Nur auf Sand gebaut: Eine Weltreise in 80 Bildern

Köln | In ihren Bildern aus Sand hält die russische Künstlerin Irina Titova den Moment fest. Immer wieder rieselt ihr Werkstoff federleicht auf die beleuchtete Glasplatte, auf der Gesichter, Bauwerke und Pflanzen entstehen, um dann Sekunden später mit nur einem Handgriff wieder zu verschwinden. Ihre aktuelle Show trägt den Titel „In 80 Bildern um die Welt“ – die Reise geht frei nach Jules Verne in zehn Länder von England, Frankreich und Deutschland nach Indien, Japan und in die USA. Immer wieder tauchen Dinge auf, die typisch sind für die Reiseziele und deren Kultur.

„Mit 19 habe ich den Sand in meinem erlernten Beruf als Kunsterzieherin für mich entdeckt. Da war das Spielen mit Sand Teil der Therapie. Schnell habe ich erkannt, dass man damit auch Bilder entstehen lassen kann. Am Anfang war es noch nicht perfekt, aber ich habe immer weiter daran gearbeitet, bis das Ganze reif für die Bühne war. Ich musste mir das alles selbst beibringen, da es keine Schule für die Sandkunst gibt. Man kann das auch nirgends studieren“, sagt die in Wien lebende Künstlerin.

Bei ihrem Besuch in Köln entstehen Motive aus dem Karneval und aus dem Sport – wie das Vereinslogo des FC. „Ich bin kein großer Fußballfan, aber die deutsche Liga kenne ich besser als die russische. Ich habe eine Zeit lang in Hamburg gelebt und war oft in Köln, wo ich auch den Karneval kennengelernt habe. Ich mag diese Stadt sehr gerne“, sagt die „Queen of Sand“, bevor der gerade entstandene Dom von der Glasplatte auf die Leinwand projiziert wird. Zum Einsatz kommt eine spezielle Sandmischung mit einer besonders feinen Textur.

Auf die Frage, was besonders schwer und was besonders leicht in den Sand zu malen ist, antwortet Titova: „Grundsätzlich sind organische Dinge wie Menschen, Tiere oder Pflanzen einfacher zu zeichnen als dies bei Gebäuden oder technischen Dingen der Fall ist. Ich mag vor allem Porträts. Gesichter in den Sand zu zeichnen, fällt mir sehr leicht. Nur mit Pferden tue ich mich etwas schwerer.“

Ihre künstlerische Reise mit den wunderschönen Sandbildern wird von Musik begleitet und von der Stimme eines Erzählers. „Die Stimme dürfte fast jeder kennen, es ist deutsche Stimme von Robert de Niro. Meine Show ist wie Slow Food beim Essen. Sie lebt von der Langsamkeit und von der Sinnlichkeit. Es ist wie eine Reise für die Seele, bei der die Fantasie der Zuschauer viel Freiraum bekommt. Man kann sich bei viele Inspirationen mit nach Hause nehmen und man erlebt, wie flüchtig der Moment ist, den man nicht festhalten kann“, sagt Titova, bevor sie mit der Hand die Glasplatte wieder für das nächste Bild frei wischt.

In Köln ist die Show „In 80 Bildern um die Welt“ am 22. Oktober um 20 Uhr in der Nippeser Kulturkirche an der Siebachstraße zu Gast. Karten gibt es unter der Hotline 01806/570099 (20 Cent/Anruf aus dem Festnetz bzw. 60 Cent/Anruf aus dem Mobilfunk). Weitere Infos finden sich unter: www.semmel.de

Autor: Von Stephan Eppinger
Foto: Die russische Künstlerin Irina Titova