Köln | Ein Team von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung hat den Zusammenhang zwischen Übergewicht und Tumorwachstum näher unter die Lupe genommen. Hauptgrund für den Zusammenhang und damit auch die Ursache für krankhafte Veränderungen ist ein andauernder Stresszustand des Körpers.

Wie die Forscher unter Leitung von Privatdozent Dr. Thomas Wunderlich nun herausfanden, entsteht durch die Notwendigkeit, ständig überschüssiges Fett zu speichern eine Stressreaktion im Fettgewebe. Das scheint gerade für Darmkrebs eine gängige Erklärung zu sein. Diese Form der Krebserkrankung gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Bei Männern steht sie an Nummer drei, bei Frau sogar an Nummer zwei unter den Tumorerkrankungen.

Dass die Ernährungs- und Lebensgewohnheiten eine wichtige Rolle zu spielen, ist nicht unbekannt. Nun haben Wunderlich und sein Team weitere Zusammenhänge entschlüsselt, die neue Ansätze in der Therapie solcher Erkrankungen nach sich ziehen könnten.

So alarmiert die Stressreaktion die körpereigene Immunabwehr, die wiederum im Fettgewebe eine Entzündung auslöst. Anhaltendes Übergewicht versetzt den Körper in Dauerstress und die Entzündung breitet sich über das Blut im ganzen Körper aus. Dies führt letztlich zu einer Umprogrammierung von Zellen der Immunabwehr, die dadurch Krebszellen nicht mehr bekämpfen, sondern ihr Überleben fördern und so das Tumorwachstum unterstützen, so die Ergebnisse der Forschungsgruppe.

Ein hoher BMI und Darmkrebs hängen aber nicht per se zusammen. „Nur weil man dick ist, erkrankt man noch lange nicht an Krebs. Doch sollten entartete Zellen im Körper vorhanden sein, begünstigt Übergewicht das Tumorwachstum“, erläuterte Erstautorin Dr. Claudia Wunderlich. Anhang so genannter „Mausmodelle“ konnten die Wissenschaftler bestimmte Immunzellen isolieren und elimieren. Außerdem wurden die Versuchstiere genetisch so verändert, dass bestimmte Immunzellen trotz fettreicher Ernährung nicht mehr umprogrammiert werden konnten. Beide Ansätze verringerten die weitere Entwicklung des Darmkrebses erheblich, so das Ergebnis der Forschungen.

„Anhand von Mausmodellen konnten wir spezifische Angriffspunkte für mögliche Therapieansätze beim Menschen herausarbeiten“, so Erstautorin Wunderlich abschließend. Diese neuen molekularbiologischen Erkenntnisse veröffentlichten die Wissenschaftler kürzlich in der Fachzeitschrift Nature Communications.

Autor: rk
Foto: links gesunde , rechts wuchernde Zellen. Manche Immunzellen werden durch Dauerstress „umprogrammiert“.  Visualisierung: Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung