Düsseldorf |  aktualisiert | NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zeichnete neben den drei Kölnern Henning Krautmacher, Professor Dr. h.c. Adam Wilhelm Klein und Osman Okkan weitere 11 Bürgerinnen und Bürger im Präsidentenschlösschen der Bezirksregierung Düsseldorf mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen aus. Die Ministerpräsidentin überreichte diese besondere Auszeichnung und würdigte die ausgezeichneten Menschen persönlich. „Heute ehren wir 14 besondere Frauen und Männer, die sich um unsere Gesellschaft auf ganz vielfältige und besondere Weise verdient gemacht haben: sei es für ihren sozialen Einsatz, sei es als Unternehmer, sei es als Politiker“, so Hannelore Kraft. Sie sei davon überzeugt, dass diese Frauen und Männer mit ganzem Einsatz Anderen geholfen und damit zum gesellschaftlichen Vorankommen beigetragen haben. Unter anderem wurden drei Kölner Bürger ausgezeichnet. Einer allerdings scheiterte trotz echter Bemühungen und einer echten Reiseodyssee an den Witterungsbedingungen: Henning Krautmacher von der Kölner Band „Höhner“  ließ sich auf Grund des Wetters entschuldigen.

Die Ministerpräsidentin hob ausdrücklich den hohen Aufwand an Energie und Zeit hervor, den ein solch herausragendes Engagement mit sich bringe. An die Ausgezeichneten gewandt sagte Hannelore Kraft: „Sie alle sind Vorbilder, die anderen Menschen Werte vorleben. Werte wie Solidarität, Toleranz oder Zivilcourage. Solche Werte können eben nicht ‚von Oben‘ verordnet werden. Sie müssen vorgelebt werden. Ihr ehrenamtlicher Dienst, den Sie auf ganz individuelle Art und Weise leisten, trägt dazu bei, dass unser Land ein lebens- und liebenswertes Land ist und bleibt. Dafür danke ich Ihnen von ganzem Herzen.“ 

Die Laudationes im Wortlaut:

Henning Krautmacher aus Pulheim

„Wenn nicht jetzt, wann dann?“ – ist nicht nur eines der bekanntesten Lieder der Kölner Band „Höhner“, sondern wohl auch eine Lebenseinstellung von Höhner-Frontmann Henning Krautmacher. Seit 1986 ist Henning Krautmacher das Gesicht der Gruppe und trägt als Sänger auch wesentlich dazu bei, den Stellenwert der kölschen Mundart in der deutschen Musikszene zu erhöhen. Aber er nutzt seinen prominenten Status und sein künstlerisches Talent immer wieder auch dazu, sich für verschiedene gesellschaftliche Projekte einzusetzen. So ließ sich Henning Krautmacher bereits 1993 als potenzieller Stammzellenspender bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren und wirbt intensiv dafür, dass möglichst viele diesem Beispiel folgen. Zuletzt war er im April dieses Jahres offizieller Botschafter der DKMS-Kampagne „Mund auf gegen Leukämie“.

Henning Krautmacher hat ein Herz für die Menschen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen. So unterstützt er seit 1994 – gemeinsam mit den „Höhnern“ – das Lobby-Restaurant „LoRe“ in Köln. Dies ist ein Restaurant, das Obdachlosen und mittellosen Bürgern täglich ein Drei-Gang-Menü für nur zwei Euro anbietet. Die Musiker schrieben 1994 für dieses Projekt den Song „Alles verlore“ – und seitdem kommt der Verkaufserlös dem Restaurant „LoRe“ zugute. Als Hobbykoch ließ es sich Henning Krautmacher auch nicht nehmen, im März dieses Jahres persönlich mit den Mitarbeitern der Einrichtung für 60 hilfsbedürftige Kölner ein Drei-Gänge-Menü zu „zaubern“.

Selbstverständlich war für ihn auch, anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der „Leverkusener Tafel“ an einem prominenten Show-Kochen teilzunehmen. Und als großer Publikumsmagnet, der er nun einmal ist, verhalf er damit der Tafel zu noch mehr öffentlichem Interesse.

Ganz herausragend engagiert sich Henning Krautmacher seit 2007 für die „Stiftung Lesen“. Selbst Vater, der seinen zwei Söhnen früher viel vorlas, wirbt er als Botschafter, als Vorleser und als prominenter Pate regelmäßig in Kampagnen wie „Lesestart“, „Ride for Reading“ oder „Kölner Leselauf“ für das Lesen und Vorlesen. Die „Stiftung Lesen“ zeichnete ihn mit dem AusLese-Preis 2009 als „Botschafter des Lesens“ aus.

Dem Landrat-Lucas-Gymnasium in Leverkusen-Opladen steht er seit 2010 als Pate für das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zur Verfügung.
Last but not least hat sich Henning Krautmacher auch für die artgerechte Haltung von sogenannten Nutztieren eingesetzt. Gemeinsam mit seinen Bandmitgliedern hat er sich als Botschafter des Deutschen Tierschutzbundes vor allem für den Kampf gegen die Käfighaltung von Legehennen engagiert. Mit ihrem Song „Johanna das Huhn“ haben die „Höhner“ dazu auch das passende Lied geschrieben.

Lieber Henning Krautmacher – um den Rahmen nicht zu sprengen, muss ich hier wohl mit der Aufzählung Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeiten aufhören. Aber sicherlich ist jedem hier Anwesenden längst klar geworden, dass Sie für Ihr besonders vielseitiges ehrenamtliches Wirken auch eine besondere Auszeichnung verdienen, nämlich den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Alles versucht und am Wetter gescheitert – Henning Krautmacher konnte wegen dringendem TV Termin nicht an der Verleihung teilnehmen

Schon früh am Morgen hatte sich Henning Krautmacher gegen 8:30 Uhr von Offenburg aus mit der Deutschen Bahn auf den Weg nach Düsseldorf gemacht um pünktlich zur Verleihung des Verdienstordens vor Ort zu sein. „Um 12 Uhr habe ich in Köln, wo ich umsteigen musste dann die Information bekommen, dass das Flugzeug, dass ich extra gechartert hatte bei diesen Witterungsbedingungen nicht starten oder landen kann.“, erläutert der Kölner Musiker, der am Abend in Offenburg sein musste um an einer TV Sendung teilzunehmen. Man habe sich dann mit der Staatskanzlei verabredet die Ordensverleihung zu verschieben. Henning Krautmacher machte sich von Köln aus, dann wieder auf den umgekehrten Weg nach Offenburg. Eine wahre Reiseodyssee.

Professor Dr. h.c. Adam Wilhelm Klein aus Köln

Für Menschen wie Adam Wilhelm Klein müsste der Tag 48 Stunden haben: 24 Stunden für den gewiss vollen Terminkalender des Generaldirektors und Aufsichtsratsvorsitzenden der Gothaer Versicherung in Köln, der er lange war, und noch einmal 24 Stunden für die Ehrenämter.
Über 30 Jahre (von 1962 bis 1993) schult Adam Wilhelm Klein angehende Versicherungskaufleute. 1971, die Versicherungsakademie Köln wird nach München verlegt, gewinnt Adam Wilhelm Klein die neu gegründete Kölner Fachhochschule dafür, auch den Fachbereich Versicherungswesen anzubieten. Er baut ihn mit auf und beteiligt sich später u. a. an der Integration des Fachbereichs Versicherungswesen in die neue Fakultät für Wirtschaftswissenschaften.
Doch erfolgreiche Forschung braucht auch im Versicherungswesen viel Geld. Das weiß Adam Wilhelm Klein gut und wird darum zum Mitbegründer des Fördervereins des Instituts für Versicherungswesen. Er übernimmt nicht nur den Vorsitz des Vereins bis 1993, sondern dazu auch von 1978 bis 2011 den Vorsitz des Gesamtfördervereins der FH Köln. Viele wichtige Projekte an der Fachhochschule werden erst möglich, weil Adam Wilhelm Klein als Spendensammler überaus erfolgreich ist.
Adam Wilhelm Klein schaut über den eigenen Tellerrand hinaus und pflegt früh Kontakte zu ausländischen Gesellschaften und Hochschulen. Schon in den 1970er Jahren belebt er u. a. als Präsident der Deutsch-Japanischen Gesellschaft in Köln den kulturellen, wissenschaftlichen und wirtschaftspolitischen Austausch beider Länder. Anfang der 1990er Jahren knüpft die Fachhochschule erste Kontakte zur Universität für Architektur und Bauwesen in Nishnij Nowgorod, Russland. Für das dort eingerichtete Institut für Wirtschaft und Recht übernimmt Adam Wilhelm Klein als Honorarprofessor für Wirtschafts- und Versicherungswirtschaft die Weiterentwicklung der Curricula. Ein von ihm eingerichtetes international besetztes Kuratorium organisiert seitdem – und bis 2009 unter seiner Leitung – den gegenseitigen Studenten- und Dozentenaustausch.
Die „A. Wilhelm Klein Stiftung für Bildung und Ausbildung“, der er seit 30 Jahren vorsteht, unterstützte bisher rund 400 Studierende über die Fachhochschule Köln hinaus bei Weiterbildung und durch Auslandssemester.
Wir sagen Dank, lieber Adam Wilhelm Klein, für Ihr umfangreiches Wirken und überreichen Ihnen den Verdienstorden des Landes.

Osman Okkan aus Köln

Osman Okkan kommt nach dem Besuch eines deutschen Gymnasiums in Istanbul 1965 zum Studium nach Deutschland und entschließt sich zum Bleiben. Heute ist Osman Okkan ein kritischer Journalist, für viele ein Freund und Gesprächspartner, vor allem aber ein Mittler mit engem Kontakt zur deutschen und zur türkischen Bevölkerung. Osman Okkan hat sich sowohl ehrenamtlich als auch durch seine Arbeit als Journalist in vielen Jahren um die deutsch-türkische Völkerverständigung verdient gemacht. Und natürlich auch um die Integration der in Deutschland lebenden Türken. Ihn beschäftigt aber generell die Frage, wie unsere Gesellschaft mit Minderheiten umgeht. Ob es um Kurden und Armenier geht oder ob er sich für die griechisch-türkische Verständigung einsetzt – immer gelingt es Osman Okkan, eine verbindende Rolle einzunehmen.
Mit seinen Projekten und Filmen über Minderheiten in der Türkei hat er viel zur Sensibilisierung der deutschen und der türkischen Öffentlichkeit in Deutschland beigetragen. Seit mehr als zehn Jahren ist Osman
Okkan aktives Mitglied des Vereins „Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland“ und gehört zu den Mitbegründern des „Kulturforums Türkei-Deutschland e.V.“, das aus einer Initiative von Künstlern, Kultur- und Medienexperten entstanden ist. Osman Okkan ist tragende Säule und Vorstandsvorsitzender des Vereins und initiiert seine Projekte bundes- und sogar europaweit.
Als Redakteur des Westdeutschen Rundfunks und als freiberuflicher Autor hat Osman Okkan über viele Jahre einen Beitrag zum Erfolg des türkischen Radioprogramms „Köln Radyosu“ geleistet. Er selbst ist eine der prägenden Stimmen des Programms und genießt bei vielen Hörerinnen und Hörern große Anerkennung und Respekt.
Lieber Osman Okkan, ich kann mich Ihren Hörerinnen und Hörern nur anschließen. Dialog ist die Basis für erfolgreiches und friedliches Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Der Umgang mit Minderheiten ist entscheidend für das Gesamtklima unserer Gesellschaft.

Ich danke Ihnen für Ihr vorbildliches Engagement und verleihe Ihnen dafür gerne den Landesverdienstorden.

INFOBOX

Neben den drei Kölnern wurden ausgezeichnet :  
-Fatmire „Lira“ Bajramaj, Frankfurt
-Erol Celik, Wuppertal
-Bodo Champignon, Dortmund
-Leonid Goldberg, Solingen
-Wilfried Hagebölling, Paderborn
-Dr. Barbara Hendricks, MdB, Kleve
-Annette Jäger, Essen
-Ruziye Malkus, Castrop-Rauxel
-Wolfgang Riotte, Staatssekretär a.D., Düsseldorf
-Harald Schartau, Staatsminister a.D., Osnabrück
-Professor Wolfgang Schulhoff, Düsseldorf
Der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ist im März 1986 gestiftet worden. Er wird an Bürgerinnen und Bürger aus allen Gruppen der Bevölkerung verliehen, deren außerordentliche Verdienste für die Allgemeinheit in allen Lebensbereichen erworben wurden. Die Zahl der Landesorden ist auf 2500 begrenzt. In den 26 Jahren seines Bestehens sind über 1400 Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet worden.

Autor: ak
Foto: Symbolfoto