Köln | Der amerikanische Autobauer Ford betreibt in Köln ein sogenanntes Electric Vehicle Center und baut dort die Fahrzeuge der Produktmarken „Explorer“ und „Capri“.
Nach Medienberichten soll in Köln die Produktion für drei Wochen ausgesetzt werden. Anschließend soll im Wechsel je eine Woche produziert und eine Woche die Bänder stillstehen. Das Unternehmen habe bei der Agentur für Arbeit Kurzarbeit beantragt. Ford baute in Köln massiv Stellen ab. Rund 7.000 Stellen wurden in Köln in den vergangenen sechs Jahren gestrichen.
Das in Köln gefertigte Produkt „Explorer“ wird von Ford mit einem Listenpreis von 42.500 bis 57.200 Euro angegeben. Wer bar bezahlt kann den Wagen bereits für 38.733 Euro erwerben und monatliche Raten beginnen bei rund 319 Euro. Den Produktnamen „Explorer“ erbt das Elektroauto von dem gigantischen SUV, der zuvor als Verbrenner mit Plug-In angeboten wurde. Bei diesem Wagen arbeitet Ford mit Volkswagen zusammen, denn der Wagen ist auf der sogenannten MEB-Plattform aufgebaut, die der ID 4 nutzt.
Der wiederbelebte Ford „Capri“ ist ebenfalls ein teures Auto, das in Köln gefertigt wird. Die Basisvarianten in der 52kWh-Version kosten 44.950 Euro oder mit 77 kWh 51.950 Euro nach Liste. Die günstigere Variante ist erst ab 2025 erhältlich. Mit dem „Capri“ will Ford an den Erfolg des Sportcoupés, das in den Jahren 1969 bis 1986 gefertigt wurde, anschließen. Das kostete bei seiner Markteinführung 8.965 Mark und hatte den Ruf ein Sportcoupé zum Kleinwagenpreis zu sein.
Am 7. Juli 2023 rollte der letzte „Fiesta“ in Köln vom Band, dann bauten die Fordwerke ihre Produktion um. Statt erschwinglicher Kleinwagen gibt es jetzt zwei Fahrzeuge, die für viele Menschen, die bisher auf Ford setzten nicht in der Reichweite ihrer finanziellen Möglichkeiten liegen. Der „Fiesta“ war eine Reaktion auf die Ölpreiskrise: klein und sparsam. Die 40-PS-Wagen die 1976 ausgeliefert wurden kosteten 8.440 Mark. Zielgruppe: junge Menschen und Familien mit kleinem Budget. Die letzten Modelle, die in Köln vom Band liefen kosteten in der Basisvariante 20.350 Euro, also vor einem Jahr. Die günstigste jetzt angebotene „Explorer“-Version ist mehr als doppelt so teuer, wie der letzte „Fiesta“.
Als der „Fiesta“ auslief, verkündeten die Manager bei Ford Köln, dass sich die Produktion nicht mehr gelohnt habe und setzten, um Marge und Gewinn nach oben zu treiben, auf größere und teurere Elektroautos. Damit waren und sind sie nicht alleine. Noch vor einem Jahr hieß es in Köln beginne eine neue Ära und 250.000 Elektrofahrzeuge könnten in Köln gebaut werden. Als der „Fiesta“ eingestellt wurde herrschte ein deutlicher Mangel an bezahlbaren Neuwagen mit Elektromotor im Segment der Kleinwagen. Dieser herrscht immer noch. Branchenexperten sagten immer wieder voraus, dass China die Lücke schließen werde. Die EU reagiert mit Strafzöllen.
Auf den Punkt gebracht: Es gibt einen Markt für kleinere und günstigere Fahrzeuge, den Autohersteller wie Ford ignorieren. Damit ist Ford nicht alleine. Anstatt nun Produkte gestreng der Maxime Angebot und Nachfrage zu entwickeln und daraus Profit zu schlagen, glauben die Automanager den Verbraucher mit ihren Angeboten dominieren zu können. Ein Deal gelingt aber nur, wenn es dafür eine Nachfrage gibt und Vertrauen. Aktuell müssen Verbraucher:innen sehr viel Vertrauen mitbringen, noch dazu vor dem Hintergrund einer Stördebatte um Verbrenner gegen Elektromobilität. Sie sollen mehr Geld für Mobilität investieren, ohne zu wissen wie Wiederverkaufswert und Lebensdauer sind.
Dazu kommt, dass die Politik in den Städten große Fahrzeuge mit höheren Kosten, etwa bei den Parkgebühren belegt oder es an der notwendigen Ladeinfrastruktur für Mieter:innen in den hochverdichteten Innenstädten immer noch fehlt.
Für Köln bleibt zu hoffen, dass die hochriskante Managerwette auf die teuren Fahrzeuge für Belegschaft und Stadt gut ausgehen.