Köln | Wer ein Einfamilienhäuschen plant, oder sich von schönem Design inspirieren lassen möchte, für den dürfte die aktuelle Ausstellung im Kölner Museum für angewandte Kunst (Makk) nicht geeignet sein. „Architekturteilchen – Modulares Bauen im digitalen Zeitalter“ ist eine sperrige Ausstellung von und für Spezialisten, die historische Grundbauarten in den Dialog mit aktueller Architektur setzen soll.

Das Makk widmet sich in diesem Jahr der Architektur mit mehreren Ausstellungen, mit „Architekturteilchen – Modulares Bauen im digitalen Zeitalter“, die heute Abend eröffnet wird, will man Impulse in die Architekturlandschaft Rheinland geben. An einer Stelle erdet sich die Ausstellung, wenn es die zum Bauen nötigen Materialien besprochen werden. Hier geht man auch weit in die Baugeschichte zurück und spannt den Bogen in die Gegenwart und Zukunft: Metall, Holz, Stein, Kunststoff oder Beton. Natürlich fallen in diesem Kontext auch die großen Namen der Architekturszene wie Otl Aicher oder Gustave Eifel um nur zwei zu nennen.

Neben dieser historischen Auseinandersetzung mit den Baumaterialien widmet sich die Ausstellung dem modularen Bauen und den Denk-Weisen und -Strukturen die dahinter stehen. Gezeigt werden Fotos, Animationen oder Architekturmodelle, die einen ganzen Raum füllen und witzig mit Lego umgesetzt werden. Die Ausstellungsmacher wollen den digitalen Produktionsprozess in seiner Gänze zeigen, analysieren und stellen ihn in das bekannte Phänomen des modularen Welt- und Naturaufbaus. Dabei sprechen Sie von einer Evolution der Konstruktion, weil heute Bauteile aus digitalen Dateien mit digitalen Herstellungsmethoden geschaffen werden.

Ausstellungstext und Ausstellung kommen sperrig daher und ein wenig intellektuell überbläht, etwa wenn man sich der Frage was ist modular widmet: „Was ist modular? Im Grunde besteht alles in der Welt aus der Zusammensetzung von Elementen und somit aus Modulen. Ein Atom bildet als Grundbaustein der Elemente die kleinste Einheit in der Gesamtheit einer Struktur. Es ist Teil eines Ganzen und dient als Modell, komplexe Systeme aufzuschlüsseln und begreifbar zu machen. Die Abfolge kleinster gemeinsamer Maßeinheiten entspringt in vielen Disziplinen wie beispielsweise in der Musik einem Ordnungsprinzip – einer Taktung – und damit einer Ästhetik, die regelmäßige oder sogar unregelmäßige Proportionen innerhalb ihrer modularen Struktur aufweist.“

Die Ausstellung wird gefördert vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen und soll vor allem Kinder und Jugendliche ansprechen. Allerdings sind Einladungskarten und Flyer so gestaltet und beschrieben, dass in ihrer intellektuell überblähten Sprache Kinder bestimmt nicht ansprechen werden, oder würden Sie auf eine Ausstellung gehen wo es heißt: „Als Ausstellungsarchitektur wurde ein modulares Baukastensystem mit vielfachen, spannenden und überraschenden Anwendungs- und Gestaltungsmöglichkeiten entwickelt, die sich analog zum Ausstellungsthema aus „Architekturteilchen“ zusammensetzt und sich an sogenannten Kugelpackungen orientiert. Stapelt man z.B. gleichgroße Kugeln so dicht wie möglich auf- und nebeneinander, bilden die Kugeln in ihren Zwischenräumen Tetraeder- sowie Oktaederlücken. Die kristallinen Formen unterstreichen den Naturbezug und erinnern gleichzeitig an Systembauweisen aus verschiedensten Epochen der Architekturgeschichte mit dem Fokus auf modularen Konstruktionen – von nomadischen Hütten bis zu komplexen, computergestützten Bauten von heute.“

„Architekturteilchen – Modulares Bauen im digitalen Zeitalter“
12. Mai bis 19. August 2012

MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln
An der Rechtschule
50667 Köln
T. +49(0)221.221-23860
F. +49(0)221.221-23885

Öffnungszeiten
Di bis So 11-17 Uhr
1. Do im Monat 11-22 Uhr
Mo geschlossen

Autor: Andi Goral
Foto: In der Ausstellung des Makk werden auch Architekturmodelle gezeigt