Volker Weininger, JP Weber, Christoph Kuckelkorn und Micky Brühl beim Talk "Loss mer schwade". Foto: Bopp

Köln | Nach dem Polit-Talk zur NRW-Wahl und dem Gespräch mit Kölns Erfolgstrainer Steffen Baumgart stand das neueste Treffen bei „Loss mer schwade“ im Zeichen des Karnevals. Dabei erzählten Sitzungspräsident Volker Weininger, Kult-Sänger Micky Brühl und FK-Präsident Christoph Kuckelkorn bei Moderator JP Weber Geschichten und Erlebnisse aus ihrer Zeit im Fasteleer.

Im gut gefüllten Lokal „Zum Jan“ in der Thieboldsgasse war die Stimmung wie bei einer Karnevalssitzung ausgezeichnet und ausgelassen. Es wurde gelacht und reichlich Kölsch getrunken.

Dabei verriet Weininger, dass er Deutsch und Englisch auf Lehramt studierte. Aber nach einem Jahr als Aushilfslehrer in England war die Euphorie schnell vorbei. „Im Unterricht haben die Schüler den kompletten Fußboden auseinandergenommen. Da habe ich mir gedacht: Macht eure Erziehung doch alleine und ohne mich.“

Volker Weininger hat die Figur des „Sitzungspräsidenten“ weiterentwickelt

So unterrichtete er zunächst als Lehrbeauftragter an der Uni Bonn, ehe er sich im Jahr 2014 endgültig dazu entschied, professionell als Comedian auf der Bühne zu stehen und Programme zu schreiben. „Dabei habe ich die Figur als Sitzungspräsident über viele Jahre weiterentwickelt“, erzählt der Büttenredner im Karneval. „Ich kann mich noch an mein erstes Programm erinnern. Das hieß „Bestatten Weininger“. Das Beste daran war der Titel.“

Die Menschen bei den Sitzungen im Fasteleer und auch seine Fans, die regelmäßig zu seinen Live-Auftritten kommen, lieben seinen Humor und seine spezielle Art auf der Bühne. „Ich schreibe meine Texte alle selbst. Denn ich habe eine lebhafte Phantasie. Alkohol ist dabei ein wichtiger Teil für die Figur des Sitzungspräsidenten. Man kann schon sagen, dass ich professioneller Kölschtrinker bin“, sagt Weininger mit einem Lachen.

Schließlich gönnt sich der Redner bei seinen 25 minütigen Auftritten als Sitzungspräsident mehrere Getränke. „Ich schreibe meine Texte alle selbst. Denn ich habe eine lebhafte Phantasie.“

Da stellt sich natürlich die Frage, ob Weininger eine gute Blase habe? Seine humorvolle Antwort: „Ich bin kein Wildpinkler, sondern kenne im Rheinland jeden Rastplatz.“ Und ernsthaft: „Aber ich gehe vor jeden Auftritt auf die Toilette, sonst schaffe ich die 25 Minuten auf der Bühne nicht.“

Auch Micky Brühl war in Plauderlaune. Der frühere Frontmann und Sänger der Paveier sprach über die Anfänge seiner Karriere, der große Hilfe von Musiker und Texter Hans Knipp und seinem bevorstehenden Ende. Denn nach der bevorstehenden Session ist für Micky endgültig Schluss. „Dann bin ich 40 Jahre dabei. Danach entscheide ich alleine, worauf ich Lust habe.“ Aber er gibt auch zu: „Ich kann ja gar nicht ohne. Die kleinen kölschen Auftritte aus der vergangenen Session haben mir gezeigt, dass mir dabei das Herz aufgeht.“ 

Micky Brühl hat den Karneval vermisst

Besonders während der Pandemie und den letzten Monaten mit dem Krieg in der Ukraine ist dem Urgestein des Karnevals bewusst geworden wie sehr er den Fastelovend vermisst hat. „Ich habe ja schon im Irak-Krieg den Ausfall des Karnevals miterlebt. Normal bist du ab dem 2. Januar permanent unterwegs und an den Wochenenden nur auf den Bühnen. Das war nun nicht der Fall und ich wusste nicht, was ich machen sollte“, verrät Brühl, der aber zugeben musste. „Das war schon schlimm und einfach großer Mist.“

Der Sänger hat aber auch Verständnis für die Entscheidungen des Festkomitees: „Die Absagen waren unausweichlich. In einer Millionenstadt wie Köln haben nicht alle Leute etwas mit dem Karneval zu tun. Die Menschen haben und hatten etwas anderes im Kopf als Karneval.“ Und gibt ein Beispiel: „Die Menschen, die früher auf fünf Sitzungen besucht haben, sind heute froh, dass sie sich vielleicht nun eine Sitzung finanziell leisten können. Er ist kaum mehr Kohle im Geldbeutel.“

Christoph Kuckelkorn berichtete über die Schwierigkeiten während Corona und den Hilfen, die Veranstalter, Vereine, Künstler und Betreiber in der schweren Zeit über Wasser gehalten haben. „Ich bin sehr froh, dass der Solidaritätsfonds für Kultur auch für den Karneval geöffnet worden ist. So konnten 90 Prozent der Kosten für Vereine abgedeckt werden“, berichtet der Präsident des Festkomitees. „Sonst hätten viele die schwere Zeit finanziell nicht überlebt.“

Christoph Kuckelkorn ist froh über die Entwicklung des Karnevals

Der langjährige Leiter des Kölner Rosenmontagzuges ist glücklich darüber, wie sich der Karneval in den letzten Jahren entwickelt hat. So ist er besonders stolz wie sich die Karnevalisten und die Kölner während der tollen Tage 2022 verhalten haben. Besonders bei der „Rosenmontagsdemo“. „Da hat sich die Stadt von ihrer besten Seite gezeigt. Es war ein tolles und grandioses Zeichen von Köln für die Ukraine. Ich habe mich gefühlt wie bei Woodstock.“

Die beiden letzten schweren Jahren haben aber auch Kuckelkorn nachdenklich gemacht. „Ich habe in den Jahren viel gelernt. Besonders habe ich viel Demut mitgenommen“, gibt der Bestatter zu.

Und Moderator JP Weber fand die richtigen Worte zum Abschluss eines launigen und unterhaltsamen Talks: „Der Krieg hat keine Chance, den Kölner Karneval in die Knie zu zwingen.“