15:47 Uhr > Stadt: Streik-Auswirkungen geringer als erwartet
„Bis auf die Kindertagesstätten konnten die städtischen Ämter den zeitweiligen Ausfall der streikenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verkraften, so dass die Beeinträchtigungen für Köln insgesamt doch geringer war als befürchtet. Ein großes Problem ist allerdings der Ausfall des öffentlichen Nahverkehrs. Das trifft sehr schmerzlich alle Arbeitnehmer, Schüler und die Wirtschaft. Ich bedaure, dass auch viele Eltern gezwungen waren, kurzfristig Lösungen zur Betreuung ihrer kleinen Kinder finden zu müssen. Ich appelliere nochmals an die Gewerkschaften, die anstehenden Tarifverhandlungen mit Augenmaß zu führen“, so Stadtdirektor Guido Kahlen. 157 Kindertagesstätten haben laut Stadt ihren Betrieb heute nicht aufgenommen, 37 waren zum Teil und 21 komplett geöffnet. Sie übernahmen zusätzlich nicht versorgte Kinder aus geschlossenen Einrichtungen. Zudem hätten nur wenige Ämter und Dienststellen eine größere Anzahl Streikender und Leistungs-Einschränkungen zu verzeichnen gehabt. In vielen Ämtern hätte der Dienstbetrieb – wenn auch mit verlängerten Wartezeiten und eingeschränkter Leistung – aufrecht erhalten werden können. Der Andrang in den Bürgerämtern sei jedoch auch deutlich geringer als üblich gewesen. Neben den Kindertagesstätten und einer Abteilung des Jugendamtes waren ein Bauhof des Amtes für Straßen und Verkehrstechnik sowie das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen in größerem Maße betroffen. Die ausgefallenen Arbeiten sollen in den nächsten Tagen nachgeholt werden. Einige Dienststellen mit Publikumsverkehr hatten vorsorglich ihren Betrieb für den heutigen Tag eingestellt, bzw. den Service reduziert. Dazu gehörten unter anderem die Bühnen der Stadt Köln mit ihrer Theaterkasse und den für heute geplanten Vorstellungen der Oper.

15:40 Uhr > Kundgebung am Heumarkt – "Schuldenfrage ist Verteilungsfrage"
"Gut, dass wir zeigen, was wir wert sind", betonte heute Friedel Giesen-Weirich, ver.di-Teilnehmer an der Verhandlungskommission mit den Arbeitgebern. Bevor sich die Kommission am kommenden Montag wieder trifft, berichtete er heute über die ersten Sitzungen. In diesen hätten die Arbeitgeber vielen Argumenten von ver.di zugestimmt. So hätten sie etwa eingeräumt, dass die Beschäftigten im öffentlichen Dienst etwa neun Prozent schlechter bezahlt werden als in der Privatwirtschaft oder mit weniger Personal immer mehr Aufgaben bewältigen müssten. Dennoch hätten sie die Forderung von ver.di nach 6,5 Prozent mehr Lohn als  unrealistisch bezeichnet. Ein klares Nein hätten sie zudem der Forderung nach 100 Euro mehr für Auszubildende erteilt. Zugleich kündigten sie an, erst dann ein eigenes Angebot vorzulegen, wenn ver.di selbst die Forderungen reduziert. "Das können wir aber nicht machen", betonte Giesen-Weirich. Er rief daher die Demonstranten heute dazu auf, auch in den kommenden Wochen die Tarifverhandlungen zu begleiten – notfalls auch durch weitere Streiks. "Wir werden weiter kämpfen, damit wir gerecht bezahlt werden", rief Giesen-Weirich.

Dass es die Demonstranten mit ihren Protesten ernst meinte, bezeugte auch Sabine Bruns, Personalratsvorsitzende der Kitas Köln. Kölns Stadtdirektor habe gestern "einen Zentralangriff", so Bruns, auf die Kitas gestartet. So habe er eine einstweilige Verfügung gegen den Streik erwirken wollen. Dabei sei die Lage an den Kitas dramatisch. So müssten viele Mitarbeiter einen Nebenjob annehmen, um ihren Lebensunterhalt bezahlen zu können. "Auf der anderen Seite werden Steuergelder für einen so genannten Ehrensold gezahlt", kritisierte Bruns. Die Eltern hätten für den Streik Verständnis gezeigt. Bereits am vergangenen Freitag habe man diese per Elternbrief über den Streik informiert. Die meisten hätten bis heute eine andere Lösung gefunden. Zudem hätten die Mitarbeiter in den Kitas die Adressen für "Notkitas" und geöffnete Einrichtungen verteilt. Auch die Kliniken der Stadt Köln streikten heute mit. "Wir nehmen alle auf, aber wir wollen dafür bezahlt werden", betonte Uschi Röhrig, Vertrauensfrau der Kliniken. In den vergangenen Jahren gebe es immer weniger Personal und weniger Lohn für immer mehr Arbeit. Unverständnis äußerte sie darüber, dass die Krankenkassen in diesem Jahr einen Überschuss von 55 Milliarden Euro erwirtschafteten und den Kliniken dennoch vorhielten, zu viel Geld auszugeben. Auch in der Pflege steige der Leistungsdruck. In möglichst kurzer Zeit müssten möglichst viele Pflegebedürftige behandelt werden, um Geld zu erwirtschaften. Röhrig drohte den Arbeitgebern mit weiteren Streiks – auch in Operationssälen – sollte es keine Lohnerhöhung geben.

Als Hauptredner sprach heute Dierk Hirschel, Abteilungsleiter Wirtschaftspolitik der ver.di Bundesversammlung, in Köln. Er forderte vor allem eine Umverteilung der Güter in Deutschland. "Die Schuldenfrage ist eine Verteilungsfrage", betonte Hirschel. So gäbe es in der Bundesrepublik viermal so viel Privatvermögen wie Staatsschulden. "Wer Schulden abbauen will, muss an das Privatvermögen", sagte Hirschel und forderte neben einer Vermögenssteuer auch einen höheren Spitzensteuersatz und eine Transaktionssteuer. Schließlich hätten die heute Streikenden maßgeblich an dem Wohlstand Deutschlands gearbeitet. "Ohne gute Schulen, Kitas und Krankenhäuser gäbe es diesen Wohlstand nicht", so Hirschel. Unverständnlich sei es daher, dass die Gewinne in den vergangenen Jahre dreimal so stark angewachsen seien wie die Löhne. Ein gerechter Lohn sei darüber hinaus nötig, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken. Von Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters forderte Hirschel heute mehr Einsatz für die Arbeitnehmer. "Bislang jammern Sie nur, handeln aber nicht", so Hirschel.

12:55 Uhr > Die Versammlung am Heumarkt löst sich langsam auf.

11:40 Uhr
> Von Königsforst nach Ehrenfeld: Eine kleine Odyssee

Natürlich müssen auch Reporter zu ihrem Arbeitsplatz kommen. Jungreporterin Nicola Ninnemann machte heute Morgen für Report-K.de den Test, wie man während des Streiks von Köln-Rath in unsere Redaktion in Ehrenfeld gelangt.

Es ist 8.25 Uhr und heute ist alles etwas anders. Ich sitze an der Bushaltestelle der Haltestelle Königsforst und warte. Ich denke daran, dass ich mich sonst jeden Morgen direkt in die Bahn der Linie 9 setzen kann, denn in Königsforst ist eine Endhaltestelle. Doch heute fahre ich Bus und es ist kalt und still. Sonst herrscht hier jeden Morgen geschäftiges Treiben: Menschen fahren zur Arbeit, Kinder in die Schule. Es wird erzählt, gelacht und zu laut Musik gehört. Doch heute ist die Haltestelle wie leergefegt.

Photo: Der Bahnsteig am Königsforst ist wie leergefegt.

Im Internet habe ich erfahren, dass die Strecke nach Porz teilweise befahren wird. Leider war aber nicht exakt einzusehen, wann genau der Bus in Königsforst sein wird. Auch wird hier vor Ort nicht über die Fahrmöglichkeiten informiert. Auf den Anzeigen läuft lediglich ein orangefarbener Schriftzug, der den Fahrgästen mitteilt, dass heute sämtliche Busse und Bahnen aufgrund des Warnstreikes nicht fahren. Ich bin verwirrt, dass dort nichts von den Ausnahmen steht. Ich warte also weiter in der Hoffnung, dass mein Bus trotzdem noch kommt. Aus Langeweile hole ich mir einen Kaffee am Kiosk. Von dem Besitzer erfahre ich, dass die Linie 154 ungefähr alle 40 Minuten fährt. Das macht mir Hoffnung, dass ich hier nicht ganz umsonst sitze.

Photo: Die Anzeige an der Haltestelle ist nicht sonderlich hilfreich, da sie angibt, dass alle Busse und Bahnen ausfallen. Doch einige fahren – wenn auch unregelmäßig.

Plötzlich kommt eine Frau ganz aufgelöst auf mich zu. Sie müsse dringend zum Hansaring und habe nichts von dem Streik gewusst. Ob ich nicht eine Lösung wisse?
Ich erkläre ihr, dass theoretisch bald ein Bus nach Porz kommen müsste und sie von dort mit der S-Bahn nach Köln komme. Und tatsächlich, wenige Minuten nach unserem Gespräch sehe ich den 154er um die Ecke biegen. Auf ihn habe ich „nur“ über eine halbe Stunde warten müssen.

Im Bus sitzen wenige Fahrgäste. Das hatte ich nicht erwartet. Ich frage mich, ob die Menschen heute einfach zu Hause bleiben oder sich im Vorhinein Alternativen überlegt und beispielsweise Mitfahrgelegenheiten gebildet haben.
Wir fahren kreuz und quer durch Porz; Sightseeing-Tour der etwas anderen Art. Endlich kommen wir an dem Bahnhof Steinstraße an. Mitreisende, die anscheinend den Fahrplantakt der S12 besser kennen als ich, fangen an zu rennen. Also renne ich mit. Doch es nützt nichts: Uns allen fährt die S-Bahn buchstäblich vor der Nase weg. Die nächste kommt erst in 20 Minuten. Also warte ich wieder. Der Bahnhof wirkt nicht frequentierter als an normalen Tagen, was mich wieder erstaunt. Dann kommt endlich doch die S-Bahn und ich freue mich, dass ich nun bis Ehrenfeld durchfahren kann. Um etwa 10.15 Uhr komme ich endlich an.

Insgesamt habe ich also fast zwei Stunden von Königsforst nach Ehrenfeld gebraucht. Sicherlich kann man die Zeit auch verkürzen, wenn man die Informationen auf der Internetseite der KVB besser zu deuten versteht als ich. Dennoch wird die Fahrt auch dann noch mindestens doppelt so lange dauern wie an normalen Tagen.


11:26 Uhr >
Verdi geht von 8. bis 10.000 Streikenden auf dem Heumarkt aus. Der Heumarkt ist richtig voll.



11:21 Uhr >
Alle Züge mit Streikenden sind am Heumarkt angekommen. Sowohl aus dem Rechtsrheinischen über die Deutzer Brücke, als auch durch die Gürzenichstraße strömen die Streikenden heran.

10:54 Uhr > Mensa bestreikt – nur Uniklinikmensa offen
Wer als Student heute etwas essen will, der muss in die kleine Mensa in der Robert Koch Straße an der Uniklinik oder einen der vielen privaten Anbieter entlang der Zülpicher Straße ausweichen, denn die Hauptmensa hat heute nur einen Raum auf, die drei weiteren sind geschlossen.

10:48 Uhr > Die noch fehlenden Züge mit Streikenden werden jeden Augenblick am Heumarkt erwartet. Dort stehen schon, neben den tausenden Streikenden, die Redner bereit. Sprechen werden unter anderem Christa Nottebaum, Verdi Köln, Dierk Hirschel und Friedel Giesen, der Mitglied der Verhandlungskommission sein wird. Danach werden Vertreter aus den beteiligten Unternehmen sprechen. Bei Verdi rechnet man mit Reden von etwa 1,5 Stunden Länge. Los geht es mit den Reden ab 11 Uhr.


KVB-Mitarbeiter Jörg Schiffer mit seinen Kindern am heutigen Morgen in Bergheim-Ahe

10:32 Uhr > Vorbereitung auf dem Weg zur Demo
KVB-Mitarbeiter Jörg Schiffer aus Bergheim-Ahe machte sich heute Morgen um viertel vor Acht auf dem Weg zum Warnstreik zum Kölner Ebertplatz. Vor dem Streik musste er noch schnell seine Kinder zum Kindergarten bringen, der zu seinem Glück in Bergheim heute nicht bestreikt wurde.

10:27 Uhr > Der Heumarkt ist schon ziemlich voll, obwohl erst der erste Demozug eingetroffen ist
Der Zug der KVB Mitarbeiter ist soeben am Kölner Heumarkt angekommen und schon ist der Heumarkt gut voll, obwohl dies erst der erste Zug ist. Die anderen drei sind noch unterwegs. Anscheinend sind aber viele Streikende auch direkt zum Heumarkt gekommen, denn viele Mitarbeiter der AWB, natürlich gut erkennbar an ihrer orangefarbigen Arbeitskleidung sind auch schon da.


10:19 Uhr > Der Zug der Warnstreikenden vom Ebertplatz hat mittlerweile den Dom erreicht und biegt in die Trankgasse ein. Die Streikenden machen mit ihren Trillerpfeifen ordentlich Lärm und schwenken weiß-rote Verdi Fahnen. Viele Streikenden der KVB führen auch ein Fahrrad mit, da ja heute keine Bahnen fahren.


Leerer Bahnhof in Kerpen-Sindorf heute morgen 08:12 Uhr

10:10 Uhr > Leerer Bahnhof in Kerpen-Sindorf
Ruhe war heute morgen auf dem Kerpen-Sindorfer Bahnsteig um 08.12 h angesagt. Nur wenige Menschen waren auf dem Bahnsteig zu sehen. In den S-Bahnen selber hatte man das Gefühl, dass weniger Menschen im Zug in Richtung Köln unterwegs waren als sonst an einem Mittwochmorgen.

10:08 Uhr > Polizei: Verkehr as usual – Deutzer Brücke in 15 Minuten gesperrt
Die Verkehrssituation in Köln stellt sich so Polizeisprecher Christoph Gilles wie an anderen Tagen auch dar, an der ein oder anderen Stelle ist Aufkommen leicht erhöht. Mehr Unfälle als sonst oder dergleichen seien nicht zu verzeichnen, so Gilles. Die Zoobrücke sei in Richtung Innenstadt stark belastet. In etwa 15 Minuten wird die Kölner Polizei die Deutzer Brücke in Richtung Innenstadt für den Verkehr sperren, damit der Zug der Warnstreikenden aus dem rechtsrheinischen Köln den Heumarkt erreichen kann. Dann ist natürlich im Umfeld der Deutzer Brücke mit Behinderungen zu rechnen. Die Streikenden vor allem aus dem technischen Rathaus der Stadt Köln ziehen vom Willy-Brandt-Platz aus los.

9:37 Uhr > Am Ebertplatz sammeln sich die Streikenden
Aus drei Richtungen werden heute die Beschäftigten sich zum Heumarkt in Bewegung setzen, wo die Abschlusskundgebung stattfinden soll. Ein Demonstrationszug mit Warnstreikenden startet vom Ebertplatz aus. Die Streikenden haben sich bereits eingefunden. Der Zug vom Ebertplatz, übrigens vorwiegend Beschäftigte der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB), geht über den Hansaring, Eigelstein, Trankgasse durch die Altstadt zum Heumarkt. Also ist dort auch mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen. Derzeit seien laut Verdi rund 600 Streikende am Ebertplatz.



9:28 Uhr > Am Hauptbahnhof gibts keine Taxis mehr
Am Kölner Hauptbahnhof ist die Lage ruhig und entspannt. Die KVB Haltestelle ist mit Flatterband abgesperrt. Immer mal wieder kommt es wie aktuell am Taxistand zu längeren Warteschlangen, weil alle Wagen unterwegs sind.

7:33 Uhr > Beamtenbund verteidigt Warnstreiks
Zum Beginn der Warnstreiks im öffentlichen Dienst in Nordrhein-Westfalen hat der Deutsche Beamtenbund (DBB) die Arbeitskämpfe verteidigt. "Die Menschen wollen sich auch in Zukunft auf ihren öffentlichen Dienst verlassen können und gehen zu Recht davon aus, dass Erziehung, Gesundheit und Sicherheit der Verkehrswege nicht zu Luxusgütern werden dürfen", sagte Verhandlungsführer Frank Stöhr der "Rheinischen Post" (Mittwochsausgabe). "Das ist aber nicht zum Nulltarif zu haben." Dagegen kritisierte der Verhandlungsführer der Kommunen, Thomas Böhle, gegenüber der Zeitung die Streiktaktik von DBB und Verdi. "Folge der übertriebenen Stimmungsmache der Gewerkschaften ist, dass Erwartungen geweckt werden, die die Kommunen vor dem Hintergrund ihrer finanziellen Schwierigkeiten nicht erfüllen können." Böhle glaubt zudem, dass das Verständnis für die Warnstreiks schwinden könnte. "Die Bürger sind es letztlich auch, die über ihr Steuergeld die Lohnerhöhungen finanzieren. Insofern könnte ich mir vorstellen, dass das Verständnis für die Warnstreiks schnell abnimmt. Gerade auch vor dem Hintergrund, dass die Arbeitgeber längst Lohnerhöhungen in Aussicht gestellt haben."

7:23 Uhr > "Heute Warnstreik" steht in weißen Lettern auf rotem Grund. Die Schilder hängen in Bahnen, die die Zu- und Ausfahrt am Depot Scheidtweiler Straße der KVB blockieren. Am Ehrenfeldgürtel wird keine einzige Bahn mehr angezeigt und die U-Bahnstation ist völlig verlassen, nicht einmal die Rolltreppen fahren mehr. Auch an der Schranke der AWB im Betriebshof Maarweg hängt eine Verdi-Fahne.

[ag, cs, hjr, ncn, dts]