Berlin | Die Metall-Arbeitgeber warnen die Bundesregierung vor einer Gefährdung der deutschen Wettbewerbsfähigkeit. Er mache sich in dieser Hinsicht „ernsthaft Sorgen“, sagte Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstagausgabe) in einem Interview. Angesichts der aktuellen Sozial- und Arbeitsmarktpolitik befürchte er, „dass Deutschland auf einen Schlag verspielt, was wir in zehn Jahren mühsam aufgebaut haben“.

Durch die geplante abschlagsfreie Rente mit 63 könnten nach den Worten von Dulger in der Metall- und Elektroindustrie in den nächsten zehn Jahren bis zu 200.000 Arbeitnehmer vorzeitig in den Ruhestand gehen. „Das ist erschreckend, weil damit viel Know-how verloren gehen würde. Es geht um unsere gut ausgebildeten und erfahrenen Facharbeiter.“

Zudem sei heute schon klar, „dass die Arbeitskosten aufgrund der immer höheren Rentenbeiträge weiter steigen werden“. Hinzu komme der demografische Wandel. Bis 2025 sinke die Zahl der erwerbstätigen Menschen um 6,5 Millionen.

Mit Blick auf den geplanten Mindestlohn von 8,50 Euro in der Stunde kritisierte Dulger, es sei problematisch, dass Arbeitszeitkonten künftig nach einem Jahr ausgeglichen werden müssten. Wenn sich das auch auf bestehende Tarifverträge erstrecke, „dann wäre dies das Aus für Flexikonten in der Industrie“. Damit würde genau die Flexibilität verlorengehen, „die uns in der großen Krise 2009/2010 wirtschaftlich gerettet hat, das würde uns extrem schaden“.

Kritisch äußerte sich der Gesamtmetall-Präsident auch mit Blick auf die Gewerkschaften: „Unsere Tarifautonomie ist stärker in Gefahr, als sie es jemals war. Die Gewerkschaften neigen in letzter Zeit dazu, einen Teil ihrer ureigenen Aufgaben der freundlich gesonnenen Politik zu überlassen.“ Dulger verwies in diesem Zusammenhang auf Themen wie Mindestlohn und Bildungsurlaub: „Solche Fragen überlassen die Gewerkschaften gerne der Politik. Das sind aber eigentlich Aufgaben, die das Grundgesetz den Tarifpartnern zuweist. Da muss man sich auch mal unangenehmen Tarifverhandlungen stellen. Man muss Tarifautonomie auch leben, auch als Gewerkschaft.“

Autor: dts