Jecke am Elften im Elften 2021 in Köln

Köln | Die Bilder zur Sessionseröffnung die bereits geschossen, gefilmt oder noch produziert werden lassen einen ein wenig ratlos zurück. Wer persönlich vor Ort war in der Kölner Altstadt oder im Kwartier Lateng bringt nur schwer die aktuellen Corona-Zahlen, die flehentlichen Bitten des Krankenhauspersonals, Wissenschaftler*innen und die Aufforderung von Bands sich einzuhaken und miteinander zu schunkeln – und die Jecken tun das – im Kopf überein. Ein Kommentar von Andi Goral.

Matthias Daniel, der Chefredakteur des Journalist schreibt auf Twitter: „Coro-was? Das ist so bitter, Köln. Ignorant und verantwortungslos.“ zu einem Video, das gerade auf Twitter viral geht. Zu sehen: Eine rappelvolle Zülpicher Straße und eine amorphe Menschenmasse, die völlig außer Rand und Band ist und krakeelt: „Wer nicht hüpft der ist kein Kölner“. Masken, Abstand alles weit gefehlt und noch weiter weg. Nur wenige hundert Meter weiter kämpfen Ärztinnen und Pflegerinnen um das Leben von Covid-19-Intensivpatient*innen in der Kölner Uniklinik. Was mögen diese Menschen bei solchen Bildern denken und fühlen?

Es ist neblig an diesem Elften im Elften. Nebel ist fachlich gesehen ein Aerosol und Aerosole die wir Menschen beim Singen, Sprechen und Atmen ausstoßen spielen in der Corona-Pandemie eine große Rolle, denn sie können die Viren übertragen. Viele Jecke so scheint es hat der Morgennebel aber nicht in diese Richtung nachdenklich gemacht.

Nebel lässt uns zudem nicht klar sehen, es liegt etwas vor uns, wir können nicht erkennen was es ist. Nebel ist undurschaubar, aber wer weiß, was ihn hinter dem Nebel erwartet, kann damit kalkulieren und rechnen. Nebel kann auch unseren Verstand vernebeln. Es ist zu hoffen, dass dieser Morgennebel in Köln sich, so wie jetzt auch gerade in Wohlgefallen und Sonnenschein auflöst und dies auch in 5-14 Tagen noch so ist. Denn dann wird erst klar sein, ob die Konzepte zur Pandemiebekämpfung der Stadt Köln bei dieser Karnevalseröffnung funktionierten und der Kölner Karneval – so bleibt es zu hoffen – nicht zum Superspreader-Event wurde.

So ganz wohl scheint es den Offiziellen mit ihrer Entscheidung heute nicht gewesen zu sein, so wenig emotional war der Countdown zum Elften im Elften. Erst der an Covid-19 erkrankte Prinz, dann die Absage des Empfanges im Rathaus und anschließend die Appelle der Oberbürgermeisterin Henriette Reker auf der Bühne statt fröhlicher Alaaf-Rufe. Denn nicht einmal die sandte sie aus. Es ist ihr und den vielen Jecken aus Nah und Fern zu wünschen, dass sie die richtige Entscheidung traf und die Sessionseröffnungseröffnung des Karnevals zuließ und damit Lebensfreude gewährte und nicht die wachsende Zahl der Skeptiker am Ende Recht behält, die jetzt schon von Ignoranz und Verantwortungslosigkeit sprechen.