig“ für die nach 1900 entstandenen Exponate schaffen sollte. Das von den Kölner Architekten Peter Busmann und Godfrid Haberer konzipierte und 1986 eröffnete „Doppelmuseum“ nahm damals sowohl das Wallraf-Richartz-Museum als
auch das Museum Ludwig auf. Durch die Schenkung Ludwigs gelangten 1976 Arbeiten der Russischen Avantgarde aus der Zeit zwischen 1905 und 1935 in einzigartiger Qualität und Quantität ins frisch gegründete Museum. Hinzu kam die außerhalb der USA umfassendste Sammlung amerikanischer Pop Art mit Gemälden und Objekten von Lichtenstein, Rosenquist, Warhol und Wesselmann.

1994 übereigenen Peter und Irene Ludwig der Stadt Köln weitere 90 Werke aus ihrem Picasso-Besitz. Das bedingte den Auszug des Wallraf-Richartz-Museums in ein eigenes, neues Gebäude am Rathausplatz. Die Wiedereröffnung des Museum Ludwig am 31. Oktober 2001 nahm Irene Ludwig zum Anlass, 774 weitere Arbeiten Picassos der Stadt Köln zu übergeben. Damit verfügt das Museum Ludwig nach Barcelona und Paris über die drittgrößte Picasso-Sammlung weltweit. Für ihre unschätzbaren Dienste für die Stadt Köln und die Kunstwelt erhielt Prof. Irene Ludwig am 21. Februar 1995 als erste und bis heute einzige Frau in der Geschichte der
Stadt Köln die Ehrenbürgerwürde. In der vom Kölner Stadtrat in der Sitzung am 13. Dezember 1994 angenommenen Vorschlagsbegründung heißt es unter anderem: „Sie war diejenige, die 40 Jahre lang das Werk von Pablo Picasso immer wieder verfolgte und auf die damals noch nicht erkannte Bedeutung des Spätwerks des Malers hinwies, so dass die großartige Sammlung der Werke dieses Künstlers ohne ihre Mitwirkung undenkbar wäre. Sie war stets die treibende Kraft in der engen Zusammenarbeit zwischen dem Ehepaar Ludwig und der Stadt Köln. Die Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Stadt Köln ist die angemessene Anerkennung ihrer Verdienste um die Kunst, Kultur und Wissenschaft in der Stadt.“

Statement der nordrhein-westfälischen Kulturministerin Ute Schäfer:
"Nordrhein-Westfalen trauert um eine großartige Kunstliebhaberin und selbstlose Mäzenin. Mit hoher Kompetenz setzte Irene Ludwig nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes vor 14 Jahren dessen Lebenswerk fort und gründete 1998 die Peter und Irene Ludwig-Stiftung. Sie schuf damit die Basis für eine dauerhafte Unterstützung vieler deutscher Museen, die über wichtige Schenkungen oder Leihgaben ihrer Sammlung verfügen. Mit ihren Schenkungen und Leihgaben trug sie dazu bei, den Ruf Nordrhein-Westfalens als Land der Kunst und Kultur zu stärken."

Oberbürgermeister Jürgen Roters hat geordnet, die Flaggen vor städtischen Gebäuden auf halbmast zu setzen. Im Historischen Rathaus und im Museum Ludwig können sich Bürger dort ausliegende Kondolenzbücher eintragen. Für Mittwoch, den 8. Dezember, 15 Uhr, bereitet die Stadt Köln eine Gedenkveranstaltung im Museum Ludwig vor.

[dts+DN]