Damit sind die ersten jungen Maifische seit 70 Jahren wieder im Rhein nachgewiesen worden. Denn seit 1935 galt der Maifisch als ausgestorben. Am 16. Juni 2010 waren 2,5 Millionen von kleinen Maifischen bei Poll, an der Sieg und in Hessen in den Rhein entlassen worden. Dr. Andreas Scharbert, Stiftung Wasserlauf, Dr. Heiner Klinger, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW und Prof. Dr. Jost Borcherding, Universität Köln konnten am 07.Okt. 2010 auf einem Aalschokker im Rhein bei Kalkar frisch gefangene junge Maifische zeigen und den Besatzterminen im Juni zuordnen. Sie waren von Rudi Hell, einem der letzten Fischer mit einem Aalschokker im Rhein, auf der Wanderung ins Meer im Rahmen eines Monitoring-Projektes gefangen worden. Seine Fänge sind zur Zeit für viele Forschungsinstitute die einzige Möglichkeit, wissenschaftliche Aussagen über die Population im Rhein zu erlangen.

Laut Dr. Scharbert ist anzunehmen, dass täglich hunderte Maifische am Monitoring-Netz vorbei ungehindert in Richtung Meer ziehen. Besondere Gefahren bestehen für sie weiter nicht, da sie durch die Maschen normaler Fischernetze jederzeit entfliehen können und auf Angelköder kaum reagieren. Somit besteht die berechtigte Hoffnung, dass in den nächsten Jahren auch der eine oder andere erwachsene Maifisch gefangen oder gesichtet wird, z.B. an einer Fischbeobachtungsstation am Oberrhein bei Iffezheim.
 
Der Fang erwachsener Maifische nahm seit der Industrialisierung, der damit verbundenen Rheinverschmutzung und  den Rheinbegradigungen seit 1880 kontinuierlich ab bis um 1939 die letzen Fänge mehrerer Maifische gelangen. Danach tauchten bis 1958 nur noch Einzelexemplare im Rhein auf. In Poll, dem ehemaligen Maifischzentrum im Kölner Raum, wurde die Fischerei 1938 mangels Rentabilität aufgegeben. Heute erinnern in Poll noch die Maifischgasse und das „Poller Maispill“ an die alte Tradition. Hans Burgwinkel, Reihmeister des Poller Maigeloogs und Mitorganisator des Maifischbesatzes in Köln, zeigte sich überrascht von den Größenunterschieden der jungen Maifische: „die Kölner Fische sind ja größer als die Düsseldorfer !?“ Dieser Unterschied hat jedoch überraschend erfreuliche Gründe und lässt sich noch nicht einmal in die klassischen Kölner Düsseldorf Witze einbauen  – im Gegenteil: Hans Burgwinkel ist voll des Lobes über die Düsseldorfer Unterstützung für das Maifischprojekt und damit auch für die „Poller Maifische“. Ohne den Aquazoo und die Förderung durch die Landesregierung gäbe es für Kölner keine Maifische zu sehen.

Während die Fische aus dem Düsseldorfer Aquazoo nur ca. 3 cm groß waren, waren die im Rhein gefangenen Fisch doppelt bis dreifach so groß. Dies bedeutet nach Ansicht von Dr. Scharbert, dem Nachfolger des „deutschen Maifischpapstes“ Dr. Peter Beeck, dass die Maifische jetzt im Rhein doch optimale Verhältnisse vorfänden, die in einem Aquarium nicht erreicht werden können, obwohl der Düsseldorfer Aquazoo langjährige Erfahrung mit Maifischen hat und diesbezüglich führend in Deutschland ist.

[ag: Foto: PR]