Unvorstellbar?
Für viele Menschen ist es unvorstellbar blind zu sein – noch unvorstellbarer wird es, wenn es sich um blindes Autofahren handelt. Bereits zum dritten Mal ermöglichten jedoch Mitarbeiter der Kölner Ford-Werke GmbH und der Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e.V., dass eine Gruppe von 35 sehbehinderten und blinden Menschen mit Hilfe eines Fahrlehrers auf der Ford Teststrecke Autofahren konnten.

Mit 110 km/h über die Teststrecke und da geht noch mehr
Dieses Glück hatte auch Rezzan Özel. Sie ist seit ihrer Geburt blind. Unter gewöhnlichen Umständen ist es unmöglich für sie Auto zu fahren, doch das änderte sich heute.  Ohne auch nur eine Kleinigkeit zu sehen parkte sie aus und rollte erst vorsichtig im ersten Gang auf die Teststrecke. Als Hilfe oder eher zur Unterstützung saß Kurt Bartels, Fahrlehrer, neben ihr. Mehr aber als die Richtung korrigieren brauchte er nicht. Wie bei einer richtigen Autoprobefahrt wurde das Auto auch auf verschiedenen Böden getest. Wie fühlen sich Hubbel, Straßenbahnschienen, grobes Kopfsteinpflaster oder ein Wasserbecken an, wenn man es nicht sieht? Jeder Straßenbelag den es auf der Teststrecke gibt wurde ausprobiert, Vollbremsungen gemacht und richtig Gas gegeben.

Selbstversuch: Zehn Minuten Blind auf der Teststrecke
Als ich Rezzan Özel fragte, was es für ein Gefühl sei, die verschiedenen Bodenbeläge zu fühlen und die Geschwindikeit zu spühren, aber nicht zu wissen, wo es es hingeht, wurde ich selber für zehn Minuten blind. Mit verbundenen Augen sollte ich drei Fahrgäste, unter ihnen Rezzan Özel, und durch die Teststrecke bringen. Wo finde ich Kupplung, Bremse, Gas? Doch mit ein wenig Hilfe und Unterstützung meines Fahrlehrers, habe auch ich es über die Teststrecke geschafft. Als ich endlich das Auto zum Stehen gebracht hatte und nach zehn blinden Minuten mein Augenlicht wieder hatte, war mir klar, wie ausgeliefert man ist. Aber die Frage, wie es sich anfühlt blind Auto zu fahren, kann ich auch nicht beantworten. Das muss man schon selber erlebt haben. Aber bitte nicht nachmachen!

Johanna Tybussek für report-k.de/Kölns Internetzeitung