Der Einsatzleiter der Berufsfeuerwehr blickt auf die zerstörte Fassade der Ladenzeile mit Wohnhaus. Nach einer Explosion ist ein Café im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses in Köln-Pesch am 25. September 2024 vollständig ausgebrannt. | Foto: picture alliance/dpa | Sascha Thelen

Köln | Artikel ergänzt | Gegen 3 Uhr am heutigen Morgen ist es zu einer Explosion und einem Brand im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses im Kölner Stadtteil Pesch gekommen. Nach der Serie der Explosionen in der Kölner Innenstadt und zuvor in ganz NRW gab es am 22. September 2024 auch in Wachtberg-Adendorf eine Explosion. Die Ermittler prüfen Zusammenhänge. Die Kölner Polizei sprach davon, dass sich ein Verdächtiger stellte. Der bestreitet die Tat.

Am heutigen Mittwochmorgen informierte zunächst die Kölner Feuerwehr die Öffentlichkeit gegen 3.16 Uhr die Kölner:innen über einen Brand in der Longericher Straße in Köln Pesch. Um 4.01 Uhr kam die Meldung der Kölner Polizei über ihren laufenden Einsatz an der gleichen Örtlichkeit wegen einer Explosion. In dem Gebäude befindet sich ein Café, das ausbrannte und dessen Fensterscheiben zerbarsten. Die Kölner Feuerwehr rückte mit zwei Löschzügen an und löschte den Brand. Es soll zwei leicht verletzte Menschen in dem Gebäude geben, die Rauchgas inhalierten. Die Explosion selbst verletzte niemanden. Alle Personen konnten zurück in ihre Wohnungen, die sie während des Feuerwehreinsatzes verlassen mussten.

Explosionen in Köln und NRW

Erst in der Woche zuvor kam es in der Kölner Innenstadt zu zwei Explosionen. Einmal vor einer Passage auf dem Kölner Hohenzollernring und einem Modeladen für Streetwear in der Kölner Ehrenstraße. Eine weitere Explosion ereignete sich zuletzt am 22. September 2024 in Bonn Wachtdorf. Dort gab es gegen 4.30 Uhr vor der Haustüre eines Einfamilienhauses auf der Erhard-Fischer-Straße in Wachtberg-Adendorf zu einer Explosion. Auch bei dieser Explosion wurde niemand verletzt. Die Bonner Polizei zog das LKA NRW hinzu. Eingeleitete Fahndungsmaßnahmen im Nahbereich blieben erfolglos. Die Bonner Polizei wird hier die Ermittlungen leiten und Bezüge nach Köln prüfen.

Das Rheinland und NRW mit einem Schwerpunkt in Köln wird derzeit von einer Serie von Explosionen und Schüssen auf Wohnhäuser belastet. Die Ermittler tappen dabei weitgehend im Dunklen und verfolgen vor allem einen Ermittlungsansatz, der sich auf Organisierte Kriminalität und Verbindungen in die Niederlande bezieht.

Die Chronologie:
25. März 2024, Solingen: Brandbeschleuniger in einem Haus. Eine Familie aus Bulgarien stirbt.
9. Juni 2024, Solingen: Brandbeschleuniger in einem Haus, das überwiegend von Migrant:innen bewohnt wird.
25. Juni 2024, Solingen: Brand in einem Café. Der mutmaßliche Brandstifter stirbt, weil der Brandsatz zu früh zündet.
30. Juni 2024, Köln: Explosion mit Sachschaden in der Holweider Straße
30. Juni 2024, Köln: Explosion in der Wichheimer Straße in Köln-Buchheim
1. Juli 2024, Engelskirchen-Loope: Explosion an einem Mehrfamilienhaus
5. Juli 2024, Duisburg: Explosion
11. Juli 2024, Düsseldorf Innenstadt: Explosion
30. Juli 2024, Köln: Schüsse auf Gebäude und Brand in Meschenich
12. August 2024, Köln: Explosion in Zündorf
19. August 2024, Düsseldorf: Explosion vor Mehrfamilienhaus im Medienhafen
29. August 2024, Köln: Schüsse auf ein Mehrfamilienhaus in Köln-Ostheim
16. September 2024, Köln: Explosion vor Passage am Hohenzollernring
18. September 2024, Köln: Explosion vor Modegschäft in der Ehrenstraße
18. September 2024, Köln: Auto brennt aus, unter dem Wagen finden die Beamten eine scharfe Handgranate
19. September 2024, Köln: Schüsse auf ein Mehrfamilienhaus in Porz-Ensen
21. September 2024, Köln: Schüsse auf ein Uhrengeschäft in der Friedrich-Karl-Straße
22. September 2024, Wachtberg-Adendorf: Explosion vor Mehrfamilienhaus
25. September 2024, Köln: Explosion vor Mehrfamilienhaus in Köln-Pesch

Ob all diese Vorfälle zusammenhängen ist derzeit völlig unklar. Die Kölner Polizei und Staatsanwaltschaft erklärten sich nach den Explosionen in der Kölner Innenstadt und zeigten auf, dass sie ihre Ermittlungen in Richtung Organisierte Kriminalität fokussierten. Sie sehen einen Zusammenhang zu den Niederlanden. Sie gehen davon aus, dass etwa die Täter der Kölner Innenstadt für die Taten einreisten. Fest machen die Beamten dies daran, dass sie aus der Videobeobachtung an den Kölner Ringen exzellentes Bildmaterial hätten, aber niemand die Täter erkenne. Es gebe drei Tatkomplexe, die die Beamten in Zusammenhang stellen. Zum einen Drogengeschäfte, Betrug in der Drogenszene und damit zusammenhängende Entführungen und die Explosionen. Bezüge zum Rockermilieu oder politische Hintergründe bei den Taten schließen die Beamten aus.

Verdächtiger stellt sich nach weiterer Explosion in Köln

Nach einer weiteren Explosion in Köln hat sich am Mittwoch ein Verdächtiger gestellt. Zusammenhänge zu den Explosionen in den vergangenen Wochen seien allerdings nach derzeitigen Erkenntnissen nicht gegeben, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.

Der jüngste Vorfall hatte sich in der Nacht zu Mittwoch in Köln-Pesch ereignet – ein Café war im Anschluss ausgebrannt. Rettungskräfte behandelten vor Ort zwei leichtverletzte Bewohner des Mehrfamilienhauses, in welchem sich das Café befindet, mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung.

Aufgrund erster Ermittlungen hatte sich am Vormittag ein Tatverdacht gegen einen Mann erhärtet, der den Behörden zufolge Bezüge zu dem ausgebrannten Café hat. Während der laufenden Fahndung stellte sich der Beschuldigte am Mittag im Beisein seines Rechtsbeistands bei der Polizei. Die Ermittlungen zu einem mutmaßlich zweiten Flüchtigen dauerten zunächst noch an.

Verdächtigten die Behörden den Falschen?

Heute Nachmittag hieß es zunächst ein verdächtiger Mann stellte sich den Behörden. Der Mann kam freiwillig in Begleitung eines Rechtsbeistandes in eine Polizeidienststelle und bestritt dort die ihm gemachten Vorwürfe. Die Beamten durchsuchten dessen Wohnung. Später gaben die Behörden bekannt keine Beweismittel gefunden zu haben. Die Behörde schreibt: „Bei der Durchsuchung seiner Wohnung wurden keine Beweismittel gefunden, die den für einen Haftbefehl erforderlichen dringenden Tatverdacht untermauern würden. Ungeachtet dessen dauern die Ermittlungen gegen den Beschuldigten, der aus dem familiären Umfeld des Café-Betreibers stammt, weiter an.“

Zudem sei eine Kleingartenanlage in Köln-Müngersdorf durchsucht worden, die nach Angaben der Kölner Staatsanwaltschaft und Kölner Polizei im Zusammenhang mit den Ermittlungen stünden. Es gebe keine Bezüge zu den Explosionen in den vergangenen Wochen, so die Beamten.