„Wo Licht ist, ist auch Schatten.“ Diese Weisheit zitierte auch Polizeipräsident Klaus Steffenhagen bei der Vorstellung der neuen Kriminalitätsstatistik für 2007. „ Es wurden 146.143 Straftaten festgestellt. Das sind 8.567 Fälle mehr als 2006 und entspricht einem Anstieg von 6,23 Prozent“, sagte Steffenhagen. Dafür konnte die Polizei die Aufklärungsquote um 2,75 Prozentpunkte auf 42,15 Prozent steigern. Einen Zuwachs gegenüber 2006 verzeichnete die Polizei etwa bei beim Diebstahl von Motorrädern oder Rollern, der 23 Prozent betrug. „Bei den Diebstählen von Mopeds handelt es sich um ein jugendtypisches Delikt“, erklärte Norbert Wagner, Direktionsleiter Kriminalität. Verursacht worden sei der Zuwachs größtenteils durch eine 80-köpfige Gruppe von Tätern aus den Niederlanden. Sie entwendeten  ausschließlich Motorräder und Roller zwischen 50 und 120 CCM  und brachten diese in ihre Heimat. Für gestohlene Motorräder gebe es auch einen Absatzmarkt in Osteuropa. Die Ermittlungsgruppe „Transit“ ermittelte beispielsweise acht Täter, denen mehr als 70 Taten nachgewiesen werden konnten. „Der verursachte wirtschaftliche Schaden lag weit über eine halbe Million Euro“, bezifferte Wagner das finanzielle Ausmaß.

Ebenso seien Raubüberfälle auf Straßen, Wegen und Plätzen ein vornehmlich von Jugendlichen begangenes Delikt. Diese Fälle stiegen von 1.152 auf 1.271 Fälle, was einen Anstieg um 10,33 Prozent bedeutet. „Hier liegen die Zahlen über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre“, kommentierte Steffenhagen. Fast immer gehe es dabei um Handys oder MP-3-Player. Von 617 Verdächtigen seien 460 jünger als 21 Jahre alt. „Selten sehen die jugendlichen Täter in dem Abziehen, wie sie es verniedlichend nennen, eine Straftat.“

Touristen nicht vorsichtig genug
Beim Diebstahl aus Autos gab es 2007 einen weiteren Anstieg um 1.595 Taten auf 14.738 Taten, also einen Zuwachs um 12,14 Prozent. „Ortsansässige Täter, die teilweise mit der Beute ihre Sucht finanzieren, sind nach unserer Einschätzung für den überwiegenden Teil der Taten verantwortlich“, sagte Wagner. „Die für den Behördenbereich anzunehmenden c.a. 10.000 Drogenkonsumenten stellen hier noch immer ein sehr großes Täterpotential dar. 160 der 420 ermittelten Tatverdächtigen sind Konsumenten harter Drogen.“ So seien aber auch osteuropäische Tätergruppen aktiv, die auf den Diebstahl fest eingebauter Navigationsgeräte spezialisiert seien. Im vergangenen Jahr seien mehr als 800 solcher Geräte gestohlen worden.

Günstige Gelegenheiten für solche Diebe böten sich durch die zunehmende Ausstattung  der Autos mit Navigationsgeräten, die täglichen Pendlerströme sowie die vielen Parkhäuser und Veranstaltungen, die von vielen Touristen besucht werden. Dennoch gab Norbert Wagner zu, dass die Präventionsbotschaften die Autofahrer noch nicht erreicht hätten: „Die potenziellen Opfer lassen oft fahrlässig ihre Wertsachen etc. sichtbar im Fahrzeug zurück. Allein etwa 1.500 der mehr als 2.000 geschädigten Parkhausnutzer kamen 2007 nicht aus Köln“, sagte Direktionsleiter Norbert Wagner.  Deutlich angestiegen sind auch die Tankbetrügereien offenbar infolge steigender Benzinpreise. Dort betrug der Zuwachs 14,66 Prozent, wobei die Aufklärungsquote knapp über 20 Prozent beträgt. „Mein Kriminalkommissariat bereitet Präventionshinweise für Tankstellenbetreiber vor“, sagte Norbert Wagner. Körperverletzungen nahmen insgesamt um neun Prozent zu und stiegen auf 11.292 Fälle.

Cannabis-Anbau zuhause ist gefährlich
Eine neuere Erscheinung sei der Anbau von Cannabispflanzen in Gewächshäusern und in Wohnungen. Darauf stießen die Ermittler während ihrer Recherchen bei den Betäubungsmitteldelikten, die 2007 um 7,26 Prozent auf 5.721 Fälle anstiegen. 2007 konnten die Ermittler 40 Cannabisplantagen ausheben. „Das ist eine Entwicklung, die aus den Niederlanden zu uns rübergeschnappt ist“, berichtete Wagner. Gefährlich für Hausbewohner  sei der Anbau, weil Züchter Pestizide verwendeten oder durch unfachgemäße Elektroinstallationen Brände entstehen könnten. Erstmals in der Kriminalstatistik erschien das Stalking, das seit letztem Jahr den Straftatbestand der Nachstellung erfüllt. Dort wurden im vorigen Jahr 456 verfahren zur Anzeige gebracht.

40 Fälle von Skimming wurden im vorigen Jahr registriert. Dabei handelt es sich um das illegale Ausspähen beziehungsweise Kopieren der Daten von Kredit- oder Bankkarten. „An Bankautomaten oder im Bereich der Eingänge zur Bank wird von Tätern ein kleines Lesegerät mit einer Speichereinheit vor den Karteneinschiebeschacht gesetzt. Diese Geräte lesen oft unbemerkt den Magnetstreifen“, erklärte Wagner. 12 Tatverdächtige konnten 2007 festgenommen werden. Die Polizei kooperiere dabei mit Banken. Die meisten Banken hätten nun entsprechende Sicherungen eingebaut. In manchen Ländern könnten die Sicherungsmerkmale von Geldautomaten jedoch nicht ausgelesen werden. „Kopierte Karten von Kölner opfern wurden c.a. 1.000 mal im Ausland eingesetzt“, so Wagner.

Weniger Wohnungseinbrüche
Zu den Delikten mit rückläufigen Zahlen gehören etwa Betrugsfälle von rechtswidrig erlangten Scheck- bzw. Kreditkarten ohne PIN. 32 Prozent weniger Fälle wurden dort aufgenommen. Das liege an der Aufklärungsarbeit, die die Polizei bei Einzelhändlern betreibe, in dem sie auf das sichere PIN-Verfahren hinweise. Auch Fälle von Taschendiebstahl seien zurückgegangen. Durch gezielte Observationen an bekannten Brennpunkten konnte die Polizei 441 Tatverdächtige festnehmen. Insbesondere seien dabei Täter aus Polen auffällig geworden, die sich wie Geschäftsleute kleideten und in Zügen hohe Bargeldbeträge von Autokäufern stahlen. 2007 konnten 92 Täter festgenommen werden. Um 5,45 Prozent verringerte sich die Zahl der Wohnungseinbrüche  auf 4.235 Fälle. „Die Fallzahlen sind die niedrigsten seit 2003. Diese Entwicklung freut uns deshalb besonders, weil die psychische Belastung bei jedem Opfer eine besondere ist“, meinte Steffenhagen.

“Wir können als Polizei viel tun, aber wir schaffen es nicht alleine“, sagte Steffenhagen. Zum Beispiel wurde ein Arbeitskreis Banken ins Lebengerufen, um Fälle von Skimming zu verhindern. Für jugendliche Intensivtäter seien feste Sachbearbeiter für jeden Täter bestimmt worden. Künftig soll eine Wirkungsanalyse der Polizeiaktivitäten durch ein beauftragtes Marktforschungsinstitut deren Effizienz prüfen.

Nadin Hüdaverdi für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
Foto: Andreas Bender/www.pixelio.de