Köln | KOMMENTAR | Achtung vermeiden Sie Kontakte tintet, schreit oder videotet es jeden Tag aus allen Medienkanälen. Und was sehen die Bürgerinnen und Bürger? Politiker, Verwalter und Journalisten die sich analog treffen, so als gäbe es kein digitales Heute und vor allem keine Pandemie und Coronaschutzverordnungen. Das Tüpfelchen auf dem „i“ setzt jetzt die Landesbehörde straßen NRW, die zu einer analogen Pressekonferenz für eine „Online-Infomesse zur Rheinspange 553“ in eine Sporthalle nach Niederkassel einlädt. Die Bürger werden nur digital, die Journalisten nur analog informiert. Das ist absurd in Zeiten der Corona-Pandemie.

So beschreibt die Behörde das Thema: „Straßen.NRW startet Ende Oktober eine Online-Infomesse, bei der alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sich bequem und sicher von zuhause aus über die Varianten informieren können. Die Experten von Straßen.NRW haben hierzu gemeinsam mit den beauftragten Gutachter- und Planungsbüros umfangreiches Video- und Präsentationsmaterial neu erstellt, das ab dem 28. Oktober auf der Projektwebseite abrufbar sein wird.“

Die Journalisten sollen allerdings in eine Sporthalle in Niederkassel anreisen, um dort von Angesicht zu Angesicht zwei Projektleitern zu lauschen. Die Landesbehörde aus NRW freue sich auf das Kommen der Journalistinnen und Journalisten und auf deren Berichterstattung. Weiter schreibt der dafür zuständige Pressekontakt: „Bei der Veranstaltung bitten wir Sie, alle vorgeschriebenen Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten und dort, wo es notwendig ist, eine Maske zu tragen. Für eine bessere Planung freuen wir uns über eine Anmeldung, sofern vorab möglich.“ Anmelden nur, wer Lust hat. Wie will die Landesbehörde denn dann überhaupt den Platz planen und Kontakte nachverfolgen?

Im Klartext: Mitten in der Pandemie, bei einer Inzidenzzahl von über 100 in Köln, veranstaltet eine staatliche Behörde eine analoge Pressekonferenz um eine virtuelle Veranstaltung vorzustellen, in der alles digitalisiert ist. Das ist in höchstem Maß absurd. Und nein, es handelt sich nicht um Satire, sondern die Realität. Bringen wir es auf den Punkt: Warum spart die Landesbehörde nicht das Geld für die Anmietung von Räumen, vermeidet Kontakte und schont gleichzeitig noch das Klima? Weil sie bei straßen NRW die Anreise auf Straßen geil finden? Hier ist digitale Präsentation Pflicht.

Auch die Stadt Köln, das Land NRW oder der jetzt positiv auf Corona getestete Bundesgesundheitsminister frönte oder frönt weiterhin der analogen Pressekonferenz. Es stellt sich immer stärker die Frage glauben Politiker, Journalisten oder Verwaltungsmitarbeiter sie seien keine Menschen und ihr Multiplikatorenstatus mache sie immun gegen das Virus? Gesetzt den Fall drei Journalisten verlassen gleichzeitig den Pressetermin in der Turnhalle von straßen NRW, quatschen noch kurz im öffentlichen Raum, dann würden sie bereits gegen die Coronaschutzverordnung des Landes NRW verstoßen. Wie sollen Menschen verstehen, dass Sie sich privat nicht mehr oder nur eingeschränkt treffen sollen, Veranstaltungen nicht mehr besuchen können und glotzen auf versammelte Poltiker- und Journalistenscharen, die eng beisammen stehen?

Autor: Andi Goral