Köln | Vom 3. bis 5. Juli findet die 14. Internationale Migrationskonferenz, die älteste und gleichzeitig eine der bedeutendsten ihrer Art, statt. Schwerpunktthema der diesjährigen Konferenz in diesem Jahr: „Migration und Mobilität“. Das Thema der Konferenz, so die Verantwortlichen, spiegle gleichzeitig die aktuelle öffentliche Auseinandersetzung um die Bewertung unterschiedlicher Migrantengruppen wider.

So würde im Falle von Migration bei Hochqualifizierten oft im positiven Sinne von „Mobilität“ gesprochen, bei Flüchtlingen tendiere man hingegen eher zu dem negativ konnotierten Begriff von Migrantinnen und Migranten, so die Feststellung der Expertinnen und Experten. Dabei stehe die Unterscheidung oft in Zusammenhang mit Armut. Zur Verschärfung des Problems trügen vor allem restriktive Regelungen im Umgang mit Migranten bei. Es gebe eine Liberalisierung des Weltmarktes in Bezug auf Güter, jedoch nicht in Bezug auf die Freizügigkeit von Arbeitskräften, so Thomas Geisen vom Institut Integration und Partizipation (IIP) der Hochschule für Soziale Arbeit (HSA),Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, einer der Mitveranstalter der Konferenz. Dabei seien Länder wie Deutschland künftig stark angewiesen auf Zuwanderung, um einen Fachkräftemangel abzuwenden.

„Flüchtlingsproblematik oft hausgemacht“

Im öffentlichen Diskurs würden Migranten oft als Gefahr dargestellt, gleichzeitig bediene man sich ihrer als billige Arbeitskräfte etwa im Pflegebereich oder auch in der Landwirtschaft. Dies spiegle sich auch in der Mindestlohndebatte wieder, wenn etwa Löhne für Erntehelfer aus dieser Regelung herausgenommen werden sollen, so Markus Ottersbach, Kompetenzplattform für Migration und interkulturelle Kompetenz (KOPF) der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften der Fachhochschule Köln. Der ethnische oder auch nationale Blick auf das Thema Migration reflektiere angesichts einer weltweiten Mobilität nicht mehr die soziale Realität innerhalb von Einwanderungsgesellschaften. In Bezug auf die aktuellen ökonomischen, rechtlichen wie auch politischen und sozialen Probleme richte diese veraltete Betrachtungsweise immer noch einen großen Schaden an. Der Versuch, internationale Probleme mit nationalen Konzepten lösen zu wollen, trage dazu bei, dass diese Probleme noch größer würden. Auch die Flüchtlingsproblematik innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten sei oft hausgemacht, es fehle hauptsächlich der politische Wille etwas an der Situation zu ändern, so Ottersbach.

Paradoxer Umgang mit Mobilitätsbegriff

Laut Erol Yildiz vom Institut für Erziehungswissenschaft, Fakultät für Bildungswissenschaften, Universität Innsbruck, ebenfalls Mitveranstalter des Kongresses, stellen Migrationbewegungen eine historische Normalität dar und hätten die europäischen Gesellschaften von Beginn an geprägt. Im öffentlichen Diskurs werde jedoch oft ein anderes Bild geprägt, das mitunter recht paradox sei: Einerseits werde Mobilität als Erfordernis einer globalisierten Welt beschworen, andereseits würden bestimmte Formen der Moblität als unerwünschte Zuwanderung kontrolltiert, kriminalisiert und skandalisiert. Mit dem Titel der diesjährigen Konferenz möchte man diese Paradoxie zum Ausdruck bringen.

Internationales Teilnehmerfeld

Die dreitägige Tagung unter der Schirmherrschaft der Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Svenja Schulze, und des Oberbürgermeisters der Stadt Köln, Jürgen Roters, findet in den Räumen der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften an der FH Köln statt. Veranstalter sind die Kompetenzplattform für Migration, Interkulturelle Bildung und Organisationsentwicklung (KOPF) der Fachhochschule Köln, das Institut für Regional- und Migrationsforschung (IRM) in Trier, das Institut Integration und Partizipation der Fachhochschule für Soziale Arbeit (FHNW) in Olten (Schweiz), das Centre de Documentation sur les Migrations Humaines (CDMH) in Dudelange (Luxemburg) und das Institut für Erziehungswissenschaft, Fakultät für Bildungswissenschaften an der Universität Innsbruck (Österreich).

Autor: Daniel Deininger