Bonn | 16 Jahre nach der Tat hat ein 57-Jähriger aus Rheinbach die Tötung seiner Ehefrau gestanden. „Ich habe etwas gemacht, was ich nicht hätte machen dürfen“, sagte der Angeklagte am Montag zum Prozessauftakt vor dem Bonner Landgericht. Bei einem Streit habe er 1996 ein Kissen genommen und die Arzthelferin Trudel Ulmen erstickt. Der Polizei, Verwandten und Bekannten erzählte er, seine Frau sei mit einem Liebhaber ins Ausland durchgebrannt.

Das Paar stammte aus dem rheinland-pfälzischen Mayen und war zu diesem Zeitpunkt 20 Jahre verheiratet gewesen. Erst in diesem Frühjahr wurde der Fall nach Zeitungsrecherchen neu aufgerollt und eine Verbindung zu einer Monate nach der Tat entdeckten und verwesten Leiche in Bad Honnef hergestellt. Die Identität der Leiche war nach dem Fund nicht geklärt worden, denn das DNA-Verfahren hatte sich noch nicht durchgesetzt.

Nach den jüngsten Medienberichten wurde die DNA der Leiche mit der von Trudel Ulmen verglichen und eine Übereinstimmung festgestellt. Der frühere Ehemann wurde festgenommen und gestand nach stundenlangen Verhören schließlich den ihm vorgeworfenen Totschlag an seiner Ehefrau, der in vier Jahren verjährt wäre. „Es musste einfach raus“, sagte der Physiotherapeut am Montag in seinem umfassenden Geständnis vor Gericht. Beide hätten sich über zurückliegende Affären gestritten und die Lage sei eskaliert.

Er habe seine Frau nicht mehr bändigen können und auf das Bett geworfen. „Ich wollte einfach nur, dass wieder Ruhe in diese Geschichte reinkommt“, sagte der stämmige Mann, während ihn der Bruder von Trudel Ulmen als Nebenkläger aufmerksam beobachtete.

Die Polizei glaubt ihm

Nach der Tötung mit dem Kissen rollte er die Leiche in einen Teppich ein und vergrub sie in Bad Honnef in einem Waldstück. „Ich wollte weit weg, irgendwohin“, sagte der 57-Jährige. Damit begann die Vertuschung: Er stellte ihren Wagen vor ihrer Arbeitsstelle ab, fragte bei Freunden nach seiner verschwundenen Frau und meldete sie schließlich bei der Polizei als vermisst. Drei Tage später gab er Entwarnung. Seine Ehefrau habe sich aus dem Ausland gemeldet und habe einen neuen Freund, sagte er der Polizei, die den Fall daraufhin zu den Akten legte.

Schon vor der grausamen Tat war die Ehe zerrüttet. Beide hatten außereheliche Affären und trauten sich gegenseitig nicht mehr über den Weg. „Ich hatte Angst, dass sie wieder zu irgendeinem Mann hingeht“, sagte der 57-Jährige, der während des Prozesses immer wieder in Tränen ausbrach.

In den 16 Jahren nach dem Gewaltverbrechen führte der Angeklagte nach außen ein ganz normales Leben, heiratete zweimal und wurde Vater von zwei Kindern. Das Haus wurde mehrmals umgebaut, wobei er bis zu seiner Verhaftung im April fast durchgehend in demselben Zimmer schlief, in dem er seine erste große Liebe getötet hatte.

Autor: Fabian Wahl, dapd