Für Dr. Ulrich S. Soénius, Geschäftsführer der IHK Köln, ist das Mikrodarlehen „in diesem Bereich ein einmaliges Produkt“. Allzu oft hätten Mikrodarlehensnehmer Probleme, bei einer anderen Bank einen Kredit zu bekommen. „In solchen Fällen freuen wir uns, gemeinsam mit der Handwerkskammer und dem Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Köln als regionales Startercenter mit dem Mikrodarlehen der NRW.Bank weiterhelfen zu können“, so Soénius. Für Michael Stölting, Vorstand der NRW.Bank, steht fest: „Keine gute Idee darf an der Finanzierung scheitern. Das ist unser Motto.“ Viele Kleinstgründer seien unternehmerisch oder kaufmännisch unerfahren. Deshalb gebe es beim Mikrodarlehen seiner Bank eine verpflichtende Begleitberatung in den ersten zwei Jahren. So könnten Fehler verhindert und entscheidend zum Erfolg des Unternehmens beitragen werden.
Sicherheiten müssen nicht gestellt werden
Gestartet hat das Projekt im Herbst 2008. Das Darlehen kann jeder beantragen, der seinen Hauptwohnsitz in NRW hat und entweder eine selbstständige Tätigkeit als gewerbliches Unternehmen oder eine freiberufliche Tätigkeit in NRW aufnehmen möchte oder weniger als fünf Jahre ausübt. Anlaufstelle sind die örtlichen Startercenter. Hier werden die Gründer beraten. Anschließend leiten die stellen den Antrag mit integriertem Gründungskonzept an die NRW.Bank weiter. Danach kann ein Darlehen zwischen 5.000 Euro und 25.000 Euro bewilligt werden. Sicherheiten müssen nicht gestellt werden. Gerade hierbei würden nämlich nach Stölting die meisten anderen Banken zurückschrecken. Im besten Fall sollen die Unternehmer expandieren und so auch für die „Hausbanken“ attraktiv werden.
Zahlen sprechen von Erfolg
Die bisher vorliegenden Zahlen von Stölting sprechen von einem Erfolg. Die bisherigen ausgezahlten Darlehen sind zu 73 Prozent direkt an Gründer gegangen. Die durchschnittliche Höhe liegt bisher landesweit bei 20.000 Euro. Im Großraum Köln gab es bisher 40 Zusagen mit einem Gesamtvolumen von 834.000 Euro. Der Frauenanteil liegt landesweit bei rund 40 Prozent. Allerdings, so gibt Stölting zu, ist das Projekt noch zu jung, um eine genaue Statistik zu veröffentlichen, in der die erfolgreichen und gescheiterten Unternehmensgründungen aufgeführt werden. Die Mittel des Förderprogramms stammen je zur Hälfte vom Land NRW und aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Aus ihnen wurde ein revolvierender Fonds errichtet, so dass zurückgezahlte Mittel erneut als Mikrodarlehen an Kleinstgründer vergeben werden können. Das Gesamtvolumen des Fördertopfes beträgt 20,5 Millionen Euro.
Kölner Second-Hand-Laden – Ein Praxisbericht
Kerstin Strohn, Mikrodarlehensnehmerin und Gründerin des Kölner Second-Hand-Ladens, Friese 75, ist zufrieden mit dem Fördermittel: „Das Mikrodarlehen hat mir die Verwirklichung meiner Idee ermöglicht. Ohne das Kapital hätte ich den Sprung in die Selbständigkeit nicht gewagt.“ Zuerst habe sie es mit dem klassischen Weg probiert, sich über Bekannte und im Internet informiert, um daraufhin einen Businessplan zu schreiben. Von ihrer Hausbank bekam sie allerdings keine Unterstützung: „Am Ende geht man mit den Papieren stolz zur Bank, aber die Banken waren weder inhaltlich noch vom Zahlenwerk zu überzeugen.“ Das Mikrodarlehen wurde ihr von einer Bekannten empfohlen, mit dieser Hilfe konnte sie im März diesen Jahres ihr Geschäft eröffnen. Trotz der Freude ist sie sich aber auch über die Gefahren bewusst: „Das Risiko liegt zu 100 Prozent beim Gründer“, so Strohn.
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Dominic Röltgen für report-k.de | Kölns Internetzeitung
Start Köln K-Wirtschaft Mikrodarlehen im Regelbetrieb: „Keine gute Idee darf an der Finanzierung scheitern“