Nur sehr wenige Fernsehsendungen im deutschen Fernsehen sind mit Untertiteln oder Gebärdensprachen-Dolmetschern versehen. Dabei bedeuten sie für viele Menschen mit Behinderung die einzige Möglichkeit, um an Informations- oder Unterhaltungsangebot der Sender teilnehmen zu können. Für rund 2,3 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen bedeutet dies, nur einen eingeschränkten Zugang zum Informations- und Unterhaltungsangeboten des Funk und Fernsehens zu haben.

Fernsehsendungen zwischen Sensationslust und Rührseligkeit
Um auf diese Problematik aufmerksam zu machen, veranstaltete die Landesregierung NRW heute eine Fachtagung zum Thema „Menschen mit Behinderung in den Medien“ in Köln. Die beschäftigte sich neben der Frage nach dem Zugang zu Medien auch mit der Darstellung von behinderten Menschen in den Medien. Denn auch die lässt oftmals zu Wünschen übrig. Sendungen begnügen sich häufig damit sensationsorientiert, reißerisch oder Mitleid erregend zu arbeiten. Vorrangig zeigen sie, wie Menschen trotz einer Behinderung große Leistungen vollbringen können. Als Paradebeispiel lässt sich hier die Berichterstattung über die Paralympics nennen. Andere Darstellungen setzen allein auf die Rührseligkeit der Zuschauer und wollen so vornehmlich Spenden sammeln. Beide Formen der Berichterstattung schaffen jedoch kein Miteinander auf gleicher Augenhöhe.

WDR will Angebot an Sendungen mit Untertiteln verdoppeln
Die Un-Rechtskonvention für Menschen mit Behinderung fordert darum, behinderten Menschen einen barrierefreien Zugang zu den Medien zu ermöglichen. Daneben müssen aber auch die Würde und die Rechte von Menschen mit Behinderung gefördert werden. Bereits im März 2007 unterzeichnete neben 79 anderen Staaten auch die Bundesrepublik diese Rechtkonvention. Seit Beginn des neuen Jahres ist sie in Kraft getreten. Zu sehen ist davon noch recht wenig. So sind in keinem Gesetz Sanktionen vorgesehen, sollten die Vorschriften nicht eingesetzt werden. Immerhin versprach nun der WDR, sein Angebot an Sendungen mit Untertitel im Jahr 2009 zu verdoppeln. Dagegen weisen gerade Privatsender kaum barrierefreie Wohnungen auf. „Wir müssen sie stärker in die Verantwortung nehmen“, erklärte Sozialminister Karl-Josef Laumann heute.

1.000 zusätzliche Arbeitsplätze
Ein weiterer Schritt zu weniger Barrieren in den Medien ist das Programm „Teilhabe für alle“ der Landesregierung NRW. Das wurde im letzten Jahr auf rund 188 Millionen Euro erhöht. Es umfasst derzeit 52 Projekte aus allen Lebensbereichen: Arbeit, Bildung und Familie, Wohnen und Abbau von Barrieren. Ein weiteres Programm „Integration unternehmen“ mit einem Umfang von zehn Millionen Euro soll 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze in Integrationsunternehmen für schwer behinderte Menschen schaffen. Laumann betonte auf der heutigen Fachtagung außerdem, dass die Medien begreifen müssten, dass es sich bei Menschen mit Behinderung nicht um eine gesellschaftliche Randgruppe handele. Rund 2,3 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen besitzen einen Behinderten-Ausweis. Weitere drei Millionen Menschen haben leichtere Behinderungen wie Hörschäden. Auch diese sind jedoch in ihrem Zugang zu den Medien eingeschränkt.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
[Foto: jojomidi/ www.pixelio.de]