Die Talkrunde mit Prof. Dr. Karl Lauterbach. Foto: Loss mer schwade

Köln | „Sie werden entschuldigen. Ich muss zur nächsten Schalte. Die ist mit dem Bundeskanzler..“

Gesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach nahm sich für den Köln-Talk „Loss mer schwade“, der auch auf der Facebookseite von report-k zu sehen ist, dennoch am ereignisreichen Donnerstag die Zeit, um mit Betroffenen der Corona-Pandemie über die derzeitige Lage erfrischend offen zu diskutieren.

„Das Amt auszüben zu dürfen, ist ein Privileg. Ich versuche etwas zu erreichen für die Bürger“, so Lauterbach eingangs, „die Dinge müssen weggearbeitet werden. Das gefällt nicht jedem. Ich habe keine Langeweile.“

Köln-Talk: Dr. Auer rät Lauterbach von Impfpflicht ab

Mit dabei: Dr. Wolfgang Auer. Der Impfarzt aus Österreich riet Lauterbach von der Impfpflicht nach der Erfahrung aus dem eigenen Land ab: „Es hat sich nach der Verkündigung der Impfplicht auch niemand impfen lassen. Ich sitze jeden Tag mit 200 Patenten zusammen. Jemand, der sich nicht impfen lassen möchte, macht das nicht.“

Österreich hat vergangene Woche alle Maßnahmen gelockert. „Die Konsequenz ist, dass wir Inzidenzen über 10 000 haben. Das ist nur die Dunkelziffer. Wenn man auf die Impfpflicht besteht, wird man früher oder später einen Rückzieher machen müssen.“

Anschließend konnte sich Daniel Rabe Luft machen. Der in Köln bekannte und erfolgreiche Gastronom, Veranstalter und Familienvater hat zwei Jahre Pandemie hinter sich und ächzt wie die gesamte Branche, trotz geringer Hospitalisierungsrate: „Mir ist die Kölner Situation wichtig. Ich finde es wichtig, dass man rhetorisch abrüstet. Wir machen 40 Prozent weniger Umsatz. Ein wirtschaftlich totaler Sargnagel. Wir müssen unsere Freiheit zurück haben. Das geht mir auf den Zeiger, dass man das nicht sagen darf. Kann man das nicht rhetorisch anders anpacken?“

Lauterbach: „Die Botschaft wäre die: Die Inzidenz ist 4000. „Geht raus ihr jungen Burschen, man kann den Römer heben. Das ist ungefährlich.“ Aber das wäre keine Botschaft, die vertretbar wäre. Ich kann nicht dazu beitragen, indem man sagt: Es passiert halt nichts. Es gibt Gruppen, die können wir sehr schwer schützen. Von daher ist es zu früh, zu sagen: Wir lassen es krachen. In einem Land wie Österreich kann ich das nicht beurteilen. In unserem Land kann ich mich durchsetzen.“

Warehouse-Gründer Yener Kisla gibt Lauterbach Contra

Für die Clubszene war Yener Kisla eingeladen. „Es sah nicht gut aus und es wird nicht gut aussehen. Wir haben alle Probleme, Personal zu kriegen. Es findet ein Wandel statt. Clubs, Securityfirmen, ein riesiger Wirtschaftszweig, da denken die Leute um. Die ganze Infrastruktur bricht weg. Wir planen Events nicht in vier Wochen, ich kann nicht von heute auf morgen ein Event auf die Beine stellen. Karneval wird sitzend in den Kneipen erlaubt. In den Wochen danach dürfen die Clubs wieder aufmachen. Wir als Clubs mussten alle in die Röhre gucken. Die Politik hätte mit uns mal reden müssen!“

Lauterbach: „Diejenigen, die die Veranstaltungen organisieren, die reden mit den jeweiligen Gesundheitsministern, denn die müssen die Konzepte genehmigen, so reden alle Ebenen miteinander. Es wird immer hin- und hergespiegelt. Im Wesentlichen werden die Gespräche geführt auf der Ebene der Landesregierungen.

Bei der letzten Ministerkonferenz haben wir gesagt: Wir öffnen in drei Schritten. Das haben wir vorausschauend gemacht. Wir öffnen jetzt aber – und die Inzidenz steigt zunehmend. Das ist ist schwierig. Wenn man reagiert, weiß man zumindest, dass man das Richtige tut. Es klingt immer dumm, aber es ist oft das Richtige.“

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Martin von der Hocht betreibt mehr als 100 Stationen in Deutschland. Der Unternehmer aus dem Rheinauhafen wendete sich direkt an den Minister: „Wir wissen nicht wie es weitergeht. Bleiben die Tests kostenlos oder nicht? Wir haben z.B. Probleme in Berlin, wo wir seit Oktober kein Geld bekommen. Da geht es um siebenstellige Summen und du fragst dich: Wie kann das sein? Auf der einen Seite wird gefordert zu testen, aber wir bekommen kein Geld. Es geht doch darum viel und schnell zu testen. Aber wir stehen im Regen. Es gibt keine Planungssicherheit“

Just Fit-Boss Frank Böhme überzeugt Karl Lauterbach

Der Minister: „Die Teststrategie ist bekannt. Die Übernahme der Kosten ist abgedeckt. Ich kann nicht sagen, weshab in Berlin die Bezahlung nicht erfolgt ist wo die Rechnung gestellt worden ist. Die veranlassten PCRs, also mit positiven Antigentests, die werden bezahlt und dafür muss der Senat die Mittel zur Verfügung stellen. Die Mittel fließen auch noch bis zum 30.4, dann ändern wir die Verordnung ein wenig. Wie die Lage dann ist, muss man die Regeln mit Augenmaß anpassen. Wir werden noch eine lange Zeit auf die Leistungen der Testzentren angewiesen sein“.

Auch Frank Böhme schaltete sich ein. Der Fitnesskönig (JustFit) von Köln kam direkt zur Sache. „Wir versuchen die Langzeitschäden der GEsellschaft zu stoppen. Aber die Kündigungen werden wir nicht mehr einholen. Die gesamte Branche hat 25 Prozent Mitgieder verloren. Können Sie sich nicht vorstellen, die Fitnessbranche in die Gesundheit mit einzubinden?“

Lauterbach: „Ich bin selbst den Fitnessclubs positiv gegenüber eingestellt. Wenn die Branche stärker genutzt würde, wäre das wünschenswert. Über Mehrwertsteuerabsekungen habe ich nicht zu befinden, aber der Finanzminister trainiert sehr hart und wird dem Anliegen sehr gewogen sein. Ich nehme das ANliegen jetzt mal mit.“