Berlin | Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz geht davon aus, dass sein Parteifreund Hendrik Wüst bei einer Kanzlerkandidatur in Bayern als nicht mehrheitsfähig eingeschätzt werden würde.
„Ich habe in den vergangenen Monaten viele Szenarien gedanklich durchgespielt“, sagte Merz dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Samstagausgaben) zu der Frage, ob er darüber nachgedacht habe, dem fast 20 Jahre jüngeren NRW-Ministerpräsidenten den Vortritt bei der Kanzlerkandidatur der Union zu lassen. „Wenn mich jemand von einem bayerischen Medium dazu fragen würde, würde er vermutlich sagen, Hendrik Wüst sei in Bayern nicht mehrheitsfähig.“
Merz erklärte, in der Union gebe es nicht eine Partei, sondern zwei. „Und die sind immer dann erfolgreich, wenn sie sich einig sind, auch und gerade in dieser wichtigen Personalfrage.“ Die Union könne froh sein, dass sie mindestens zwei potenzielle Kanzlerkandidaten habe.
Die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur will die Union nach der Landtagswahl in Brandenburg treffen. Sie ist am 21. September. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für das RND hatte sich jüngst die Mehrheit der CDU-Mitglieder mit Merz als Parteichef zufrieden gezeigt, die meisten von ihnen rechneten aber Wüst die besten Chancen als Kanzlerkandidat zu (43 Prozent). Merz kam auf 33 Prozent, Söder auf 20 Prozent. Der Wahlkampf 2021 war überschattet von schweren Auseinandersetzungen zwischen Söder und Kanzlerkandidat Armin Laschet, der damals auch CDU-Vorsitzender war.