Am 08. Mai um 17 Uhr am Roncalliplatz veranstaltet die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gemeinsam mit der Synagogen-Gemeinde, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Köln, dem Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, dem Katholischen Stadtdekanat Köln, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Köln und dem Verein EL-DE-Haus Köln eine Kundgebung gegen den geplanten Auftritt Roger Waters‘ in der Lanxess Arena. Die Veranstalter werden dabei unterstützt von allen demokratischen Parteien des Kölner Stadtrates und dem Bündnis „Köln stellt sich quer!“. | Foto: Schiefer

Köln | Am 9. Mai findet in Köln das Konzert des Sängers und Mitbegründers der Band Pink Floyd, Roger Waters, statt. Das Konzert steht seit einigen Monaten in der Kritik: Waters wird vorgeworfen mehrfach in der Vergangenheit seine Bühne missbraucht haben, um antisemitische Aussagen und Symboliken zu tätigen. Das Konzert in Köln soll allerdings geplant stattfinden: Allerdings findet am Tag vor dem Konzert, 8. Mai um 17 Uhr, eine Kundgebung auf dem Roncalliplatz statt. Ihre Botschaft: „Keine Bühne für Antisemitismus“.

Kundgebung gegen Antisemitismus

Die Frage, ob man Künstler und ihr Werk trennen kann, wenn der Künstler problematische Ansichten vertritt, ist komplex und lässt sich nicht pauschal beantworten. Allerdings sind sich die Veranstalter der Kundgebung über eines sicher: Roger Waters sollte in Köln keine Bühne haben. Die Kundgebung wird veranstaltet aus einem großen Zusammenschluss aus der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, der Synagogen-Gemeinde Köln, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Köln, dem Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, dem Katholischen Stadtdekanat Köln und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Köln. Dabei werden sie von allen demokratischen Parteien des Kölner Stadtrats, dem Bündnis „Köln stellt sich quer!“ und dem Katholikenausschusses der Stadt Köln unterstützt.

Allerdings kann das Konzert seitens der Stadt Köln nicht abgesagt werden. Ihr fehle rechtliche Handhabe: Sie kann in den Vertrag zwischen Waters Konzertveranstalter FK Scorpio und der Betreibergesellschaft der Lanxess Arena nicht eingreifen. Bei der Lanxess Arena handelt sich um eine privat betriebene Veranstaltungsstätte.

Der Vorwurf gegen Roger Waters

Waters sei vermehrt mit Aussagen und Inszenierungen auf. Zudem soll er aktiver Unterstützer der Israel-Boykottbewegung BDS sein. Diese ist seit 2019 laut Beschluss des Deutschen Bundestages als antisemitisch einzustufen. Ihr gilt es öffentliche Gelder und Räumlichkeiten zu verweigern. Zudem habe Waters unter anderem in einem Interview den Holocaust relativiert und Israel mit dem Nationalsozialismus gleichgesetzt.

Bei seinen Konzerten habe er einen Ballon in Gestalt eines Schweines, das unter anderem mit Davidstern versehen war, eingesetzt und später zerstört. Seit über 800 Jahren ist die sogenannte „Judensau“ ein verbreitetes antisemitisches Bild. Der von der Bühne aus geäußertem Antisemitismus erwecke den Anschein, als sei er akzeptiert, eine Meinung von vielen, so Prof. Dr. Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Wichtig sei es sich mit dem Thema „Antisemitismus“ kritisch auseinander zu setzen, so Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger, Evangelischer Kirchenverband Köln und Region. Es sei jetzt wichtig nicht wie damals zu schweigen.

Was ist sein Ziel?

Roger Waters nutzt seine Reichweite und Prominenz – eben seine Bühne – um antisemitischte Inhalte zu verbreiten. „Er will provozieren“, so Jörg Detjen, Sprecher des Bündnisses Köln stellt sich quer. Prof. Dr. Jürgen Wilhelm, Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit ergänzt: Bei Waters Äußerungen gebe es nicht viel zu interpretieren. Die Kunstfreiheit existiere zwar, allerdings stehe es nicht über Artikel 1 unseres Grundgesetztes: “Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Diesen sieht er klar durch Waters verletzt. Bettina Levy vom Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln denkt zudem an die Kinder in Köln: „Was leben Eltern ihren Kindern vor, wenn sie zu dem Konzert gehen? Über was wird am nächsten Morgen gesprochen – etwa über Musik? Moral?“. Es verharmlose so den Antisemitismus unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit.

Stadt Frankfurt wollte das Konzert verbieten

Auch andere deutsche Städte äußern sich kritisch zu den Konzerten von Waters. Aufgrund der antisemitistischen Äußerungen und Bilder Waters verbot etwa die Stadt Frankfurt und das Land Hessen ein Konzert von Roger Waters in der städtisch betriebenen Frankfurter Festhalle. In der Festhalle wurden zur Zeit der nationalsozialistischen Diktatur im November 1938 nach der Reichspogromnacht mehr als 3.000 jüdische Männer aus Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet zusammengetrieben, festgehalten, schwer misshandelt und anschließend der Deportation in die Konzentrationslager zugeführt. Das Verwaltungsgericht in Frankfurt gab aber dem Antrag von Roger Waters statt, sein Konzert in der Festhalle am 28. Mai abzusagen, aufgehoben wird.

rs