Köln | aktualisiert | Die umstrittene Pförtnerampel im Kölner Stadtteil Weiden geht an den Start. Sie ist Teil des Luftreinhalteplans, mit dem die Stadt Köln die Luft sauberer machen möchte, um drohende Dieselfahrverbote zu verhindern. Ab Mittwochmorgen beginnen die Umbauarbeiten, bevor am Donnerstagmorgen erstmals der Berufsverkehr betroffen sein wird.

Die Pendler sollen mehr Bus und Bahn fahren

Ziel sei es, einerseits die Grenzwerte für Stickoxide an der Messstelle in Weiden einzuhalten und andererseits die Menschen dazu zu bringen, mehr Bus und Bahn zu fahren, so Klaus Harzendorf, der Leiter des Amtes für Straßen und Verkehrsentwicklung der Stadt Köln. So sei die Anzahl der Dieselfahrzeuge im Kölner Umland doppelt so hoch, wie in Köln selbst, stellt die Stadt fest.

Durch die Inbetriebnahme der Pförtnerampel auf der Aachener Straße zwischen Bonnstraße und Am Rapohl soll der Verkehr stadteinwärts auf rund 700 Fahrzeuge pro Stunde reduziert werden, die dann Weiden stadteinwärts passieren dürfen. Die Verkehrsdichte liege aktuell aber nur in den Morgenstunden zwischen 7 Uhr und 9 Uhr bei über 700 Fahrzeugen, so die Stadtverwaltung. Aktuell passieren zu dieser Stoßzeit maximal 1.000 Fahrzeuge die Stadtgrenze, da dann die meisten Pendler unterwegs seien.

Ausbau des ÖPNV soll helfen

Wenn in einer Stunde stadteinwärts mehr als die vorgesehenen 700 Fahrzeuge unterwegs sind, verkürzt der Computer automatisch die Grünphasen für Autofahrer. Dieser künstlich erzeugte Rückstau solle die Menschen dazu bringen, auf andere Verkehrsmittel wie Bus und Bahn umzusteigen. Um diese Alternativen für Autofahrer attraktiver zu machen, haben die Stadt Köln und die Kreisverwaltung des Rhein-Erft-Kreises weitere Maßnahmen vorgestellt. Zu dem Verkehrskonzept zählt sowohl der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel wie Bus und Bahn, aber auch von Parkmöglichkeiten.

Insgesamt solle die Anbindung des Kölner Westens an die Innenstadt deutlich verbessert werden. Dafür baut die Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft die Busverbindungen nach Weiden-West in einem dreistufigen Plan aus.

Bereits ab kommenden Montag werden die Linien 961 und 965 an Wochentagen zwischen 6 und 9 Uhr bzw. zwischen 16 und 19 Uhr in beide Fahrtrichtungen im 15-Minuten-Takt eingesetzt. Ab Dezember sollen in einer zweiten Stufe zwei neue Express-Buslinien eingeführt werden. Dafür solle auf der Aachener Straße eine eigene Busspur entstehen, damit die Busse ohne Verzögerungen einem möglichen Stau entgehen können. In einer dritten Stufe könnten im Frühjahr 2020 nach einer Fahrgastzählung der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft weitere Maßnahmen folgen.

Mehr Parkplätze für Pendler

Zudem ist bis Ende 2022 eine Erweiterung des Park-and-Ride-Angebots in Weiden West geplant. Durch die Errichtung einer Parkpalette auf einer Teilfläche des Parkplatzes, verspricht sich die Stadtverwaltung eine Verdopplung der Kapazität auf über 1.250 Parkplätze. Durch den geplanten Ausbau wolle man ebenfalls den Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr fördern, da der Parkplatz zugleich eine Umsteigemöglichkeit zur Stadtbahnlinie 1 und zur S-Bahn in Richtung Innenstadt ist.

Bereits im August hat die Stadt die Angebote für Fahrgäste auf der Linie 7 durch die Verlängerung einzelner Fahrten bis Frechen-Bahnhof oder Frechen-Benzelrath, aber auch durch zusätzliche Fahrten verbessert. Langfristig stehe auch eine Trassenverlängerung für die Stadtbahn im Raum. Die Stadt Köln werde dafür eine Machbarkeitsstudie auflegen.

Mehr Stau

Kurzfristig rechnet die Stadt durch die Umstellung der Ampelanlage auf der Aachener Straße mit zusätzlichem Stau. Man erwarte, dass die Pendler durch die neue Ampelschaltung „maximal drei bis fünf Minuten mehr Zeit brauchen“, so Harzendorf. Nach den ersten zwei Wochen erhoffen sich die Stadt Köln und die Kreisverwaltung des Rhein-Erft-Kreises durch den künstlich erzeugten Stau eine Verlagerung des Verkehrs auf andere Routen, Verkehrszeiten oder Verkehrsmittel. Sollte sich der Verkehr in dieser Zeit in die rund 400 Meter entfernte Kreuzung Aachener Straße / Bonnstraße zurückstauen, könne man immernoch reagieren und die Ampelschaltung anpassen. Das möchte man in der anstehenden Testphase ausprobieren.

Im Frühjahr wollen der Rhein-Erft-Kreis und die Stadt Köln die Auswirkungen nach einer Eingewöhnungszeit für die Pendler auswerten, da der Verkehr in der Adventszeit nicht repräsentativ genug sei, um mögliche Anpassungen vorzunehmen. Mit den Maßnahmen möchten die Kommunen die Nutzung von Bus und Bahn für Pendler, die die Wahl zwischen dem Auto und den öffentlichen Verkehrsmitteln haben, attraktiver machen. Fraglich ist aber, ob der normale Autofahrer bei wenigen Minuten zusätzlicher Stauzeit wirklich auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigt – oder nicht einfach die paar Minuten früher losfährt.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Christian Joisten kritisiert die Inbetriebnahme der Ampel: „Der Versuch, die Belastung mit klima- und gesundheitsschädlichen Abgasen an der einen Stelle zu reduzieren, nur um ihn an anderer Stelle steigen zu lassen, ist ein billiger Taschenspielertrick. Die Autofahrer werden künftig durch die Wohngebiete ausweichen. An Knotenpunkten wie Junkersdorfer Straße/Militärringstraße wird weiterer Rückstau verursacht. Die als Lösung angedachten Busse werden im Stau stehen und zu Bremsbussen“. Er fordere stattdessen den schnellen Ausbau der Park-and-Ride Plätze in Köln, sowie ein stadtweites Expressbus-Netz.

Autor: Sean Magin
Foto: Klaus Harzendorf, Stadt Köln und Berthold Rothe vom Rhein-Erft-Kreis