Das Medienecho auf den Rücktritt des Bundespräsidenten fällt gleichmütig aus. Wulffs Rückzug kam zu spät. „Fall eines längst Gefallenen“ titelt etwa die "Süddeutsche Zeitung" auf ihrer Internetseite. Die Affäre ist auch ein herber Schlag für die Kanzlerin, auf deren Betreiben hin Wullf 2010 in sein Amt gewählt wurde. Die „Süddeutsche Zeitung“ mahnt eine Wiederholung solcher Vorgänge an. „Der ganze Fall Wulff ist nach dem Rücktritt von Köhler schon ein Debakel für Merkel. Sie muss verhindern, dass es dazu noch einmal kommen kann.“

Schwer wiegt für Merkel aus Sicht der „Financial Times Deutschland“ die unausweichliche Kooperation mit der Opposition, die für die Suche nach einem geeigneten Nachfolger für das Amt von Nöten sein wird: „Wulffs Rücktritt ist mehr als einfach nur ein neues Problem für die Krisen-Kanzlerin. Der Abgang des zweiten Bundespräsidenten von Merkels Gnaden innerhalb von nicht einmal zwei Jahren ist für die CDU-Regierungschefin eine ernste Machtfrage. Und da macht Merkel am liebsten noch weniger Worte als ohnehin schon. Die eigene Niederlage nicht auch noch auszuwalzen, das ist ihre Devise.“

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ wertet die kommende Zusammenarbeit als politisch vorgegeben. „Die Ankündigung der Bundeskanzlerin, mit den Sozialdemokraten und den Grünen über den Vorschlag der Koalition zu sprechen, weist in diese Richtung; sie ist allerdings auch von dem Blick auf die knappen Mehrheitsverhältnisse in der nächsten Bundesversammlung bestimmt.“

Auch die „Welt“ bewertet den Verlauf der Ereignisse als ein Debakel, allerdings als eines, das dem Image der Kanzlerin nicht schadet. „Ihrem Ansehen wird dies kaum schaden; sie rettet weiter Europa. Schon rotiert das Kandidatenkarussell. Eine Staatskrise sieht anders aus.“, resümiert die Zeitung.

[bb; Foto: asch]