Köln | Auch im Herbst 2018 scheint die Kölner Wirtschaft unverändert und auf einem hohen Niveau mit der eigentlichen wirtschaftlichen Lage zufrieden zu sein. Allen Unkenrufen zum Trotz, die gute Stimmung in der rheinischen Wirtschaft hält an.

Wie die Kölner Industrie- und Handelskammer IHK am heutigen Donnerstag berichtete, war auch bei der aktuellen Herbstumfrage im Kammerbezirk von Köln, der auch die drei umliegenden Landkreise Rhein-Erft, Rhein-Berg und Oberberg sowie die Stadt Leverkusen umfasst, kein wirklicher Einbruch zu verzeichnen. Ein Wermutstropfen aber gibt es. Infolge der aggressiven Handelspolitik der Regierung Trump ist die Exporterwartung der rheinischen Unternehmen stark zurückgegangen. Auf die Beurteilung der gesamtwirtschaftlichen Lage aber scheint sich das aber nur minimal auszuwirken.

So liegt das Saldo bei der Beurteilung der geschäftlichen Lage im Kammerbezirk bei 44,2. Im Frühjahr 2018 lag dieser Wert noch bei 43,7, ist also damit ein wenig nach oben gegangen. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (51 Prozent) bezeichneten die derzeitige Lage als „gut“, lediglich sieben Prozent als „schlecht“. Das Saldo bei den Geschäftserwartungen fiel mit 5,1 Saldopunkten zwar stark ab, lag aber noch immer im positiven Bereich. 17 Prozent Optimisten standen elf Prozent Pessimisten gegenüber. Im Frühjahr 2018 lag dieser Wert noch bei 12,6 Saldopunkten.

Einzelhandel stabil – Verkehrsgewerbe pessimistisch

Etwas überraschend waren einige Ergebnisse bei Betrachtung der einzelnen Branchen. So verzeichneten beispielsweise die Einzelhändler im Kammerbezirk ein stabiles Erwartungsniveau mit sehr guten 12,2 Saldenpunkten. Die Beurteilung der derzeitigen Lage fiel jedoch mit 12,6 Saldenpunkten stark ab, noch im Frühjahr lag dieser Wert bei rund 40 Saldenpunkten. Anders im Verkehrsgewerbe. Während hier die aktuelle Lage mit 40 Saldenpunkten einen neuen Höchststand erreichte, fiel die Erwartung mit minus 16 Saldenpunkten auf ein neues Zwei-Jahrestief und erstmals seit Herbst 2016 wieder in den negativen Bereich.

Köln als Dienstleistungsstandort besser als das Umland

Die Millionenstadt Köln schneidet als Dienstleistungsstandort erneut besser ab als das Umland. Allerdings fiel hier die Beurteilung der derzeitigen Geschäftslage mit 40,1 Saldenpunkten gegenüber der vorherigen Umfrage deutlich ab. Im Frühjahr lag das Saldo noch bei knapp 50. Etwas besser sah es bei den Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate aus. Sie lagen mit 8,7 Saldenpunkten nur etwas unter dem Niveau der vorherigen Umfrage.

Die Investitions- und Beschäftigungsabsichten der befragten Unternehmen gingen zwar ebenfalls etwas zurück, bleiben in Köln aber mit 21,4 bzw. 17,7 Saldenpunkten ebenfalls weit im positiven Bereich. Heißt: Deutlich mehr Unternehmen beabsichtigen weitere Investitionen in Ausrüstung und Personal als solche, die ihre Investitionen zurückfahren wollen.

Fachkräftemangel rückt wieder in den Fokus

Auch für IHK-Hauptgeschäftsführer Ulf Reichardt sind das positive Zahlen. „Neun von zehn Unternehmen im Bezirk der IHK Köln bewerten ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend. Die Stimmung ist noch genauso gut wie zu Beginn des Jahres“. Nachdem in den vergangenen Jahren die Flüchtlingsdebatte im Fokus der öffentlichen Diskussion stand, bleibt für viele Betriebe in der Region die Frage nach dem Fachkräftenachwuchs eine ganz drängende. Sie hat das Potenzial, in den kommenden Monaten wieder deutlich stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Voraussetzung ist allerdings eine weiterhin robuste Konjunkturentwicklung.

Auch das Risiko Außenhandel wird im Herbst wieder etwas kritischer betrachtet. „Es bestehen Unsicherheiten in Bezug auf die künftigen Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zu Großbritannien und den USA. So sind die Belastungen durch Zölle der USA zwar derzeit ausgesetzt, aber es ist unklar, ob das so bleibt“, so Reichardt weiter.

Autor: rk
Foto: Der Einzelhandel bleibt optimistisch, die Geschäftslage aber hat sich hier deutlich eingetrübt, wenn auch auf hohem Niveau.