Blick in den Saal der Kölner Philharmonie. Foto: Guido Erbring

Heidelberg/Köln Der Ukraine-Krieg in der Kunst. Am 16. März findet ein Solidaritätskonzert in der Kölner Philharmonie statt. Die Werke ukrainischer und russischer Komponisten bilden das Programm.

Woanders in Deutschland dagegen geht es weniger harmonischer im Konzertbetrieb zu.

Im Interview mit report-k.de schildert Moritz Eggert (56) die aktuelle Diskussion in der Klassikbranche. Der Präsident des deutschen Komponistenverbands über den schwierigen Umgang der Künstler mit Putin.

Herr Eggert, durch den Konzertbetrieb scheint ein Riss zu gehen. Die Frage ist: Wie verhält man sich richtig im Umgang mit Künstlern aus Russland?

Eggert: Dieses Schwarz oder weiß ist ganz schwierig. Es ist ein schmaler Grat. Man darf jetzt nicht jeden russischen Orchestermusiker nötigen, sich zu erklären. Das ist jetzt die Tendenz, dass man sich positionieren muss.

Auf der anderen Seite gibt es genug Künstler, die die Öffentlichkeit benutzt haben, um Karriere zu machen. Und auch wenn es jetzt harte Fragen gibt, gehören die eben auch zum Beruf.

Moritz Eggert ist Präsident des deutschen Komponistenverbands. Foto: Katharina Dubno

Komponisten-Präsident Moritz Eggert: Man kann sich nicht wegducken

Sie spielen u.a. auf den Dirigenten Valery Gergiev an, der wegen seiner Putin-Nähe in München entlassen wurde…

Eggert: Als Künstler ist Gergiev genau wie ein Politiker eine öffentliche Person. Das ist eine bewusste Karriereentscheidung – die Öffentlichkeit hat ihm den Erfolg gegeben, also kann er sich jetzt nicht bei Fragen, die die Öffentlichkeit stellt, wegducken. Man stellt ihm keine privaten Fragen nach seinem Liebesleben, es geht um seine öffentliche Positionierung, die Teil seiner Karriere war.

Es gab schon vor dem Einmarsch Kritik an Künstlern, die sich zu Putin bekannt haben. Nur hat die Kritik jetzt natürlich zugenommen. Es geht ja ums Publikum. Man nimmt Rücksicht auf die Leute, die den Betrieb als Zuschauer aufrecht erhalten. Das ist einer der dümmsten und sinnlosesten Kriege, die es jemals gab, und dann kann man dazu nicht einfach schweigen, das erwartet auch das Publikum, das das Recht hat, diese Frage zu stellen.

Merkt man jetzt, wie viel Einfluss Putin auch auf den Konzertbetrieb hierzulande hatte und hat?

Eggert: Unser Kulturbetrieb ist verschlafen. Es gab und gibt große Festivals, die auf nicht nur positive Weise von Sponsoren abhängig sind. Auch Oligarchen, die Putin nahe standen, haben direkt Kunst und Kultur gefördert, nicht immer aus den richtigen Gründen.

Anders herum aber gab es genug Künstler, die Karriere gemacht haben, und diese Wege nie brauchten, das ist keineswegs verpflichtend gewesen. Halten wir uns doch an die.

Ist Ihr Verband selbst durch die Debatte betroffen?

Eggert: Ja, wir haben z.T. ganz krasse Fälle. Beispielsweise gibt es beim Komponistenverband ein Mitglied aus Russland, das im Netz antisemitische Hasskommentare verbreitet. In Deutschland wäre das strafbar, was er da postet. Wir als Verband können den nur auschließen und werden das tun.

In Köln findet ein Solidaritätskonzert am 16. statt mit Werken ukrainischer und russischer Komponisten. Sie haben im Netz den Plan eines ähnlichen Friedenskonzerts der Bayerischen Akademie der Schönen Künste kritisiert.

Eggert: Die Idee des Konzertes finde ich gut und kritisiere es keineswegs, wenn aber dann unsere Generalsekretärin einen offenen Putin-Günstling als Diskussionsteilnehmer vorschlägt, ist das für mich ein weiteres Indiz dafür, dass sich in der BADSK dringend etwas ändern muss.