Köln | In 19 Ländern* der EU kontrollierten heute Polizeibeamte Kleintransporte nach metallischem Diebesgut. Auch die Kölner Polizei beteiligte sich und kontrollierte an mehreren Stellen im Stadtgebiet, unter anderem an der Brühler Landstraße, aber auch im rechtsrheinischen Köln.

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Der Platz an der Brühler Landstraße war nicht zufällig gewählt. Am Kölnberg haben sich besonders viele kleine Metallgewerbe angemeldet. Zumeist sind ihre Akteure aus den südosteuropäischen Ländern vornehmlich aus Rumänien. Wichtig ist Einsatzleiter Thomas Schulte die Aussage, dass nicht alle am Kölnberg ansässigen Metallhändler illegal agieren, allerdings gibt es auch hier schwarze Schafe. Thilo Lotterer der Bezirksbeamte vor Ort erläuterte, dass sich seit zwei Jahren am Kölnberg vermehrt Metallhändler aus Rumänien angesiedelt hätten. Derzeit seien rund 300 Personen, man schätzt die Dunkelziffer allerdings auf 600 Personen. Die Händler gehen mit Kleintransportern oder Pritschenwagen auf Metalljagd und seien vom südlichen Ruhrgebiet bis zur Mosel, der A 45 bis zur niederländischen Grenze unterwegs. Ein Teil ganz legal, ein kleiner Teil aber auch illegal. Lochner betont, dass häufig auch Ordnungswidrigkeiten zu beklagen seien, da die Transporter alt und manchmal nicht mehr verkehrssicher seien oder unerlaubter Elektroschrott gesammelt werde, oder die Ladung falsch gesichert sei.

Was vor allem Thomas Schulte Sorgen Macht, ist, dass die Diebe nicht davor zurückschrecken, Teile bei der Deutschen Bahn AG oder KVB zu entwenden, die auch sicherheitsrelevant seien. Damit müsse man hier nicht nur den Wertverlust, sondern auch die Gefährdung des Schienenverkehrs in Betracht ziehen. Mit der heutigen Aktion wolle man den Tätern ein Signal senden, dass man wisse, wo sie sich befünden.

Die Kölner Polizei kontrolliert seit heute Morgen und hat bislang (13 Uhr) 150 Fahrzeuge und 250 Personen kontrolliert. Die meisten Gründe für Beanstandungen seien mangelnde Verkehrssicherheit und fehlerhafte Ladungssicherung. Und es wurden diverse Transporter stillgelegt. Eine Person, ein deutscher Junkie, wurde festgenommen, weil er versucht hatte mit einem gestohlenen Kleintransporter vor der Polizeikontrolle zu fliehen. Es kam zu einer kurzen Verfolgungsfahrt.

Die Gründe für die Zunahme des Metalldiebstahls

Das Metallgewerbe sei einfach und daher interessant für die Täter, so die Kölner Polizei. Und es werden hohe Preise für Buntmetall gezahlt. Dazu komme die Situation der Menschen in ihren Heimatländern. Schult spricht nicht von bandenmäßiger Kriminalität, sondern eher von einem Netzwerk, in das Familien oder dörflich heimatliche  Bande einspielen. Thilo Lotterer der Bezirksbeamte vor Ort bestätigte dies indirekt, so schwanke auch die Zahl der Klein-LKW vom Ende letzten Jahres mit 45 zu heute 33, die im Umfeld des Kölnberges den Metallhändlern zugeordnet werden könnten. Das liege auch an der Reise-Freizügigkeit, dass der ein oder andere mal für zwei Monate in sein Heimatland führe.

Seit den frühen Morgenstunden führt die Polizei Köln Kontrollmaßnahmen im Bereich von Metallhändlern im rechtsrheinischen Köln durch, die im Umland und darüber hinaus für die unkontrollierte Annahme von Altmetall jeglicher Art bekannt sind. Dadurch haben sich die Firmen insbesondere bei rumänischen und bulgarischen Schrottsammlern als Ablageort von gesammelter, erbettelter aber auch gestohlener Ware etabliert. Hohe Beträge werden dabei an die Schrottlieferanten ausgezahlt.

Gegen die Firmeninhaber sind bereits mehrere Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Hehlerei und Umweltdelikten geführt worden. Anliefernde Fahrzeuge verstießen bisher nahezu ausnahmslos gegen verkehrsrechtliche Bestimmungen. Hinzu kommen umwelt- und gewerberechtliche Verstöße. Des weiteren wurden durch den Zoll zahlreiche Verdachtsanzeigen wegen Schwarzarbeit aufgenommen. Allerdings beobachten die Beamten auch, dass nach ihren Kontrollen bei Schrotthändlern, diese eine Zeit gemieden würden und die Ware dann kurz hinter Grenze in den Niederlanden abgesetzt werde.

[infobox]* Die Liste der Länder in denen heute kontrolliert wurde: Deutschland, Österreich, Belgien, Bulgarien, Zypern, Spanien, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Litauen, Lettland, Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei, Italien

Die Polizei veröffentlichte heute Abend die folgende Bilanz:

„Bei den Personen- und Fahrzeugkontrollen wurden in den im Rheinland beteiligten Kreispolizeibehörden Aachen, Bonn, Rheinisch-Bergischer Kreis, Rhein-Erft-Kreis und Rhein-Sieg-Kreis insgesamt über 220 Fahrzeuge, davon 10 Metalltransporter, sowie fast 400 Personen überprüft. Zwei Personen wurden festgenommen und drei Strafanzeigen gefertigt. Des weiteren wurden zahlreiche Ordnungswidrigkeitenanzeigen wegen verkehrsrechtlicher Verstöße sowie zwei Verkehrsvergehensanzeigen wegen Fahren ohne Fahrerlaubnis und Fahren unter Drogeneinfluss gefertigt. Acht Fahrzeuge wurden dem TÜV vorgeführt.

Besonders dreist agierte der Fahrer (30) eines Schrottfahrzeugs. Bereits in den frühen Morgenstunden war der 30-Jährige mit seinem völlig verkehrsunsicheren VW Transporter an einer Kontrollstelle im Stadtteil Vingst angehalten worden. Die Beamten untersagten die Weiterfahrt, woraufhin der Fahrer sein Gefährt zunächst abschleppen ließ. Wenige Stunden später geriet der Mann mit seinem schrottreifen Fahrzeug wieder in eine Verkehrskontrolle – diesmal in Köln-Rondorf. Konsequenz: Abermalige Untersagung der Weiterfahrt, Sicherstellung der Kennzeichen und eine saftige Geldbuße.

Ein anderer Kleintransportfahrer versuchte im Rechtsrheinischen vor einer Kontrolle zu flüchten. Die Polizisten waren jedoch schneller, stellten den 34-Jährigen und nahmen ihn fest. Grund seiner Flucht: Den Fiat Ducato hatte er vor einigen Tagen gestohlen – kurz nachdem der Mann aus der Haft entlassen worden war. Außerdem wurde bei dem Drogenabhängigen Rauschgift aufgefunden. Der Polizeibekannte soll noch heute (21. Mai) dem Haftrichter vorgeführt werden.

In Bergisch-Gladbach wurde ein Pkw mit fünf Rumänen angehalten. Zwei von ihnen hatten Spendenzettel dabei, die bei einem zuvor begangenen Trickdiebstahl eingesetzt wurden. Dabei hatten sie Bargeld aus der Geldbörse des Geschädigten gestohlen.“

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Autor: Andi Goral
Foto: Bei dem Transporter mit den offenen Türen fand keine ordnungsgemäße Ladungssicherung statt. Ob das Altmetall rechtmässig erworben wurde, prüfte die Polizei vor Ort.