Köln | 1,1 Millionen mehr Fahrgäste haben im vergangenen Jahr die Busse und Bahnen der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) genutzt. Damit stieg die Gesamtzahl um 0,4 Prozent auf 276,2 Millionen Fahrgäste. Seit 2006 verzeichnen die KVB ein Plus von 30 Millionen Menschen, die ihr ÖPNV-Angebot nutzen. Die Schwarzfahrerquote sinkt deutlich.

Dass die Steigerungsraten moderater ausfallen als in früheren Jahren, begründet der Vorstandsvorsitzende Jürgen Fenske damit, dass gerade in den morgendlichen Spitzenzeiten zwischen 7 und 9 Uhr die Kapazität der eingesetzten Bahn an ihre Grenzen stößt oder wie bei den Linien 1, 7, 9 und 16 bereits überschritten hat. „Daher brauchen wir, wie im Strategiepapier Köln mobil 2025 und im ÖPNV-Bedarfsplan festgelegt, den weiteren Ausbau des KVB-Netzes. Insgesamt rechnet man in der wachsenden Stadt Köln mit einem möglichen Passagier-Plus von etwa zehn Prozent, was 27 Millionen Fahrgästen entspricht.

Aktuell passiert der Ausbau gerade mit der Verlängerung der Linie 3 bis ins Görlinger Zentrum. Zentraler Punkt beim Ausbau ist aber laut Fenske die Ertüchtigung der Ost-West-Verbindungen. Dies könne durch längere Züge und die entsprechende Verlängerung der Haltestellen geschehen. Es müsse aber überprüft werden, wo die Bahnen wie im Bereich Neumarkt unter die Erde gelegt werden können und müssen.

Auch die Verlängerungen einiger Linien gehört zum Ausbauprogramm der KVB. Dazu zählen Bahnlinien bis Stammheim/Flittard, Neubrück, Rondorf/Meschenich und Widdersdorf sowie die Verlängerung der Gürtelstrecke bis zur Bonner Straße und rechtsrheinisch die Verlängerung der Linie 13 von Mülheim bis zur Frankfurter Straße.

Insgesamt sollen dafür beim ÖPNV-Bedarfsplan bis 2030 eine Milliarde Euro eingesetzt werden. Eine weitere Milliarde wird für die Investitionen in Erneuerung und Erhaltung bis 2025 benötigt. Dazu kommt der gesetzlich vorgeschriebene barrierefreie ÖPNV bis 2022, der mit weiteren 102 Millionen Euro finanziert werden muss. Zentral ist laut Fenske für die Umsetzung dieser Projekte, dass sich Bund und Land bald über die entsprechenden Fördergelder einig werden, die als sogenannte Entflechtungsmittel essentiell für den Ausbau der Infrastruktur seien. Dabei steht Köln in Konkurrenz mit anderen Großstädten wie Hamburg oder München, die ebenfalls in ihr Liniennetz investieren müssen.

Im laufenden Jahr sind Investitionen in Höhe von 110 Millionen Euro vorgesehen. 21 Millionen Euro fließen in nachlaufende Kosten der Nord-Süd-Bahn, rund zehn Millionen in die Modernisierung von Hochflur-Stadtbahnen und noch einmal die gleiche Summe in knapp 900 neue Ticketautomaten. Für diese beginnt im Frühjahr die öffentliche Testphase an den Haltestellen und in den Bahnen.

Kosten verursachen 2016 zudem die Erneuerung von Gleisen, Weichen, Signalen und Sicherungsanlagen im Einzugsgebiet der KVB. Weitere Großprojekte sind die Einführung von E-Bussen, die ab Dezember auf der Linie 133 zum Einsatz kommen sollen und die Verlängerung der Linie 3. Diese neue Strecke soll 2017 eröffnet werden.

Erfreulich war im vergangenen Jahr der deutliche Rückgang der Schwarzfahrerquote von 2,8 auf knapp 2,3 Prozent. Von 318 Millionen kontrollierten Fahrgästen waren 2015 75.300 ohne gültigen Fahrschein unterwegs. Hochgerechnet auf die Gesamtzahl der Fahrgäste bedeutet dies rund 6,5 Millionen Schwarzfahrer (2014: 7,7 Millionen). Diese verursachen einen Gesamtschaden für die KVB in Höhe von immer noch etwa neun Millionen Euro. Der Rückgang wird durch die gestiegene Zahl der Kontrolleure um 90 auf 220 sowie durch die Anhebung des erhöhten Beförderungsentgeldes von 40 auf 60 Euro erklärt.

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Die KVB

Fahrten Die KVB-Fahrzeuge legten 2015 eine Strecke von 36,8 Millionen Kilometerm (entspricht 920 Erdumrundungen) zurück.

Plus Angestiegen sind die Stammkunden von 270.000 auf 303.000. Auch beim Bartarif gab es erstmals seit sechs Jahren wieder einen Anstieg und zwar um 2,7 Prozent. Gestärkt genutzt werden zudem auf die Handytickets: plus 48 Prozent auf 126.000.

Linie 17 Die neue Linie 17 auf der Nord-Süd-Bahn-Strecke von der Severinstraße bis Rodenkirchen wird aktuell von 6000 Fahrgästen pro Werktag genutzt. Das sind durchschnittlich etwa 20 bis 25 pro Fahrt. Ziel ist es, dass ein bis zwei Jahre nach Inbetriebnahme 11.000 Kunden die neue Linie nutzen. Erwägt wird bei Bedarf die Strecke mit Zügen mit nur einem Wagen zu bedienen.

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Autor: Stephan Eppinger