"Grüne denken an die Glaubwürdigkeit. Das ist einer unserer höchsten Werte. Und ich bin mir sicher, kein Grüner wird das der SPD vergessen", sagte Künast im Gespräch mit der "Leipziger Volkszeitung". "Denen", damit ist die SPD von Wowereit gemeint, "ist diese Stadt doch völlig egal, während sich die Grünen um eine Idee für die gesamte Stadt gekümmert haben", sagte die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag. Bereits bei den Sondierungen zwischen SPD und Grünen sei während der Kompromisssuche zur strittigen Autobahn-Fortführung Wowereit ein verräterischer Satz herausgerutscht: "Das ist alles gar nicht verhandelbar." Künast sieht dies als Teil einer Strategie bei den Gesprächen, deren einziges Ziel es gewesen sei, die Grünen aus der Koalitionsbildung "herauszutreiben".

Parteienforscher sieht Scheitern der Berliner Koalitionsgespräche als Beleg für Stärke der Grünen
Der Parteienforscher Lothar Probst sieht im Platzen der rot-grünen Koalitionsgespräche in Berlin einen Beleg für die Stärke der Grünen. Berlin zeige, "dass Rot-Grün kein Selbstläufer mehr ist", sagte der Bremer Professor der "Neuen Presse". Die Grünen seien angesichts ihrer Wahlerfolge nicht bereit, sich mit der Rolle des Juniorpartners abspeisen zu lassen. "Sie gehen selbstbewusster in Verhandlungen mit der SPD und lassen es im Ernstfall auch auf ein Scheitern ankommen. Sie wissen, dass der Niedergang der FDP sie langfristig auch für die Union interessant macht", meinte Probst. Die Frage des Autobahnbaus sei in Berlin zur Glaubwürdigkeitsprüfung der Grünen geworden, erklärte der Parteienforscher. "Vor der Wahl hieß es: Mit uns gibt es die Autobahn nicht. Jetzt der Regierungsbeteiligung zuliebe umzufallen, hätte Sympathien unter den eigenen Anhängern gekostet. Schließlich spüren die Grünen auch die Piratenpartei im Nacken."

[dts]