Beide Anträge wurden vom Gericht abgewiesen. Der 69-Jährige weigerte sich zudem, sich schuldig oder nicht schuldig zu bekennen. Nachdem Mladic die Verhandlung mehrmals unterbrach, wurde er vom Richter aus dem Saal gewiesen. Der Angeklagte rief unter anderem "Nein, nein, ich höre nicht zu." Das Gericht plädierte daraufhin in Mladics Namen in allen elf Anklagepunkte auf nicht schuldig. Dies entspricht dem normalen Verfahren, wenn ein Angeklagter sich zu den erhobenen Vorwürfen nicht äußert. Ein Anwalt von Mladic hatte noch am Sonntag angedroht, dass sein Mandant die Anhörung boykottieren werde. Mladic wolle damit dagegen protestieren, dass das Tribunal sein Verteidigerteam bislang nicht bestätigt habe. Bei einer ersten Anhörung Anfang Juni hatte Mladic alle Vorwürfe gegen ihn zurückgewiesen. Bei den Anschuldigungen handele es sich um "monströse Worte, von denen ich noch nie gehört habe", erklärte der 69-Jährige. Mladic habe während des Bosnien-Krieges nur sein Volk und sein Land verteidigt. Der Ex-General bezeichnete sich selbst als "schwerkranken Mann" und verlangte mehr Zeit für die Vorbereitung seiner Verteidigung. Vor seiner Auslieferung aus Serbien hatten Ärzte ihn als verhandlungsfähig eingestuft. Der mutmaßliche Kriegsverbrecher war am 26. Mai im serbischen Ort Lazarevo festgenommen worden. Am 31. Mai wurde der Angeklagte nach Den Haag ausgeliefert. Der Ex-General war Militärführer der bosnischen Serben im Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina von 1992 bis 1995. Das Internationale Tribunal für das ehemalige Jugoslawien wirft ihm Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Er wird vor allem für das Massaker von Srebrenica mit rund 8.000 Toten verantwortlich gemacht. Mladic war seit 1995 auf der Flucht und galt bis zu seiner Verhaftung als der meistgesuchte mutmaßliche Kriegsverbrecher Europas.


[dts]