Oberhausen | Der Mann hat das Fenster weit geöffnet, in der Hand hält er eine Zigarette. Seinen pink-grün-blauen Ballonseide-Trainingsanzug hat er am Arm ein wenig hochgeschoben. Es ist eines der ersten Fotos, das die Besucher in der neuen Ausstellung „At home – Der Blick durchs Schlüsselloch – Wohnen im Ruhrgebiet gesehen durch die Kunst“ in der Oberhausener Ludwiggalerie erwartet. Klischee pur. Doch die Schau, die am Sonntag (13. Mai) beginnt, hat auch Überraschendes zu bieten.

Über 220 Objekte haben die Organisatoren zusammengetragen, meist Fotos, aber auch gemalte Bilder, Installationen und Filme rund um die Themen Wohnen, Heimat und Nachbarschaft. Da ist die Familie zu sehen, die sich um die Ostertafel versammelt hat, oder der Mann, der sich hinter seine Zeitung verkriecht. Kinder, die eher lustlos vor dem Fernseher spielen. „Es ist wie das Blättern in einem Fotoalbum“, sagt Kuratorin Nina Dunkmann.

Daneben sind da auch die anderen Bilder- Fotos, die wahrscheinlich niemand in sein Familienalbum kleben will. Bilder von Flüchtlingsheimen, von trauernden oder nachdenklichen türkischen Frauen, die mit ihren Kindern das Ruhrgebiet wieder verlassen. Auch das Bild einer von einem Bombenangriff zerstörten Wohnung ist dabei.

Vorbereitungen für Ausstellung dauerten ein Jahr

Für Dunkmann ist die Ausstellung die erste, die sie zusammengestellt hat. Ein Jahr hat sie daran gearbeitet. Sie selbst sei lediglich Zugereiste im Ruhrgebiet, sagt sie. Die Arbeit sei spannend gewesen und sie habe festgestellt, dass eben nicht jeder im „Gelsenkirchener Barock“ lebe. „Oft musste ich gar nicht durchs Schlüsselloch gucken, weil viele Türen schon offen standen.“ Viele Menschen hätten ihr gerne gezeigt, wie sie lebten.

Eines hat sie bei ihren Vorbereitungen jedoch nicht gefunden: Den „speziellen Ruhrgebietslook“. Es gebe eine große Vielfalt in den Wohnungen der Region, nicht zuletzt, weil so viele Menschen aus unterschiedlichen Kulturen im Ruhrgebiet lebten, sagt Dunkmann.

Lieblingsstücke für Ausstellung gesucht

So bunt zusammengewürfelt wie die Bevölkerung soll auch ein spezieller Raum der Ausstellung werden. Unter dem Motto „Mein liebstes Stück“ können sich Besucher noch bis August mit ihren Lieblingsmöbeln oder Accessoires bewerben und Teil der Ausstellung werden.

„Wichtig ist die Geschichte dahinter“, sagt Helene Seydel, die sich um diesen Teil der Ausstellung kümmert. So habe etwa eine Familie eine griechische Schreibmaschine zur Verfügung gestellt, die sie aus dem Urlaub mitgebracht habe. „Die Familie wollte Griechisch lernen. Da ihnen die Schrift aber sehr schwer erschien, haben sie sich die Schreibmaschine gekauft, um damit schreiben zu können“, erzählt Seydel.

Auch ein Bett und eine komplette Sitzgarnitur sind bereits angekündigt, ebenso wie eine gehäkelte Klorollenbedeckung. Ziel der Organisatoren sei es, eine komplette kleine Wohnung einzurichten. Eine Woche nach der eigentlichen Ausstellungseröffnung soll auch sie zu sehen sein und bis zum Ende der Schau am 16. September stetig wachsen und sich verändern.

LUDWIGGALERIE
Schloss Oberhausen
Konrad-Adenauer-Allee 46
46049 Oberhausen

www.ludwiggalerie.de

Autor: Tonia Haag, dapd